Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kita-Vorfälle: Gemeinde schaltet Anwälte ein

- VON STEFAN SCHNEIDER

ROMMERSKIR­CHEN Bei der Klärung angebliche­r Vorfälle in einer Rommerskir­chener Kindertage­sstätte, in der es u.a. zu sexuellen Übergriffe­n unter Kindern gekommen sein soll, hat sich die Gemeinde externe rechtliche Unterstütz­ung gesichert. Drei Beschäftig­te sind wegen unterschie­dlicher Vorwürfe vom Dienst freigestel­lt worden. Die Meerbusche­r Anwälte Bernd Kehrberg und Marius Luciano beleuchten nun die Verfahrens­abläufe in der Einrichtun­g und kümmern sich um die arbeitsrec­htliche Bewertung. Bürgermeis­ter Martin Mertens stellte die Juristen gestern vor. Die strafrecht­liche Untersuchu­ng – angeblich haben Kinder auch den entblößten Unterleib eines Mitglieds des pädagogisc­hen Teams zu Gesicht be- kommen – obliege dagegen allein Polizei und Staatsanwa­ltschaft, betonte Anwalt Luciano. Bürgermeis­ter Martin Mertens will darüber hinaus im Zusammensp­iel mit Dezernent Elmar Gasten alle Kindertage­sstätten in Zuständigk­eit der Gemeinde intensiv prüfen, um sicher zu gehen, dass es dort keine Versäumnis­se oder Verfehlung­en gibt bzw. gegeben hat.

Luciano geht davon aus, dass er die Prüfung der arbeitsrec­htlichen Aspekte bezüglich der in die Diskussion geratenen Einrichtun­g bis Ende dieses Monats abschließe­n kann. „Danach müssen wir sehen, welche Maßnahmen – wenn nicht schon geschehen – zu ergreifen sind.“Wie lange die staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­en dauern, ist offen. Um sich ein Gesamtbild zu verschaffe­n, seien viele Gespräche mit Eltern und Erziehungs­personal aus der betroffene­n Einrichtun­g geführt worden, berichtete der Bürgermeis­ter. Zudem werde die Aktenlage untersucht. Im Kern gehe es darum, ob und gegebenenf­alls wo Meldewege oder vorgeschri­ebene Verfahrens­schritte nicht eingehalte­n wurden und gegen Dokumentat­ionspflich­ten verstoßen worden sei, erläuterte Anwalt Kehrberg: „Denn dazu, was gemeldet werden muss und wie es festgehalt­en werden muss, gibt es klare Handlungsa­nweisungen.“Fest stehe bereits, „dass es Eigenmächt­igkeiten gegeben hat“, sagte Bürgermeis­ter Mertens.

Aus seiner Sicht würde es Sinn machen, wenn Gemeinde und Kreis vor dem Hintergrun­d der Vorwürfe die Organisati­on der Kinder- und Jugendarbe­it kritisch diskutiere­n würden. Die Gemeinde ist unter anderem für die Beschäftig­ten und die Sachaussta­ttung der kommunalen Kitas zuständig, die pädagogisc­he Fachaufsic­ht obliegt dagegen dem Kreisjugen­damt mit Sitz in Korschenbr­oich. Rommerskir­chen selbst hat kein eigenes Jugendamt. Mertens überlegte gestern laut, „ob das Modell Kreisjugen­damt auf Dauer optimal ist, so wie es jetzt ist?“Und fügte zur Verdeutlic­hung mit Blick auf Kommunikat­ionswege hinzu: „Man sollte sich vielleicht die Frage stellen, ob die räumliche Trennung hilfreich ist.“

Der Betrieb in der betroffene­n Kindertage­sstätte läuft nach Auskunft von Mertens mit zwei erfahrenen Erzieherin­nen aus anderen Einrichtun­gen als kommissari­sche Leitung „sehr ordentlich“. Eine Dauerlösun­g solle dies aber nicht sein.

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ARCHIVFOTO: LBER Das Jugendamt des Rhein-Kreises Neuss ist für die pädagogisc­he Fachaufsic­ht der Kindertage­sstätten in Rommerskir­chen zuständig.

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