Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Showdown: Jansen gegen Geerlings
109.515 Neusser sind morgen aufgerufen, über die Zusammensetzung des neuen Landtages abzustimmen. In Neuss wird die Entscheidung um das Direktmandat mit Spannung erwartet. Die CDU will es zurückerobern – die SPD verteidigen.
NEUSS Eins steht fest: Uwe Welsink hat morgen Grund zum Feiern. Der Landtagskandidat der Grünen, der von seiner Partei erst im Oktober als Bewerber um das Direktmandat im Wahlkreis Neuss geschickt worden war, vollendet nämlich das 58. Lebensjahr. Ob auch das Wahlergebnis für ihn und seine im Umfragetief steckende Partei ein Grund zum Jubeln ist, weiß Welsink nach 18 Uhr, wenn auch in Neuss die Wahllokale schließen.
109.515 Neusser sind aufgerufen darüber abzustimmen, welcher Politiker als Direktkandidat im Landtag Politik für NRW und für seine Stadt gestalten darf und wie dieses Abgeordnetenhaus zusammengesetzt sein soll. Gut 18.500 Männer und Frauen gaben bis gestern Abend schon ihre Stimme per Briefwahl ab. Das waren mehr Briefwähler als bei der Landtagswahl 2012. Damals wählten 17.700 diesen Weg der Stimmabgabe.
Diese Stimmen werden morgen Abend von den 29 Briefwahlvor- ständen ausgezählt. Das Gros der Stimmen wird aber zwischen 8 und 18 Uhr in den 91 Wahllokalen abgegeben und ausgezählt werden. Hoffentlich. Denn bei den beiden vergangenen Landtagswahlen lag die Wahlbeteiligung insgesamt nur bei etwas über 57 Prozent.
Welsink gehört zu den acht Bewerbern um das Direktmandat für Neuss. Die Entscheidung dürfte allerdings in dem mit Spannung erwartete Duell zwischen Jörg Geerlings (CDU) und Arno Jansen (SPD) fallen. Geerlings, der mit seiner Frau in diesen Tagen auch die Geburt der ersten Tochter erwartet, kandidiert bereits zum dritten Mal für den Landtag. 2010 konnte er das Mandat für die CDU sichern, bei den vorgezogenen Wahlen nur zwei Jahre später verlor er es allerdings an Reiner Breuer von der SPD. Nur 274 Stimmen machten damals den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus. Damals brach das Erststimmenergebnis von Geerlings von 45,6 Prozent (2010) auf 36,2 Prozent ein, während Breuer das von Fritz Behrens 2010 erzielte Ergebnis (31,5 Prozent) auf 36,7 Prozent verbesserte. Eine direkte Revanche aber ist ausgeschlossen. Breuer gab sein Landtagsmandat vorzeitig auf, als er die Bürgermeisterwahl gewann. So tritt für die Partei nun der BreuerVertraute Arno Jansen an. Er ist Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat – wie Breuer 2012 auch.
Weil es im wahrsten Sinne des Wortes um die Wurst geht, lädt die SPD zum Wahlkampffinale am heutigen Samstag ab 13 Uhr an der Niederstraße zu einer Gratiswurst an ihren Stand ein, während in Sichtweite dazu die CDU am Konvent ein Familienfest organisiert. Beide Parteien und ihre Spitzenkandidaten wollen dabei versuchen, vor allem mit den noch unentschlossenen Wählern ins Gespräch zu kommen – denn morgen wird gewählt.
Dabei sind allerdings ein paar Regeln einzuhalten. Wer zum Beispiel vorhat, den ausgefüllten Stimmzettel in der Kabine zu fotografieren und etwa über Facebook ins Internet zu stellen, muss wissen, dass das vom Landeswahlleiter nicht ausdrücklich verboten wurde – aber das Wahlgeheimnis verletzen könnte. Man lässt es also besser. Womit man sein Kreuzchen macht, ist im Landeswahlgesetz nicht geregelt – es darf also auch ein Lippenstift benutzt werden. Ein Kreuzchen aber sollte es sein. Denn die Stimmabgabe muss eindeutig sein. Weil der Wählerwille eindeutig zum Ausruck kommt, wenn im Kreis neben einem Kandidaten oder einer der 31 zugelassenen Parteien ein „Ja“steht, wäre auch das gültig. Ein Smiley dagegen nicht. Diese Frage wurde schon vor Gericht geklärt und entschieden: Das Symbol ist mehrdeutig, die Stimme wird nicht gezählt.
Wer wählt, muss das alleine tun. Will jemand seine Kinder mit in die Wahlkabine nehmen, könnte das der Wahlvorstand unterbinden – was wohl eher nicht geschehen wird. Wer jedoch nicht lesen oder den Stimmzettel nicht alleine ausfüllen kann, darf sich helfen lassen.
Die Ergebnisse sind morgen im Internet unter www.ngz-online.de von der ersten Hochrechnung an nachzulesen. Eine Ergebnispräsentation im Rathaus gibt es nicht.