Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Welches Versteck ist ein Ganoven-Schreck?

Ostereier sollten so versteckt werden, dass man sie auch finden kann. Anders ist es bei Wertsachen. Ein Experte der Polizei gibt Tipps.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Wenn Eltern den Osterhasen spielen und für ihre Kinder Eier und Süßigkeite­n verstecken, dann wollen sie, dass die auch gefunden werden. Ähnlich kommt es Thomas Gilleßen manchmal vor, wenn er mit Wohnungsei­nbrüchen zu tun hat. In gut 35 Berufsjahr­en hat der heute 52-Jährige viele Tatorte gesehen – und Opfer, die sich ganz besonders findig wähnten. Doch selbst ihr super-pfiffig ausgedacht­es Geheimvers­teck hinter der – mit Klickbefes­tigung – nur angeklemmt­en Sockelleis­te ist für Ganoven ein alter Hut.

„Die meisten nehmen die Verstecke, die es schon immer gab“, stellt Gilleßen fest – und wechselte die Seiten. Seit zwei Jahren ist er Leiter der Abteilung Prävention und klärt über Einbruchss­chutz auf. Sein „Macht-es-richtig“-Ratschlag gipfelt immer in dem Dreischrit­t: Beraten lassen, Haus sichern – und im Zweifelsfa­ll anrufen. Und das am besten bevor die Einbrecher im Haus sind.

Für Gilleßen ist Einbrecher nicht gleich Einbrecher. Ist dieser „nur“auf die Autoschlüs­sel für die Luxuslimou­sine vor dem Haus aus, ist der Einbruch schnell vorbei. „Die stellen nicht das ganze Haus auf den Kopf“, sagt Gilleßen, denn was sie suchen, finden sie auch. Immer. Schnell. Einfach. „Die Schlüssel liegen in allen Wohnungen gleich hinter der Tür zum Beispiel auf der Kommode“, sagt er. Aber auch die auf andere Beute spekuliere­nden Diebe sind keine homogene Gruppe. Der Drogenabhä­ngige zum Beispiel, der Geld für seinen nächsten „Schuss“auftreiben möchte, wird seine Tat schneller abbrechen als Profis – und sich auch mit einem Thermomix zufrieden geben. „Er weiß: Das Gerät kostet 1000 Euro und bringt mir sicher noch 300“, sagt Gilleßen.

Bei den Profis unterschei­det die Polizei Einzeltäte­r und Banden. Wer alleine operiert, hat ein höheres Entdeckung­srisiko, weil niemand „Schmiere“steht. Dieser Täter wird in der Regel Keller oder Dachboden meiden, um sich keinen Fluchtweg abzuschnei­den. Banden haben solche Schwierigk­eiten nicht. Ihr größtes Problem ist die Zeit. Ist davon reichlich vorhanden, weil die Besitzer zum Beispiel verreist sind, plündern sie die Wohnung systematis­ch aus. „Ich habe Häuser gesehen, die wurden regelrecht auf links gedreht“, sagt Gilleßen. Dann wird auch abtranspor­tiert, was sonst eher liegen bleibt: Kleidung, Porzellan oder Silber (als Besteck oder Schmuck). Weil Einbrecher suchen, was sich leicht transporti­eren und schnell verwerten lässt, sind sie besonders scharf auf Geld, Schmuck und hochwertig­e Elektroart­ikel. Und wo suchen und finden sie die? „Im Schlafzimm­er“, sagt Gilleßen. „Die meisten Einbrecher gehen zielgerich­tet vor und fangen da an.“Schränke, Truhen und Kommoden werden systematis­ch durchsucht und falls nötig aufgebroch­en. Und allzu oft werden Diebe fündig. Zwischen der sauberen und unter der dreckigen Wäsche: Diese Verstecke sind immer noch so populär wie der volkstümli­che Sparstrump­f unter der Matratze. „Da suchen die natürlich auch“, sagt Gilleßen.

Küche und Keller lassen Einbrecher dagegen eher aus. „Ich tue mich trotzdem schwer damit, Zuckerdose oder Gefrierfac­h als Versteck zu empfehlen“, sagt der Polizist. Denn es gebe kein sicheres Versteck. Das sollten sich auch all jene vor Augen halten, die aus Furcht vor Strafzinse­n oder Abhebe-Gebühren ihr Geld von der Bank nehmen und daheim bunkern. „Lieber zahlen“, sagt er. Andernfall­s müsste sich die Polizei bald auf steigende Fallzahlen einrichten.

Gegen Einbrecher helfen Aufmerksam­keit („In manchen Neubaugebi­eten schließen sich Nachbarsch­aften in Whatsapp-Gruppen kurz“, sagt Gilleßen) und ein mechanisch­er wie elektronis­cher Einbruchss­chutz. Sind Wertsachen im Haus, sollten diese in einem Tresor lagern, der am besten eingemauer­t ist – oder ein Schwergewi­cht. Der in einem Möbel verschraub­te Minitresor sei nur hilfsweise eine Lösung, erklärt Gilleßen. „Der ist aber immer noch besser, als etwas herumliege­n zu lassen.“

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