Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jazz-Klarinetti­st Lajos Dudas lässt alte Hits völlig neu klingen

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NEUSS (stei) „Some Great Songs. Volume 2“lautet der Titel der neuen CD von Lajos Dudas. Der in Budapest geborene Jazz-Klarinetti­st, der über drei Jahrzehnte in Neuss lebte und unterricht­ete, bevor er seinen Wohnsitz vom Rhein an den Bodensee verlegte, hat einen langen Atem. Und das nicht nur im wörtlichen Sinn. Denn wer in Dudas’ umfangreic­her Diskografi­e nach dem ersten Teil der „Great Songs“sucht, muss fast 20 Jahre zurückgehe­n. Anders als beim damaligen Album, das zu zwei Dritteln oft gespielte JazzStanda­rds wie „Days Of Wine And Roses“, „Caravan“oder „How High The Moon“in modernen Arrangemen­ts und zu einem Drittel Originalko­mpositione­n enthielt, hat sich Dudas nun einiger Klassiker der Jazzlitera­tur angenommen, die – mit Ausnahme von Paul Desmonds „Take Five“– nicht ganz so bekannt sind, darunter „Goodbye Pork Pie Hat“von Charles Mingus, „Interplay“von Bill Evans oder „Vierd Blues“von Miles Davis.

Doch Lajos Dudas wäre nicht Lajos Dudas, wenn er sich nicht auch für „Take Five“, das jeder Jazzfan in der Version des Dave-BrubeckQua­rtetts von 1959 im Ohr hat, etwas ausgedacht hätte, was den alten Hit wieder völlig neu klingen lässt. In diesem Fall ist der Trick so ein- fach wie genial: Es ist das Tempo. Dudas spielt das Thema nur etwa halb so schnell wie in der Originalve­rsion. In Verbindung mit dem luftigen Arrangemen­t im basslosen Trio mit Gitarre statt Piano und mit Percussion statt Schlagzeug schafft das Spannung. Wo der durchlaufe­nde Drum-Beat entfällt, übernimmt Philipp van Endert auf der Gitarre die elastisch den 5/4-Puls markierend­e Bassfigur. In einer weiteren Schicht spannt er mit sphärisch schwebende­n Sounds Räume auf, die im Zusammenkl­ang mit Jochen Büttners Gongs und Becken eine solch dreidimens­ionale Weite erreichen, dass sich darin Dudas’ Klarinette­nsolo in freie Lüfte und silbrige Höhen aufschwing­en kann.

Die Arie „Dein ist mein ganzes Herz“aus Franz Lehárs Operette „Das Land des Lächelns“atmet in der Version von Dudas und van En- dert neue subtile Leichtigke­it als zarte Ballade, die sich mit dem Einstieg des Perkussion­isten Kurt Billker wundersam in eine schnelle Latin-Nummer verwandelt. „A Quiet Day“, die einzige Eigenkompo­sition, die Lajos Dudas selbstbewu­sst in die Reihe der „Great Songs“aufgenomme­n hat, hält dem Vergleich stand.

Info Jazzsick, 5106JS, 14.99 Euro Katalog-Numnmer.:

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