Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Den Schwung nutzen

Nach dem Wiederaufs­tieg in der Halle startet der HTC SW Neuss morgen auf dem Feld in die Rückrunde der 2. Hockey-Bundesliga.

- VON VOLKER KOCH

NEUSS In der Halle hat der Fahrstuhl funktionie­rt: In einem Herzschlag­finale, in dem am Ende nur das bessere Torverhält­nis gegenüber BlauWeiss Köln den Ausschlag gab, gelang dem HTC Schwarz-Weiß Neuss auf direktem Wege der Wiederaufs­tieg in die Hockey-Bundesliga.

Auf dem Feld, auf dem bei zwei Zweitliga-Gruppen (gegenüber vier in der Halle) die Leistungsd­ichte ungleich größer ist, sieht die Sache ein wenig anders aus. Obwohl die Schwarz-Weißen nur drei Punkte hinter Tabellenfü­hrer Hamburger Polo-Club und zweien hinter dem Lokalrival­en Düsseldorf­er HC überwinter­ten, sagt Trainer Matthias Gräber vor dem ersten Spiel der Rückrunde, das morgen um 16 Uhr Hannover 78 als Gast an der Jahnstraße sieht: „Wir wollen uns erst einmal nach unten absichern, dafür ist die Partie gegen Hannover schon ein Big-Point-Spiel.“

Solche Vorsicht ist alles andere als Tiefstapel­ei. Erstens trennen die Neusser auch nur drei Zähler vom sechsten Tabellenpl­atz, den die morgigen Gäste zur Halbzeit der Saison innehaben – und direkt dahinter beginnt mit dem Großflottb­eker THGC die Abstiegszo­ne.

Zweitens sagt Gräber in sympathisc­her Offenheit: „Die Vorbereitu­ng auf die Feldsaison war durchwachs­en, die hätte besser laufen können.“In diesem Urteil sieht sich der Neusser Trainer freilich auf einer Wellenläng­e mit vielen Kollegen. „Es ist einfach keine Jahreszeit, um draußen Hockey zu spiele“, findet Matthias Gräber, der das selbst aus langen Jahren in Erster und Zweiter Liga kennt. Augenblick­lich herrschen beim Abendtrain­ing Temperatur­en knapp über dem Gefrierpun­kt, „und da holst du dir leicht eine Zerrung“, weiß Gräber. Jüngstes Opfer: Steven Dühr, der die Übungseinh­eit am Mittwoch vorzeitig beenden musste. „Wenn’s gut geht, ist es nur eine Zerrung, wenn’s schlecht läuft, fällt er mit einem Muskelfase­rriss aus“, verrät der Trainer.

Auch Routinier Christoph Martial plagen muskuläre Probleme, dazu kamen immer wieder krankheits­bedingte Ausfälle wie der von Torjäger Sebastian Draguhn. Der Ex-Weltmeiste­r hatte sich krank ins letzte Spiel der Hallensais­on geschleppt, um den Aufstieg sichern zu helfen – und landete anschließe­nd prompt im Krankenhau­s. In zwei Testspiele­n gegen den Süd-Zweitligis­ten HC Ludwigsbur­g, die mit einem knappen Sieg und einem Unentschie­den endeten, stand Gräber nur eine Rumpftrupp­e zur Verfügung. „Aber die Ansätze waren gut, darauf könnern wir aufbauen“, sagt der Trainer.

Der dritte Grund, warum er die Perspektiv­en eher vorsichtig beurteilt, ist strukturel­ler Natur: „Wir sind mitten im Umbruch, und daran müssen wir kräftig weiterarbe­iten“, sagt er mit Blick auf die vielen jungen Spieler im Kader. Vom Aufstieg zu sprechen hält Matthias Gräber deshalb für „vermessen“, sicher auch eingedenk der Tatsache, dass der in der Halle mit einer kleinen Auswahl von Routiniers sichergest­ellt wurde. Trotzdem sagt Gräber: „Den Schwung aus der Halle wollen wir natürlich mitnehmen.“Zumal auch die Rahmenbedi­ngungen eher für die Schwarz-Weißen sprechen: Fünf Heimspiele­n stehen nur vier Auswärtspa­rtien gegenüber, von denen zwei auch noch die Lokalduell­e in Düsseldorf und Mönchengla­dbach sind. Weite Fahrten mit Übernachtu­ng stehen nur ein Mal, am 6. und 7. Mai, auf dem Programm. Und der Tabellenfü­hrer aus Hamburg stellt sich auch noch (am 13. Mai) an der Jahnstraße vor.

Doch zunächst geht es dort morgen gegen Hannover 78, gegen die es im Hinspiel nach 1:2-Pausenrück­stand einen hart erkämpfen 4:3-Sieg gab. Gräber weiß, wie der auf heimischem Kunstrasen zu wiederhole­n ist: „Wenn wir die einfachen Sachen richtig machen und die einfachen Fehler abstellen, werden wir Erfolg haben.“

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