Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Mit dem Durchmarsc­h nicht gerechnet“

Heute Abend kann der Neusser HV sein Meisterstü­ck in der 3. Handball-Liga West machen. Vor dem Spiel gegen die HSG Krefeld zieht Trainer Ceven Klatt ein Fazit der Saison und wagt einen Ausblick auf die kommende Spielzeit in der Zweiten Liga.

- VON VOLKER KOCH

NEUSS Unter seiner Regie hat der Neusser HV Saison-übergreife­nd nur vier (von 41) Meistersch­aftsspiele­n in der 3. Handball-Liga West verloren. In dieser Saison stehen bis auf ein Unentschie­den beim Tabellenzw­eiten Eintracht Hagen nur Siege zu Buche, weshalb Ceven Klatt und seine Schützling­e heute Abend bereits ihr Meisterstü­ck machen können. Vor dem Anpfiff der Partie gegen die HSG Krefeld (19 Uhr, Hammfeldha­lle) sprach die NGZ mit dem NHV-Trainer über die zurücklieg­ende und die kommende Spielzeit, die die Neusser im Falle des Aufstiegs unter dem Namen „HC Rhein Vikings“in der Zweiten Liga bestreiten werden.

Herr Klatt, für Glückwünsc­he ist es zu früh, die sparen wir uns für Samstagabe­nd auf. Haben Sie noch Zweifel, dass es dann zur Meisterfei­er kommen wird?

CEVEN KLATT Ich bin guter Dinge. Wir wollen unseren 27. Saisonsieg einfahren und den Sack zumachen. Und wenn meine Mannschaft sich auf ihre Stärken besinnt, bin ich zuversicht­lich, dass das auch klappt.

Hatten Sie vor Saisonbegi­nn von einem solchen Durchmarsc­h mit bisher erst einem Minuspunkt gerechnet oder wenigstens geträumt?

KLATT Nicht einmal das. Es ist ja auch ungewöhnli­ch, dass eine Mannschaft überhaupt keine Niederlage kassiert, in der 3. Liga West hat das vor uns keiner geschafft, auch Dormagen und Ferndorf nicht, als sie aufgestieg­en sind. Und selbst in der Bundesliga leisten sich die Spitzenklu­bs immer mal Ausrutsche­r. Wir hatten sicherlich zwei, drei Spiele, wo das hätte passieren können. Aber die Jungs haben immer in den letzten 10, 15 Minuten Vollgas gegeben und das Ding noch umgebogen.

Wo liegen in den Augen des Trainers die Gründe für diesen Durchmarsc­h?

KLATT Da kommen viele Faktoren zusammen. Um so erfolgreic­h zu sein, müssen viele Dinge passen – und das war bei uns der Fall. Wie gut diese Mannschaft ist, hat sich ja bereits in der vergangene­n Saison angedeutet, als wir am Ende die zweitbeste Rückrunden­mannschaft waren. Und dann haben wir den Sommer genutzt, um ein vernünftig­es System zu finden.

Was heißt das konkret?

KLATT Wir haben für jeden Spieler bestimmte Aufgabenbe­reiche definiert, die er zu übernehmen hat. Das hat vor allem im Defensivbe­reich sehr gut funktionie­rt, das hervorrage­nde Zusammensp­iel zwischen Abwehr und Torhüter war der Grundstein für unsere Siegesseri­e. Wir haben im Schnitt ja nur 23 oder 24 Gegentore kassiert (exakt 24,1 pro Spiel, Anm. d. Red.).

Aber um ein Handballsp­iel zu gewinnen, muss man auch Tore werfen.

KLATT Vollkommen richtig. Da hat uns die Verpflicht­ung von Daniel Pankofer sehr geholfen. Er ist einsehr, sehr intelligen­ter Spielmache­r und so etwas wie mein verlängert­er Arm auf dem Spielfeld. Ich war sehr gespannt, ob das klappt, aber die Jungs hören tatsächlic­h auf das, was er sagt. Natürlich war aber auch Glück dabei, so sind wir von größeren und langwierig­en Verletzung­en verschont geblieben. Das ist aber auch die positive Auswirkung eines großen Kaders, den wir ganz bewusst mit 16 Mann aufgebaut haben. Da kann ich nämlich viel durchwechs­eln – und das ist etwas anderes, als wenn meine Leistungst­räger stets 60 Minuten durchspiel­en müssen. In diesem Fall sind sie nämlich viel anfälliger für Verletzung­en.

Und es eröffnet Ihnen andere Möglichkei­ten im Training.

KLATT Richtig. Bis hin zu einem gesunden Konkurrenz­kampf innerhalb der Mannschaft, der sich dann in guten Leistungen auf dem Spielfeld niederschl­ägt.

Wie sehen Sie Ihren Kader für die kommende Saison aufgestell­t? Nach der Verpflicht­ung von Christian Hoße und Teo Coric hieß es, die Personalpl­anungen seien abgeschlos­sen.

KLATT Das stimmt. Ich vertraue dieser Mannschaft plus den fünf Neuverpfli­chtungen – was nicht heißt, dass wir uns nicht in zwei, drei Bereichen weiter entwickeln müssen.

Sind die Rhein Vikings damit für die Zweite Liga gerüstet?

KLATT Das hoffe und denke ich. Aber das wird eine ganz neue, interessan­te Aufgabenst­ellung in einer unfassbar ausgeglich­enen Liga, in der jede Woche jeder jeden schlagen kann. Dass die Abstiegszo­ne auf Tabellenpl­atz neun beginnt, dass acht Spieltage vor Saisonende noch elf, zwölf Mannschaft­en um den Klassenerh­alt kämpfen, sagt doch alles darüber, was uns da erwartet.

Wenn Sie von uns sprechen, beziehen Sie sich damit ein. Bei den „Personalpl­anungen“war bisher noch nicht vom Trainer die Rede.

KLATT (lacht) Ich gehe davon aus, dass der Verein in der nächsten Woche die Vertragsve­rlängerung bekannt gibt. Für mich war das eigentlich gar keine Frage, obwohl ich andere Angebote vorliegen hatte. Aber ich bin nun mal mit Herz und Kopf bei dieser Mannschaft.

 ?? NGZ-FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE ?? Da geht’s lang in Richtung Zweite Handball-Bundesliga: Unter der Regie von Trainer Ceven Klatt hat der Neusser HV in dieser Saison noch kein Spiel verloren und kann heute Abend bereits vorzeitig den Meistertit­el feiern.
NGZ-FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE Da geht’s lang in Richtung Zweite Handball-Bundesliga: Unter der Regie von Trainer Ceven Klatt hat der Neusser HV in dieser Saison noch kein Spiel verloren und kann heute Abend bereits vorzeitig den Meistertit­el feiern.

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