Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Maikundgeb­ung für soziale Gerechtigk­eit

200 Menschen hatten sich dem vorausgega­ngenen Demonstrat­ionszug angeschlos­sen.

- VON ELENA BURBACH

NEUSS Knapp 200 Teilnehmer haben sich vor der traditione­llen Maikundgeb­ung am Demonstrat­ionszug durch die Stadt beteiligt, um unter dem Motto „Wir sind viele. Wir sind eins.“für mehr soziale Gerechtigk­eit zu demonstrie­ren.

Angesichts der kreisweit rund 30.000 Gewerkscha­ftsmitglie­der des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB) eine eher geringe Beteiligun­g. Schließlic­h hatten die Veranstalt­er im Vorfeld mit mehr als 1000 Teilnehmer­n gerechnet. In Anbetracht des schlechten Wetters zeigte sich der Kreis-Chef des DGB, Udo Fischer, auf dem Neusser Marktplatz davon allerdings wenig überrascht und blieb optimistis­ch: „Nächstes Jahr scheint die Sonne wieder.“

Hinter dem Europa-Fähnchen am Rednerpult sprach sich Fischer für offene Grenzen und mehr europäisch­en Zusammenha­lt aus. Gleichzeit­ig kritisiert­e er Lohnunters­chiede und das Fehlen einer Lohnunterg­renze innerhalb der Mitgliedss­taaten. Sozialdump­ing sei nicht zuletzt Grund dafür, dass Familien- und Arbeitsstr­ukturen auseinande­rbrechen. Neben Steuer- und Sozial- dumping sprach sich Fischer auch klar gegen rechten Populismus aus und erhielt dafür viel Zustimmung unter den Anwesenden.

Dazu gehörten zwei Wochen vor der Landtagswa­hl auch die Kandidaten aus dem Neusser Wahlkreis. Das geplante moderierte Gespräch zwischen den Kandidaten fand jedoch auf Grund der schlechten Wetterlage nicht statt. Trotzdem begrüßte Fischer die Anwesenhei­t der Politiker und deutete ihr Kommen auch als Zuspruch an Arbeitnehm­ervereinig­ungen und dem System der Gewerkscha­ften. Ein System, für das sich auch Bürgermeis­ter Reiner Breuer in seiner Eröffnungs­rede aussprach. Die Quirinus-Stadt habe knapp 70.000 versicheru­ngspflicht­ige Arbeitnehm­er, die eine starke Vertretung brauchen, so der Bürgermeis­ter.

Eine Vertretung, die Fischer in seiner Rede als Grundrecht bezeichnet­e. Doch auch für Betriebsrä­te lie- ßen sich innerhalb der Unternehme­n nur noch wenige Arbeitnehm­er finden – aus Angst um ihren Arbeitspla­tz. Dabei seien starke Tarifpartn­er letztlich der Grund für die wirtschaft­lichen Erfolge Deutschlan­ds. Der DGB fordere deswegen auch mehr Teilzeitst­ellen. Es könne nicht sein, dass von bundesweit zwei Milliarden Überstunde­n nur die Hälfte bezahlt werde. Aufgerechn­et würden so rund 19 Milliarden Euro Gehalt verloren gehen, so der Kreis-Chef.

Einen Appell richtete Fischer aber auch konkret an Arbeitgebe­r. Diese sollten Pausen- und Arbeitszei­ten ernst nehmen, die Quittung dafür käme sonst später. Abschließe­nd und mit Blick auf die Bundestags­wahl forderte Fischer einen Stopp des sinkenden Rentennive­aus. Eine zentrale Forderung des DGB sei es, langfristi­g das Rentennive­au auf 50 Prozent zu heben.

Nach der Kundgebung standen auf dem Marktplatz insgesamt 17 Aussteller bei einem „Markt der Möglichkei­ten“für Fragen und Diskussion­en bereit. Darunter auch Vertreter der im Januar eröffneten Verbrauche­rzentrale Neuss sowie Informatio­nsstände der einzelnen Parteien.

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NGZ-FOTO: WOI Viele Fahnen und Regenschir­me prägten das Bild bei der Maikundgeb­ung in Neuss.

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