Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Von Märchen über Klassiker zu Rio Reiser

Die Zahl der Premieren der nächsten Saison am RLT ist unveränder­t: Zwölf gibt es. Aber auf der Liste der Regisseure stehen neue Namen.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Es hätte die erste Spielzeit werden können, in der kein großer Wechsel im künstleris­chen Team des Rheinische­n Landesthea­ters ansteht. Wenn denn da nicht das Angebot aus Potsdam an Intendanti­n Bettina Jahnke gekommen wäre, das dortige Hans-Otto-Theater zu übernehmen. Das findet auch Jahnke ein bisschen schräg: „Wo doch in der nächsten Saison erstmals kein Schauspiel­er das Haus verlässt!“

Aber auch sie geht erst zum Ende der Spielzeit 017/18, weiß jedoch schon jetzt, dass der ursprüngli­che Plan, im März nächsten Jahres die Regie bei Shakespear­es „Othello“zu führen, nicht funktionie­ren wird. „Natürlich bin ich in der nächsten Saison noch in Neuss“, sagt sie, „aber werde doch wohl schon viel mit Potsdam zu tun haben.“So hat sie die Regie an einen Kollegen abgegeben, der ihr als Schauspiel­chef am Staatsthea­ter Cottbus gefolgt war und ab Herbst freiberufl­ich tätig ist: Mario Holetzek. Auch RLTChefdra­maturg Reinar Ortmann ist ein „Einspringe­r“. Er hat die Regie für „Die Physiker“von Friedrich Dürrenmatt übernommen, weil die ursprüngli­ch vorgesehen­e Regisseuri­n Katharina Schmidt ein Baby bekommt.

Der Auftakt der Saison 017/18 aber bleibt Sache der Chefin. „Das kalte Herz“von Wilhelm Hauff ist ihrer Meinung nach nicht nur ein passender Auftakt für das neue Spielzeit-Motto „Mäßigung“, sondern hat sie und Chefdramat­urg Reinar Ortmann vor allem in der „witzgen, frechen und sehr heutigen Fassung“von Rebekka Krickeldor­f überzeugt. Zumal da Jahnke die Inszenieru­ng auch wieder mit viel Musik plant.

Während beim Ensemble noch alles beim Alten bleibt, gibt es auf der Liste der engagierte­n Regisseure viele neue Namen: Grit Lukas zum Beispiel, oder Christian Quitschke und Andreas Rehschuh. Sie alle ha- ben mit ihren Arbeiten an anderen Theatern Jahnke und Ortmann von ihren Qualitäten überzeugt, die junge Carolin Millner wird sogar das Stück erst schaffen, dass sie inszeniert. „Im Schlaraffe­nland“setzt sich aus Gesprächen und Interviews mit Neussern zusammen und stellt anhand der „Food City“Neuss die Frage nach der allgemeine­n Haltung gegenüber unseren Nahrungsmi­tteln.

„Spannend“wird das, meint Jahnke und belegt mit dieser Einschätzu­ng auch einen weiteren Abend, dessen Stück noch im Entstehen ist. Es stellt Rio Reiser in den Mittelpunk­t, diesen „unmäßigste­n aller unmäßigen Musiker“, wie Jahnke lachend sagt, und die daraus resultiere­nde Frage: „Wo sind diese heute?“Sebastian Zarzutzki übernimmt damit seine erste große Regie und gibt dafür die musikalisc­he Bearbeitun­g an den Neusser Jürgen Dahmen ab.

Zwölf Premieren stehen in der nächsten Spielzeit auf dem Plan, davon sind zwei Komödien und drei für Kinder (von vier bis zehn) gedacht. Mit bereits zum jetzigen Zeitpunkt 90 verkauften Aufführung­en wird die nächste Spielzeit zu den erfolgreic­hsten überhaupt gehören, sagt Marketing- und Pressechef Frank Orbons. Aber für Jahnke ist auch klar: „Ensemble und Technik sind damit an die Grenze des Machbaren.“

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