Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Zum „Girls’ Day“ins Europa-Parlament
Myrvete Mustafi (16) vom Marie-Curie-Gymnasium fährt mit zwei weiteren Schülerinnen zum „Girls’ Day“nach Brüssel. Politik ist ihre Leidenschaft – auch, wenn ihre Freunde damit manchmal wenig anfangen können.
NORDSTADT Von der Begeisterung, die Myrvete Mustafi für Politik aufbringt, muss sie kaum erzählen: Wer mit ihr spricht, hört sofort, wie wichtig es der Zehntklässlerin ist, die großen Zusammenhänge zu verstehen. Bei einem Praktikum in einem Parteibüro Anfang des Jahres wurde dieses Interesse noch angefacht, jetzt soll es belohnt werden: Gemeinsam mit zwei anderen Schülerinnen fährt sie zum „Girls’ Day“nach Brüssel und besucht das Europaparlament.
„In der Schule hat mich schon immer Sozialwissenschaft und Politik am meisten interessiert“, sagt Mustafi. Sie engagiert sich als Stufensprecherin, nahm auch am SpeedDating mit den Landtagsabgeordneten bei der NGZ-Aktion „Deine Stimme zählt“teil. Im Januar setzte sie schließlich zum ersten Mal einen Fuß in die „große“Politik. Als Praktikantin bei der Düsseldorfer SPD nahm sie zwei Wochen lang an Konferenzen teil, schrieb Pressemitteilungen und besuchte den NRWLandtag – der ist einer der Gründe, warum sich die 16-jährige Neusserin beim Praktikumsplatz für Düsseldorf und nicht ihre Heimatstadt entschieden hatte. „Ich komme zwar aus Neuss, wollte aber lieber in die Hauptstadt, weil ich da Einblick in die Arbeit der Landtagsabgeordneten bekommen konnte“, erzählt Mustafi. Während dieser Zeit hörte Sie auch von der Möglichkeit, sich für die „Girls’ Day“-Fahrt nach Brüssel zu bewerben.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mich da gegen meine Mitbewerberin durchsetzen würde“, sagt Mustafi. Zwar habe sie ihre Stärken in ihrer Bewerbung auf die Brüssel-Reise hervorgehoben, dass sie aber tat- sächlich ausgewählt werden würde, habe sie sehr überrascht. Jetzt freut sie sich, am 26. und 27. April zu den drei Mädchen zu gehören, die ins politische Zentrum der EU fahren, durch das Parlament geführt und Abgeordnete kennenlernen werden. Besonders gespannt ist sie auf das Treffen mit der SPD-Europaabgeordneten Petra Kammerevert, die gleichzeitig in der Delegation für Al- banien ist – Mustafi selbst hat albanische Wurzeln. Dass ihr Interesse an Politik nicht von all ihren gleichaltrigen Freunden geteilt wird, wundert Mustafi nicht: „Das macht ja nicht jeder mit 16.“Dennoch ist es ihr wichtig, dass Menschen sich politisch informieren und dem Weltgeschehen nicht gleichgültig gegenübertreten: „Ganz viele interessieren sich nicht dafür und glauben, dass sie mit ihrer einzelnen Stimme nichts erreichen können.“Neben den Wahlen sei es Mustafi zufolge aber auch ganz allgemein wichtig, einen offenen Blick zu behalten, damit es auch in Zukunft noch politischen Nachwuchs gibt: „Gerade Politiker können ja etwas bewirken.“
Dass gerade der „Girls’ Day“der Anlass sein wird, zu dem nach Brüs- sel eingeladen wird, findet Mustafi passend: „Die Politik ist ein Beruf, der von Männern dominiert wird.“Die Mehrzahl der Posten sei auch auf europäischer Ebene mit Männern besetzt, obwohl der Job für Frauen genauso attraktiv sei. Die berufliche Gleichberechtigung der Geschlechter – eine der Hauptforderung der „Girls’ Day“-Initiatoren – müsse jedoch gerade dort herrschen, findet Mustafi. Am Ende freut es die Marie-Curie-Gymnasiastin aber natürlich auch einfach, einmal die große Bühne betreten zu dürfen und neue Erfahrungen zu sammeln: „Ich finde es cool, dass sich Politiker für uns Zeit nehmen!“