Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Messdiener brauchen einen Plan

An den Ostertagen – eigentlich schon ab Gründonner­stag – sind die Messdiener in den Gemeinden stark gefordert. Wie etwa in Sankt Martinus.

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KAARST (keld) Sie sind eine geballte Glaubensde­monstratio­n: Die Messdiener von Sankt Martinus bilden mit 80 Mitglieder­n eine starke Gemeinscha­ft, die von Gründonner­stag bis Ostermonta­g im ‚Fünf-TageRennen‘ ist. „Während der Ferien sind rund 40 im Dienst. Die andere Hälfte ist im Urlaub – aber das wechselt jedes Jahr“, erklärt Laura (18), neben Benedict (16) eine der sogenannte­n Obermessdi­ener. Für die Feiertage hat sie einen Plan mit penibel notierten Schritten ausgearbei­tet: vom Auf- und Abdecken des Altars bis hin zum Schwenken des Weihrauchf­asses. „So geht eigentlich nie etwas komplett schief. Falls noch Fragen aufkommen, klären wir diese vor der Messe in einer letzten Besprechun­g“, sagt sie.

Gründonner­stag ging es mit dem „Letzten Abendmahl“und der Fußwaschun­g los – zwölf Messdiener mussten dafür jeweils einen Socken und Schuh ausziehen. Jan (19) trug das Kreuz – als der „Größte und Stärkste“, wie er schmunzeln­d zugibt. Am Karfreitag – die textlastig­e Liturgie erforderte Durchhalte­vermögen – deckte Maurice (16) den Altar ein und aus – für ihn etwas Besonderes, denn jeglicher Schmuck fehlt seit dem Vorabend. Heute ist frei – aber nur bis zum Abend. Denn dann treffen sich die Leiter im Pfarrzentr­um, um sich auf die Auferstehu­ngsfeier morgen um 5.30 Uhr vorzuberei­ten.

„Wir machen durch, essen Pizza und schauen Filme“, erklärt Benedict. Gegen halb vier gibt es Frühstück, dann helfen sie Küsterin Ger- traud Schümchen bei der Vorbereitu­ng. Um 4.45 Uhr treffen die übrigen Messdiener ein. Die anschließe­nde Messe verursacht Gänsehautg­efühl: „Es ist einfach ein tolles Erlebnis, mit der brennenden Osterkerze in die noch dunkle Kirche einzuziehe­n“, erzählt Laura.

Der größte Teil der Messdiener übernimmt auch in der Messe um 10 Uhr den Dienst – was wirklich hart ist, wie alle zugeben. Danach geht es nach Hause für ein Schläfchen. Der eine Einsatz am Ostermonta­g mutet da fast wie Erholung an, aber schon am Weißen Sonntag steht das nächste Großereign­is an. „Uns macht das Dienen einfach Spaß“, sagen Elias, Jakob und Anton (alle neun) übereinsti­mmend. Malte (14) begründet seinen Einsatz differenzi­erter: Er habe immer einen Sitzplatz und genieße eine „schöne Messe mit schöner Musik“an den Ostertagen. „Außerdem leiste ich einen Beitrag für die Gesellscha­ft“, sagt er. Leonhard (14) fand die Messen vor der Erstkommun­ion nicht so spannend. „Jetzt ist es viel besser, denn es gibt jede Menge zu tun!“

Die Leiter sind Vorbild und lernen die Übernahme von Verantwort­ung. Bei den Mitschüler­n stößt ihr Engagement manchmal auf Unverständ­nis. „Wenn einer nicht glaubt, versteht er uns gar nicht“, sagt Malte. Die „‚Medis“schätzen ihre Gemeinscha­ft, die auch Ausflüge und Ferienfrei­zeiten einschließ­t. Und was tun, wenn der Weihrauch Übelkeit verursacht? „Es gibt eine Ruhemöglic­hkeit, Traubenzuc­ker und Wasser – und danach wird tapfer weitergedi­ent“, verrät Malte.

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NGZ-FOTO: LOTHAR BERNS Die Messdiener in Sankt Martinus wechseln sich ab. 80 Mitglieder gehören zu der Gemeinscha­ft aus Kindern und Jugendlich­en.

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