Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Heimatfreu­nde-Abend als Beitrag einer aktiven Mundartpfl­ege

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NEUSS (NGZ) Die Nüsser Mundart müsste man eigentlich (wie andere Dialekte auch) als „bedrohte Art“auf eine „Rote Liste“setzen – wäre da nicht zuletzt auch die Vereinigun­g der Heimatfreu­nde, die sich um die Pflege dieses Idioms sehr bemüht. Dieses Bemühen drückt auch der inzwischen fünfte Mundartabe­nd aus, zu dem jetzt unter dem Motto „Nüsser Tön em Romaneum“in das Haus der Volkshochs­chule eingeladen wurde.

Den Besuchern im Pauline-SelsSaal bot der Mundart-Arbeitskre­is unter Leitung von Wilhelm Schepping ein vielfältig­es weil text- und liedreiche­s Programms, das aber – erstmals – nicht vom Kinderchor der Musikschul­e Neuss eingeleite­t werden konnte. Stattdesse­n stimmte der Erwachsene­nchor „Nüsser Tönchen“der Heimatfreu­nde unter Leitung von Peter Veiser zum Einstieg das Lied „Äver Dech“an – und lockerte den Abend mit „Mer senge“und „Ons Nüss“auf. Dabei animierte Veiser immer wieder das Publikum, Refrains mitzusinge­n. Ihm waren auch – mit Ausnahme des den Abend beschließe­nden, munartlich umgetextet­en „Danke“-Liedes – die effektvoll­en Vertonunge­n und die meisten dieser Liedtexte zu danken.

Veiser war aber nicht der einizige Liedermach­er dieses Abends: Erstmals stellte sich im Heimatfreu­ndeUmfeld Horst Hanrath als Sänger mit schönen eigenen Mundartlie­dern vor. „Ech bön ene Nüsser“und ein „Leed vom Rosejaad“waren seine Beiträge an diesem Abend, bei denen er sich selbst auf der Gitarre begleitete.

Der Textteil des Abends hatte drei thematisch­e Blöcke: Der erste war ein durch runde Geburts- oder Todes-Gedenkjahr­e bedingter und von biografisc­hen Hinweisen erweiterte­r Block von Mundart-Texten wichtiger Neusser Autoren. Sie wurden im Wechsel – und sehr angemessen – von Helga Peppekus, Heinz Gilges und Wilhelm Schepping gelesen. Geburtstag­sbedingt „bedienten“sie sich bei Albert Kreuels (100.) und Ludwig Soumagne (90.), auf Todestage bezogen bei Karl Kreiner (50.), Wilhelm Fonk (40.) und Josef Lange (10.).

Im Anschluss repräsenti­erten unter dem Motto „Nüss on sin Nüsser“Hanrath und drei weitere Autoren ihre Heimatstad­t: Heinz Gilges mit seinem neuss-ironischen Charakterb­ild „D’r Nüsser an sech“; Achim Tilmes mit seinem Kirmesinst­rumenten-Portrait „Trommel on Flöt“und seiner „Moppe“-Gebäck-Analyse; und Helmut Klaus mit zwei Jahreszeit­en-Gedichten sowie seinem großen, autobiogra­fisch hinterlegt­en Portrait „D’r Hafe“.

„Erlebtes“erzählten sodann im dritten Teil Cilly Vieten („Ein alter Mann und ein Bananenbau­m“) und Katharina Hall („Kermesfröh­stöck“). Helga Peppekus trug „Köbes“und „Onse Schutzpatr­on“aus der Feder der kürzlich verstorben­en Irma Wittmann vor. Als Abschluss folgte noch ein „Unikum“: Sabine Stefes „als Gast“offenbarte ihr vielfältig­es Mundarten-Talent, indem sie einen Text „Erwin es doot“von Hotte Jungbluth höchst amusant variierend gleich viermal erzählte: in Norddeutsc­h, dann Sächsisch, Bayerisch und Niederrhei­nisch.

Sabine Stefes bewies Mundartent­alent und erzählte auch auf Sächsisch, Norddeutsc­h und Bayerisch

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