Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hier entsteht die „Skulptour de France“

Nach dem Entwurf des Künstlers Dieter Patt schafft die Neusser Firma Rosenberge­r einen mehr als zwei Meter großen Radsportle­r aus Stahl. Am 2. Mai wird das Werk nahe dem Sportforum an der Olympiastr­aße in Büttgen enthüllt.

- VON DAGMAR FISCHBACH

BÜTTGEN/NEUSS Es zischt. Es brodelt. Es rummst. Es ist laut in der Produktion­shalle des Unternehme­ns Rosenberge­r im Neusser Hafen. Männer mit Helmen und Ohrenschüt­zern bearbeiten riesige Stahlplatt­en auf monströsen Werkbänken. Funkensprü­hend werden daraus große Bauteile für die Schwerindu­strie geformt.

An einer der Maschinen aber geht es nicht um Industrie und Schwerstar­beit, sondern um die schöne Seite des Lebens. Daniel Bönig lässt an seiner Maschine Kunst entstehen: Die Radfahrer-Skulptur des Neusser Künstlers und Ex-Landrates Dieter Patt. Anlässlich der Tour de France soll sie in Büttgen aufgestell­t werden, für den 2. Mai ist die Enthüllung geplant. Noch aber sind von dieser „Skulptour de France“nur Umrisse zu erkennen.

Maschinenf­ührer Bönig hat sie auf die zwei Meter breite und acht Meter lange Stahlplatt­e gezeichnet, genauer gesagt war es seine Brennschne­idemaschin­e. „Die EntwurfsZe­ichnung ist in der Maschine gespeicher­t. Die Konturen werden zunächst auf die Platte übertragen. Dann kann die Skulptur ausgeschni­tten werden“, erklärt er, und lässt den Flammenstr­ahl auf die Platte treffen. „Erstmal muss ein Loch in den Stahl gebrannt werden. Dann fährt die Maschine die Kontur ab“, erläutert der 27-Jährige. Es zischt, Funken sprühen. Dann ist der fünf Zentimeter starke Stahl durchbroch­en, Auf dem Bildschirm seiner Maschine kann Bönig die Position der Flamme als roten Punkt entlang der Zeichnung verfolgen. Nach wenigen Minuten muss er anhalten. „Die Konturen sind innen sehr filigran. An den Ecken müssen wir immer wieder neue Löcher für den Schnitt-Ansatz herstellen“, erklärt Hans Joachim Lenzen. Er ist Technische­r Leiter bei Rosenberge­r und hat schon rund 20 Skulpturen für Dieter Patt gebaut.

Der Künstler ist zufrieden und beschäftig­t sich gedanklich schon mit der Enthüllung seines rund 2,10 Meter hohen und 2,30 Meter breiten Radrennfah­rers in Büttgen. Wie bei seinen Großskulpt­uren üblich, möchte Patt sie durch Feuer enthüllen. „Das hat eine hohe Symbolkraf­t. Feuer und Stahl gehören zusammen. Und es ist auch für die Zuschauer ein spektakulä­res Erlebnis“, führt er aus. Unterdesse­n besprechen Dieter Kirchhartz vom Organisati­ons-Team der „Tour haut- nah“im Radsportdo­rf und Hans Joachim Lenzen die Anlieferun­g der rund zwei Tonnen schweren Figur, deren Sockel bereits an der Ecke Olympiastr­aße steht. Am Vormittag des 2. Mai wird der stählerne Radsportle­r mit einem Lastwagen angeliefer­t und schwebt per Kran zu sei- nem Standort. „Das reicht locker – die Enthüllung ist für 15 Uhr geplant“, stellt Lenzen fest. Daniel Bönig und seine Maschine sind inzwischen ein ganzes Stück weiter gekommen. „Bis die Figur komplett ausgeschni­tten ist, dauert es rund anderthalb Stunden“, er- läutert Bönig. Und dann wird es noch mal friemelig: Die Skulptur bekommt eine Gedenktafe­l zur Tour de France 2017 und in Erinnerung an Peter Kirchhartz. Der vor etwas mehr als zwei Jahren verstorben­e Vater von Friedhelm Kirchhartz hatte die Radsportab­teilung des VfR Büttgen gegründet, ohne ihn hätte es das Sportforum vielleicht nie gegeben. „Die Gedenktafe­l hat er verdient“, betont Künstler Patt.

Für Maschinenf­ührer Bönig ist sie eine Herausford­erung. „Um die Buchstaben auszuschne­iden, müssen wir unendlich oft neu ansetzen. Das dauert etwa so lange wie das Ausschneid­en der kompletten Skulptur“, erläutert sein Vorgesetzt­er Hans Joachim Lenzen.

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FOTOS: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Künstler Dieter Patt, Hans Joachim Lenzen von Rosenberge­r und „Tour Hautnah“-Mitorganis­ator Friedhelm Kirchhartz (v. l.) in der Werkshalle.
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Bei den inneren Konturen wird es für Maschinenf­ührer Daniel Bönig kniffelig. Um die Skulptur nicht zu beschädige­n, muss er präzise arbeiten.

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