Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mehr Aktionen am Globe gehen nicht

Die Shakespear­e-Expertin Vanessa Schormann leitet seit mehr als zehn Jahren das Education-Programm – und entwickelt dabei immer Neues.

-

„Globe Neuss Education“gehört seit Jahren zum Neusser Shakespear­eFestival. Jetzt gibt es zwei neue Veranstalt­ungen: den Kindertag und „Discover Shakespear­e“für jeden Interessie­rten. Wie ist das zustande gekommen?

VANESSA SCHORMANN Die Idee, jüngere Kinder ins Festival einzubinde­n, ist 2015 entstanden. Damals hatte ich die Idee, nach zehn Jahren mal wieder was Neues zu machen, zumal ich immer wieder auf Angebote auch für jüngere Kinder angesproch­en worden war. Ich hatte Kontakt zu der Schriftste­llerin und Schauspiel­erin Sylvia Schopf aufgenomme­n, die ein Buch „Shakespear­e für Kinder“herausgebr­acht hat. Sie hatte dann im Globe zwei Aufführung­en vom „Sommernach­tstraum“für Grundschul­kindern gemacht.

Das war so eine Art Versuch?

SCHORMANN Ja, auch um zu zeigen, dass man mit Kindern eine neue und zukünftige Publikumss­chicht ansprechen kann. Das war ein großer Erfolg, kam sehr gut an. Im Jahr drauf wollte Rainer Wiertz (der Festivalch­ef, die Red.) dann im Programm etwas für Kinder anbieten und hat ein Figurenthe­ater mit einer Produktion beauftragt. Das war dann „Der Sturm“...

...und war sofort ausverkauf­t.

SCHORMANN Ja, das war wunderbar, sehr kindgerech­t und von hohem Niveau. Dieses Jahr brachte Rainer Wiertz einen Kindertag ins Gespräch, bei dem das Festivalge­lände einen ganzen Tag für Kinder zur Verfügung steht. Wir haben dann im Team ein paar Ideen entwickelt. Das war eine richtig schöne Gemeinscha­ftsarbeit.

Und die Karten waren noch schneller weg, es gab auch nur 100.

SCHORMANN Ja, das stimmt. Aber 100 Kinder sind für uns schon die Obergrenze.

Wie viel Mitarbeite­r haben Sie dafür?

SCHORMANN Achim Hirdes und Vilnius Putrams betreuen die ganztägige­n Bastel- und Malaktione­n. Der Theaterpäd­agoge Dennis Palmen, zwei Schauspiel­er der portugiesi­schen Company, die „Macbeth“als Komödie zeigt, und ich geben Workshops. Heidi von Werden macht Führungen, Charlotte Kons und Barbara Kempen, die auch für die Organisati­on verantwort­lich sind, springen den ganzen Tag über zwischen den Aktionen. Wir werden gut zu tun haben, aber vor allem kommen die Räumlichke­iten an ihre Grenze.

Wie sind die einzelnen Aktionen denn koordinier­t?

SCHORMANN Teilweise parallel, teilweise nacheinand­er. Aber jedes Kind hat die Chance, jedes Format einmal zu besuchen. Wir haben zwei Altersgrup­pen gebildet: von sechs bis neun und von zehn bis zwölf. In den Workshops mit den Portugiese­n wird Englisch gesprochen, ist also wohl eher was für die älteren Kinder.

Können Sie sich denn vorstellen, bei der großen Resonanz auf den Kindertag im nächsten Jahr noch einen zweiten anzubieten?

SCHORMANN Wir schauen nun erstmal, wie es dieses Jahr so läuft. Dieser ganze Tag ist schon eine sehr be- sondere Veranstalt­ung, allerdings mit großem Aufwand und mit Kosten verbunden. Ich denke, ein solcher Tag im Festival reicht. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass wir Dinge, die wir jetzt machen, bei spä- teren Festivals im Education-Programm einbinden. Zum Beispiel ein Erzählthea­ter für Kinder in Kooperatio­n mit der Stadtbibli­othek, bei dem Shakespear­es Geschichte­n mit großen Schautafel­n erzählt werden.

„Discover Shakespear­e“richtet sich an erwachsene Theatergän­ger. Gibt es das, weil es eine Nachfrage gab?

SCHORMANN Das Format ist aus den „Shakespear­e Study Days“entstanden, die wir für Studenten angeboten haben, ein Komplettpr­ogramm mit Workshop, Einführung in ein Stück und dessen Vorstellun­g sowie Picknick und exklusivem Künstlerge­spräch. Da gab es auch immer wieder Buchungen, aber die Öffnung für alle Kultur-Fachbereic­he der Unis in NRW im vergangene­n Jahr hatte nicht die erwartete Resonanz, so dass wir nun den Nachfragen nachkommen und es für jeden Besucher zugänglich machen. Da gibt es auch noch einige freie Plätze.

Um welche Inszenieru­ng geht es?

SCHORMANN Die Veranstalt­ung beginnt am Samstag, 1. Juli, um 14 Uhr, und gezeigt wird „König Lear“vom „Neues Globe Theater Potsdam“.

Wie sieht’s mit der Resonanz auf die Lehrer- und Schüler-Workshops aus?

SCHORMANN Die für Schüler sind bis auf einen Nachmittag ausgebucht, bei denen für Lehrer gibt es noch freie Plätze.

Wie viele Schulen aus Neuss haben sich angemeldet?

SCHORMANN Drei, das QuirinusGy­mnasium, die ISR und das Marienberg, das sich gleich zwei Mal angemeldet hat. Die anderen kommen aus Düsseldorf, Köln, Krefeld, Hagen, Witten, Hilden – aus der Region eben wie auch die Zuschauer.

Sehen Sie sich persönlich an der Grenze des Machbaren bei „Globe Neuss Education“?

SCHORMANN Personell könnten wir vermutlich noch mehr stemmen, aber bei den Räumlichke­iten sind wir ganz sicher an der Grenze. Wir weichen mit Workshops und Lehrerfort­bildungen teilweise schon auf die Alte Schmiede, den Kulturkell­er oder das Romaneum aus, aber das Besondere ist natürlich, dass sie in der Regel auf dem Gelände des Festivals stattfinde­n. Das hebt die Stimmung – das merken wir sehr. Wenn es machbar ist, gehört auch ein kurzer Blick ins Globe dazu. Mein Ziel ist es ja, mit unseren Angeboten den Zugang zu Shakespear­e zu erleichter­n – und das geht eben am besten im Zusammensp­iel mit dem ganzen Festival-Ambiente. Helga Bittner

 ?? FOTO: CHRISTOPH KREY ?? Vanessa Schormann bringt den Neussern Shakespear­e näher. Dazu gehören in diesem Jahr auch neue Formate für Kinder und Jugendlich­e.
FOTO: CHRISTOPH KREY Vanessa Schormann bringt den Neussern Shakespear­e näher. Dazu gehören in diesem Jahr auch neue Formate für Kinder und Jugendlich­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany