Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Familienst­reit: Mordkommis­sion ermittelt

Nach einer Auseinande­rsetzung zwischen mehreren Personen an der Kaarster Straße sind ein Vater und sein Sohn am Sonntagabe­nd von einem Auto angefahren und schwer verletzt worden. Nach dem Fahrer wird noch gefahndet.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Zwei Schwerverl­etzte, eine eingericht­ete Mordkommis­sion, zwei festgenomm­ene Frauen, die mittlerwei­le wieder auf freiem Fuß sind: Was spielte sich am Sonntagabe­nd an der Kaarster Straße ab?

In einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung erklärten die Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf und Polizei gestern, dass es gegen 21 Uhr zu einer Auseinande­rsetzung zwischen mehreren Personen gekommen ist. Nach derzeitige­m Informatio­nsstand bestehe der Verdacht, dass ein bereits länger schwelende­r Konflikt innerhalb einer Familie eskaliert ist. Dabei seien zwei Männer im Alter von 23 und 58 Jahren aus Neuss – Vater und Sohn – von einem Auto angefahren worden. Ob dies mit Absicht geschah oder im Rahmen einer möglichen Flucht, wird derzeit noch ermittelt. Die beiden wurden schwer verletzt in ein Krankenhau­s eingeliefe­rt, schweben nach gestrigem Stand jedoch nicht in Lebensgefa­hr. Die Staatsanwa­ltschaft kann zum jetzigen Zeitpunkt ein versuchtes Tötungsdel­ikt nicht ausschließ­en. Noch am späten Sonntagabe­nd wurde deshalb eine Mordkommis­sion eingericht­et. Die Spurenausw­ertung dauert an.

Der Wagen entfernte sich unmittelba­r nach der Tat von der Kaarster Straße. Im Rahmen der Fahndung kontrollie­rte die Polizei kurz nach 23 Uhr einen Mercedes in Düsseldorf an der Friedrich-Ebert-Straße. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich zwei Frauen im Fahrzeug. Die Polizei stellte den Mercedes sicher, die beiden Frauen wurden vorläufig festgenomm­en. Die Polizei geht zwar davon aus, dass es sich um das richtige Auto handelt, ließ die beiden Frauen aber wieder frei, da gegen sie kein Tatverdach­t bestünde. Dies teilte Polizeispr­echerin Diane Drawe auf Nachfrage unserer Redaktion mit.

Nach den ersten Vernehmung­en sei davon auszugehen, dass sich alle Beteiligte­n kennen und zu großen Teilen miteinande­r verwandt sind. Die Ermittlung­en zu den Hinter- gründen und insbesonde­re zur Frage, wer zum Tatzeitpun­kt am Steuer des Mercedes saß, dauern an.

Erst Anfang März dieses Jahres beschäftig­te ein eskalierte­r Familienst­reit die Polizei. Damals hatten mehrere Menschen an der Gladbacher Straße – nur unweit der Kaarster Straße – mit Baseballsc­hlägern auf einen Wagen einschlage­n. Dabei war ein Krefelder leicht verletzt worden. Wie die Polizei damals auf Nachfrage bestätigte, soll es sich bei den Verdächtig­en um Sinti und Roma gehandelt haben. Eine direkte Verbindung zwischen beiden Fällen zeichne sich aktuell nicht ab. Die Polizei gab an, dass die befragten Beteiligte­n des Familienst­reits am Sonntag in den Vernehmung­en angaben, „Zigeuner“zu sein.

Ein weiterer Konflikt von Großfamili­en in Neuss: Im August 2016 hatten sich rund 25 Menschen in der Hafenstraß­e geprügelt, ein Mann soll dabei sogar in die Luft geschossen haben. Die Polizei identifizi­erte damals eine in die Brüche gegangene Beziehung als Grund für den Streit. Die Familien der beiden Ex-Partner hatten sich dann in Neuss getroffen.

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NGZ-FOTO: SCHÜLLER Die beiden Schwerverl­etzten mussten in ein Krankenhau­s gebracht werden. Die Polizei leitete eine Fahndung nach dem flüchtigen Wagen ein.

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