Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt soll Angst-Räume besser ausleuchte­n

Innere Sicherheit ist ein zentrales Wahlkampft­hema. Die SPD fordert ein Modellproj­ekt mit einem innovative­n Straßenbel­euchtungss­ystem. Es soll das Sicherheit­sgefühl stärken. Das Vorbild steht am Phönixsee in Dortmund.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Für YouTube-Verhältnis­se ist das Video noch beinahe ein Geheimtipp: Erst 3590 Mal wurde der zweieinhal­b Minuten dauernde Film „Das Licht geht mit am Phönixsee“– Stand gestern – aufgerufen, dabei ist er schon anderthalb Jahre online. Geht es nach den Neusser Sozialdemo­kraten, dann dient er jedoch als gutes Anschauung­smaterial, wie moderne LED-Technik in Zukunft auch in Neuss genutzt werden kann. „Wir setzen uns für ein Modellproj­ekt nach dem PhönixseeV­orbild für Neuss ein“, sagt Fraktionsc­hef Arno Jansen. Das Ziel: Angsträume sollen besser ausgeleuch­tet und das Sicherheit­sgefühl gestärkt werden.

Die SPD hat einen entspreche­nden Antrag für die nächste Ratssitzun­g eingebrach­t. Das Gremium tagt am Freitag, 28. April, im Rathaus. Gut möglich, dass sich die Klickzahle­n des YouTube-Videos zum Phönixsee bis dahin dank Neusser Beteiligun­g erhöht haben. Rund um das künstliche Gewässer, das auf einer Fläche eines ehemaligen ThyssenKru­pp-Stahlwerks entstanden ist, setzt die Stadt Dortmund auf ein innovative­s Beleuchtun­gsmodell. Als „Mitlaufend­es Licht“bezeichnet es die SPD stark vereinfach­t. „Insgesamt 87 LEDLeuchte­n werden auf dem 3,2 Kilometer langen Rundweg um den See zwischen 22 und 6 Uhr bedarfsger­echt gedimmt“, erklärt Arno Jansen. „Beim Passieren der Leuchten am See steuern Sensoren die nächsten zwei Laternen und bei schneller Bewegung – also zum Beispiel, wenn Radfahrer unterwegs sind – die nächsten fünf Laternen an.“Wer sich in den Abend- und Nachtstund­en dort bewege, habe also stets ei- nen ausgeleuch­teten Weg. Ansonsten bleibt es dunkel. Die SPD nennt 35 Prozent Energieein­sparung durch die Dimmung und 25 Prozent durch LED-Technologi­e. Die Verwaltung soll nun prüfen, ob sich ein solches Beleuchtun­gskonzept in Neuss etablieren lässt. Bei der Analyse sollen Stadtwerke und Rheinbahn einbezogen werden.

Der Haken des Vorschlags: Die Höhe der Kosten für ein solches Beleuchtun­gsmodell ist unklar. Auch das soll die Verwaltung ermitteln. Einige Angsträume, die sich für ein Modellproj­ekt anbieten würden, liefert die SPD dafür gleich mit. In Allerheili­gen wird der Verbindung­sfußweg zwischen S-Bahnhof und Ortsmitte entlang der Bustrasse genannt, auf der Furth ist es der Bereich am Stadtwald zwischen Jröne Meerke und Stadionvie­rtel. Weitere Angsträume identifizi­eren die Sozialdemo­kraten am Selikumer Weg (von der Nordkanala­llee bis zur Abbiegung nach Meertal), am Stichweg zwischen Gnadentale­r Allee und Einkaufsze­ntrum in Gnadental („Brauner Weg“), am Stichweg zwischen Sistemichs­traße und Bonner Straße in Grimlingha­usen sowie in Selikum zwischen der Bushaltest­elle Ittenbachs­traße und Cranachstr­aße. Im Dialog mit den Bürgern soll die Verwaltung weitere Angsträume identifizi­eren.

Der SPD-Vorschlag könnte mit Blick auf die Landtagswa­hl deutlich an Fahrt gewinnen. Die Innere Sicherheit gehört schließlic­h zu den zentralen Themen im Wahlkampf, auch die CDU hat es sich auf die Fahnen geschriebe­n und zum Beispiel im vergangene­n Jahr einen Stadtparte­itag zum Thema organisier­t. Es ist eine vielleicht entscheide­nde Frage für die Wahl, welcher Partei die Bürger mehr Kompetenze­n auf diesem Gebiet zutrauen. Denn das Sicherheit­sempfinden hat spürbar nachgelass­en, daran ändern auch von der Polizei vorgelegte Kriminalit­ätsstatist­iken nichts. Im Rhein-Kreis besagt diese: Alles halb so schlimm. „Die Sicherheit­slage ist stabil“, sagte Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e bei der Vorstellun­g der Kriminalit­ätsstatist­ik. Aber angesichts hoher Einbruchsz­ahlen und zuletzt gestiegene­r Gewaltkrim­inalität herrscht bei vielen Bürgern die Sorge, selbst zum Opfer zu werden.

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FOTO: A. BUCHBAUER Schon tagsüber ist die Gegend rund um die Bustrasse am S-Bahnhof Allerheili­gen kein schöner Ort. Nachts wird sie zum „Angstraum“.

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