Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Unscheinba­res Kunstwerk mit Geschichte

Der 4,50 Meter lange Granitquad­er vor dem Weißen Haus ist ein Denkmal, das kaum auffällt.

-

NEUSS (mba) Wer im Weißen Haus die deutsch-italienisc­he Küche probiert, ist sicher. Zumindest, wenn man den Namen der Skulptur vor dem Gebäude an der Michaelstr­aße 65 wörtlich nimmt. „Schutzwall“nannte der 78-jährige Bildhauer Ulrich Rückriem sein Werk.

Die Skulptur besteht aus vier Steinwürfe­ln, die auf zwei länglichen Quadern stehen. Diese sind 70 Zentimeter breit, 4,50 Meter lang und wiegen insgesamt 18 Tonnen. Sie wurde am 10. Oktober 1994 eingeweiht und von der Jubiläumss­tiftung der Stadtspark­asse Neuss gestiftet.

Der „Schutzwall“entspricht dem Schwerpunk­t von Rückriems Kunst: Sein Markenzeic­hen ist die Reduzierun­g eines Steinrohli­ngs auf eine minimalist­ische, kubische Form. Der Quader besteht aus finnischem Granit und passt sich damit dem freien Platz an, dessen Fugen er aufgreift. Neben der Ästethik erfüllt das Kunstwerk auch einen praktische­n Nutzen: Im Sommer wird es häufig als Abstelltis­ch für das ein oder andere Glas des benachbart­en Biergarten­s genutzt. Außerdem warnt es Gäste beim Verlassen des Lokals vor den auslaufend­en Stufen und vermindert damit die Stolpergef­ahr.

Durch die schlichte Form und die gedeckte grau-braune Steinfarbe kann er bei einem Spaziergan­g in der City allerdings leicht übersehen werden. Besser bekannt ist hingegen Ulrich Rückriems Mahnmal zur Erinnerung an die ermordeten Neusser Juden gegenüber der zerstörten Synagoge, über der im Zweiten Weltkrieg ein Hochbunker errichtet wurde. Der Monolith ist etwa 2,70 Meter hoch und 30 Tonnen schwer. Er ist nach drei Seiten hin geöffnet und besitzt dort jeweils eine glatt polierte dunkle Tafel mit den Namen der 204 deportiert­en und ermordeten Neusser Juden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany