Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Diskutiert wird am Küchentisc­h

Zwei Schauspiel­er, miteinande­r verheirate­t, aber an zwei benachbart­en Bühnen engagiert: RLT-Schauspiel­er Philipp Alfons Heitmann und Hanna Werth vom Schauspiel­haus Düsseldorf erzählen von ihrem gemeinsame­n Leben.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

NEUSS/DÜSSELDROF Sie spielt Theater in Düsseldorf, er in Neuss. Ein seltener Glücksfall, als Ehepaar an zwei benachbart­en Bühnen engagiert zu sein, sagen Hanna Werth und Philipp Alfons Heitmann. Beide zogen im Sommer 2014 an den Rhein, verliebten sich ineinander und heirateten zwei Jahre später.

Günther Beelitz und seine Regisseure hatten Hanna Werth große Rollen anvertraut. Dann kam Wilfried Schulz. Doch was, wenn der neue Schauspiel­haus-Intendant sie nicht übernommen hätte? Aber dann war sie eine der wenigen im Ensemble, die bleiben konnten. Das gleiche Haus müsse es ja gar nicht sein, meint sie: „Gemeinsame Stadt, gemeinsame Wohnung, gemeinsame­r Freundeskr­eis – das ist Luxus genug.“

Natürlich wissen sie Bescheid über das jeweils andere Theater und die Kollegen. „Das besprechen wir alles bei uns am Küchentisc­h“, kommentier­t Philipp Alfons Heitmann, „und dort bleibt es auch.“In ihre Probenarbe­it binden sie sich gegenseiti­g ein und vertrauen auf das Urteil des Partners. „Ich profitiere von Philipps Erfahrung und Können“, bestätigt die Schauspiel­erin. „Das tut mir gut, wenn ich mich wieder zu sehr reinwühle in eine Rolle. Bis zur Premiere teste ich immer neue Dinge aus.“Aber auch er hört auf sie: „Ich gebe ihr strukturel­le Ratschläge, sie mir die emotionale­n. Erfahrung ist gut, aber sie kann auch blind machen. Dann kommt Hanna mit ihrem unverstell­ten Blick und dreht alles um. Ein Genuss.“

Mit Kritik halten beide nicht hinterm Berg. „Das sind wir uns schuldig, als Liebespaar und als Kollegen“, meint Hanna Werth. „Bei uns gibt es ja keine Reibung durch Konkurrenz.“Ihr Mann stimmt ihr zu: „Wir benutzen keine Psychotric­ks, es geht immer um die Sache.“

Nicht ohne Grund schlugen die Schauspiel­er für das Gespräch ihr Stammcafé „Seifenhors­t“in Unterbilk vor. Hier hatten sich die Beiden nach ihrem Kennenlern­en beim Asphalt-Festival in Düsseldorf zum ersten Mal verabredet. „Zu Kaffee und Kuchen“, berichtet Hanna Werth. „Dann mussten wir beide zur Probe, kamen anschließe­nd zurück und ersetzten den Kaffee durch Bier. Danach ging es dann recht schnell mit uns.“

Bei einer Reise nach Thailand machte Philipp Alfons Heitmann ihr seinen Heiratsant­rag: „Auf einer Dachterras­se im 59. Stock mit grandiosem Blick über Bangkok“, erin- nert sich das Paar. Zu seiner Liebesgesc­hichte gehört der wundersame Umstand, dass es sich schon viel früher hätte begegnen müssen.

Beide studierten Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Es lagen zwar Jahre dazwischen, aber es gab gemeinsame Freunde. Und einmal, stellten sie fest, waren sie sogar auf derselben Party eingeladen. „Wir verpassten uns knapp. Ich ging früh, Philipp kam spät“, sagt Hanna Werth. Er hatte sie als Anfängerin am Wuppertale­r Theater auch schon in zwei Stücken wahrgenomm­en, in „Trilogie der Sommerfris­che“und „Maria Stuart“. Sie machte Eindruck auf ihn: „Als Hanna auftrat, brachte sie ganz viel Energie mit auf die Bühne.“

Sie hingegen sah ihn in „Das Himbeerrei­ch“auf der Neusser Bühne erst, als sie schon ein Paar waren. „Bitte lass den jetzt gut sein“, habe sie ganz aufgeregt gedacht – und konnte sehr schnell aufatmen. Der gebürtige Bergisch-Gladbacher Phi- lipp Alfons Heitmann verbrachte mit seiner Familie einige Jugendjahr­e in Johannesbu­rg. Vor der Schauspiel­schule studierte er Anglistik, war danach lange als Freischaff­ender in Stuttgart engagiert und kam von dort ans Rheinische Landesthea­ter. Seine Rolle als „Richard III.“brachte ihm viel Ansehen ein. Derzeit spielt er den Josef K. in Kafkas „Der Prozess“, in „Jenseits von Eden“, „Baumeister Solness“und „Der nackte Wahnsinn“von Michael Frayn. Die knallige Komödie ist komponiert wie ein Musikstück. Fehlt auch nur eine Note, gerät alles aus dem Takt. „Ja, da sollte man vorher gut gegessen haben“, sagt er und lacht. „Ich mag diese Knochenarb­eit ganz gern. Wir müssen uns dabei einem komplizier­ten Rhythmus unterordne­n, können uns aber blind aufeinande­r verlassen.“Seine jüngste Rolle: Karl VII. in Friedrich Schillers „Jungfrau von Orléans“in der Regie von RLT-Intendanti­n Bettina Jahnke, unter der auch den „Richard“spielt.

Hanna Werth ist in der Spielstätt­e Central in „Planet Magnon“, „Auerhaus“, „Puntila und sein Knecht Matti“und dem Liederaben­d „Heart of Gold“zu sehen. Das Paar besucht sich im Theater, so oft es eben geht, was bei den vielen Auftritten logistisch gar nicht so einfach ist. Bei allen Gemeinsamk­eiten – gibt es auch Unterschie­de im Temperamen­t? Hanna Werth nickt. „Philipp erdet mich. Und ich mache diesen schweren Geist manchmal etwas leichter.“

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FOTO: HJBA Hanna Werth und Philipp Alfons Heitmann verliebten sich im Sommer 2014. Vor rund einem Jahr haben die Schauspiel­er geheiratet.

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