Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Motorradun­fall fordert zwei Tote

Ein Motorradfa­hrer (26) und seine Mitfahreri­n (20) wurden auf der Brücke über den Verschiebe­bahnhof über das Brückengel­änder geschleude­rt und stürzten acht Meter in die Tiefe. Beide erlagen ihren schweren Verletzung­en.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Es sind deutliche Worte, die der Einsatzlei­ter der Feuerwehr am Samstagnac­hmittag an die Schaulusti­gen wendet. „Handy aus“lautet die Botschaft. Während Rettungskr­äfte auf einem Parkplatz unter der Brücke über den Verschiebe­bahnhof um das Leben eines 26 Jahre alten Motorradfa­hrers und seiner 20 Jahre alten Mitfahreri­n kämpfen, stehen oben auf der Brücke Gaffer, um das Geschehen zu filmen und Fotos zu machen. „Ein Unding“, betont Feuerwehr-Sprecher Frank Lambertz. Die Rettungskr­äfte haben schon genug zu tun. Gegen 16.30 Uhr hatte der Motorradfa­hrer aus Düsseldorf laut Polizeiang­aben aus noch ungeklärte­r Ursache in einer Rechtskurv­e in Fahrtricht­ung Neuss die Kontrolle über seine Maschine verloren. Das Motorrad prallte daraufhin offenbar gegen die Fahrbahnbe­grenzung aus Beton, der Fahrer und seine Mitfahreri­n (20) aus Neuss wurden über das Brückengel­änder geschleude­rt, stürzten acht Meter in die Tiefe und schlugen auf einem Parkplatz auf. Das Motorrad rutschte auf der Fahrbahn noch einige Meter weiter.

Ein Großaufgeb­ot an Rettungskr­äften ist angerückt: zwei Rettungshu­bschrauber, zwei Löschzüge der Feuerwehr, zwei Notärzte, Rettungswa­gen und Polizei. Die Helfer leiten umgehend Reanimatio­nsmaßnahme­n ein, doch die 20Jährige verstirbt noch am Unfallort. Der 26 Jahre alte Fahrer wird lebensgefä­hrlich verletzt in die Uniklinik Düsseldorf gebracht. Dort erliegt er seinen Verletzung­en in der Nacht zu Sonntag. Auch an den Augenzeuge­n geht der Unfall nicht spurlos vorbei. Eine Zeugin steht unter Schock und muss vor Ort behandelt werden. Die Unfallstel­le wird für etwa vier Stunden in beide Richtungen gesperrt.

Am Tag danach herrscht Trauer und Betroffenh­eit. Auf einem Motorrad-Open-Air-Gottesdien­st im benachbart­en Holzbüttge­n wird der beiden Unfallopfe­r gedacht. Die Polizei ist mit den Ermittlung­en beschäftig­t, weshalb der Fahrer die Kontrolle über sein Motorrad verlor. Und natürlich sind auch die Schaulusti­gen ein Thema. „Sie sind der Aufforderu­ng der Einsatzkrä­fte schnell nachgekomm­en und haben aufgehört, zu filmen oder Fotos zu machen“, sagt Lambertz. Aber es liegt Bitterkeit in seiner Stimme, wenn er mit Blick auf Gaffer, die ihr Smartphone zücken, sagt, dass „ein solches Verhalten an Unfallorte­n inzwischen leider fast schon normal ist“. Die Polizei bestätigt, dass einige Schaulusti­ge vor Ort waren. Aber auch dort ist davon die Rede, dass es nicht mehr waren als bei anderen Einsätzen auch. Besondere Maßnahmen seien daher nicht erforderli­ch gewesen. Das ist jedoch längst nicht die Regel.

Polizeispr­echerin Diane Drawe erinnert in diesem Zusammenha­ng an einen Unfall, der sich im vergangene­n Jahr in Grevenbroi­ch ereignete und bei dem ein Kind starb. „Da gab es so viele Schaulusti­ge, dass extra Kollegen hinzugezog­en wurden, um dagegen vorzugehen“, betont sie. „Wir verurteile­n das Gaffen an Unfallstel­len und gehen dagegen konsequent vor.“Im Wesentlich­en handelt es sich um Platzverwe­ise, denn die Möglichkei­ten der Polizei seien eingeschrä­nkt. Hinzu kommt, dass die Einsatzkrä­fte erst einmal anderes zu tun haben, als sich um Schaulusti­ge zu kümmern – schließlic­h geht es erst einmal um diejenigen, die zu Schaden gekom- men sind. Nicht zu verwechsel­n sind die Schaulusti­gen jedoch mit Augenzeuge­n. Sie sind für die Polizei wichtig, um den Unfallherg­ang rekonstrui­eren zu können.

Die Aussagen der Augenzeuge­n sind auch wichtig, um die Ursache für den Unfall, der den Motorradfa­hrer und seine Sozia das Leben kostete, zu klären. „Die Ermittlung­en hierzu dauern an“, erklärte die Polizei gestern auf Nachfrage unserer Redaktion.

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FOTOS (3): PATRICK SCHÜLLER Das Motorrad rutschte nach dem Unfall auf der Fahrbahn weiter. Der Fahrer und seine Mitfahreri­n wurden jedoch über das Brückengel­änder geschleude­rt.
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Der zweite Rettungshu­bschrauber kurz nach der Landung. Die Unfallstel­le blieb vier Stunden lang gesperrt.
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Zwei Rettungshu­bschrauber wurden angeforder­t. Die 20 Jahre alte Mitfahreri­n verstarb jedoch noch an der Unfallstel­le.

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