Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kita-Vorfälle: Gemeinde schaltet Anwälte ein
ROMMERSKIRCHEN Bei der Klärung angeblicher Vorfälle in einer Rommerskirchener Kindertagesstätte, in der es u.a. zu sexuellen Übergriffen unter Kindern gekommen sein soll, hat sich die Gemeinde externe rechtliche Unterstützung gesichert. Drei Beschäftigte sind wegen unterschiedlicher Vorwürfe vom Dienst freigestellt worden. Die Meerbuscher Anwälte Bernd Kehrberg und Marius Luciano beleuchten nun die Verfahrensabläufe in der Einrichtung und kümmern sich um die arbeitsrechtliche Bewertung. Bürgermeister Martin Mertens stellte die Juristen gestern vor. Die strafrechtliche Untersuchung – angeblich haben Kinder auch den entblößten Unterleib eines Mitglieds des pädagogischen Teams zu Gesicht be- kommen – obliege dagegen allein Polizei und Staatsanwaltschaft, betonte Anwalt Luciano. Bürgermeister Martin Mertens will darüber hinaus im Zusammenspiel mit Dezernent Elmar Gasten alle Kindertagesstätten in Zuständigkeit der Gemeinde intensiv prüfen, um sicher zu gehen, dass es dort keine Versäumnisse oder Verfehlungen gibt bzw. gegeben hat.
Luciano geht davon aus, dass er die Prüfung der arbeitsrechtlichen Aspekte bezüglich der in die Diskussion geratenen Einrichtung bis Ende dieses Monats abschließen kann. „Danach müssen wir sehen, welche Maßnahmen – wenn nicht schon geschehen – zu ergreifen sind.“Wie lange die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen dauern, ist offen. Um sich ein Gesamtbild zu verschaffen, seien viele Gespräche mit Eltern und Erziehungspersonal aus der betroffenen Einrichtung geführt worden, berichtete der Bürgermeister. Zudem werde die Aktenlage untersucht. Im Kern gehe es darum, ob und gegebenenfalls wo Meldewege oder vorgeschriebene Verfahrensschritte nicht eingehalten wurden und gegen Dokumentationspflichten verstoßen worden sei, erläuterte Anwalt Kehrberg: „Denn dazu, was gemeldet werden muss und wie es festgehalten werden muss, gibt es klare Handlungsanweisungen.“Fest stehe bereits, „dass es Eigenmächtigkeiten gegeben hat“, sagte Bürgermeister Mertens.
Aus seiner Sicht würde es Sinn machen, wenn Gemeinde und Kreis vor dem Hintergrund der Vorwürfe die Organisation der Kinder- und Jugendarbeit kritisch diskutieren würden. Die Gemeinde ist unter anderem für die Beschäftigten und die Sachausstattung der kommunalen Kitas zuständig, die pädagogische Fachaufsicht obliegt dagegen dem Kreisjugendamt mit Sitz in Korschenbroich. Rommerskirchen selbst hat kein eigenes Jugendamt. Mertens überlegte gestern laut, „ob das Modell Kreisjugendamt auf Dauer optimal ist, so wie es jetzt ist?“Und fügte zur Verdeutlichung mit Blick auf Kommunikationswege hinzu: „Man sollte sich vielleicht die Frage stellen, ob die räumliche Trennung hilfreich ist.“
Der Betrieb in der betroffenen Kindertagesstätte läuft nach Auskunft von Mertens mit zwei erfahrenen Erzieherinnen aus anderen Einrichtungen als kommissarische Leitung „sehr ordentlich“. Eine Dauerlösung solle dies aber nicht sein.