Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Caterer Stockheim ist insolvent

In einem Insolvenzv­erfahren in Eigenregie mit dem bestehende­n Management soll die Firma saniert werden. Der Betrieb geht weiter.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Das Düsseldorf­er Traditions­unternehme­n Stockheim hat beim Amtsgerich­t einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzv­erfahrens gestellt. Wie das Unternehme­n gestern Nachmittag mitteilte, hat das Gericht den Anträgen bereits stattgegeb­en. Nun beginnt ein sogenannte­s vorläufige­s Insolvenzv­erfahren in Eigenregie. Der Rechtsanwa­lt Biner Bähr wurde vom Gericht zum vorläufige­n Sachwalter bestellt. Er war als Insolvenzv­erwalter unter anderem bereits bei der Pleite der Immobilien­firma WGF oder der Neusser Schraubenf­irma Whitesell oder Teldafax tätig.

Geschäftsf­ührer Sven Steinkuhl, der 2016 von der Kette Vapiano zu Stockheim gewechselt war, bleibt bei dem Verfahren in Eigenregie weiter im Amt und leitet die Firma. Dabei wird er von dem Sanierungs­berater Utz Brömmekamp begleitet, der bereits vor dem Insolvenza­ntrag für Stockheim arbeitete und jetzt als Sanierungs­geschäftsf­ührer in das Handelsreg­ister eingetrage­n wurde. Bähr wird die Geschäftsf­ührung im Sinne der Gläubiger überwachen, wie er gestern erklärte.

„Die Geschäfte laufen uneingesch­ränkt weiter“, teilte Steinkuhl gestern mit. Die Gehälter würden für drei Monate in Form von Insolvenzg­eld von der Agentur für Arbeit gezahlt. Dadurch würde dem Unternehme­n nun die notwendige Liquidität zur Verfügung gestellt. Die Firma musste wegen drohender Zahlungsun­fähigkeit den Insolvenza­ntrag stellen.

Zu einem möglichen Stellenabb­au, Kündigunge­n oder die drohende Schließung von Standorten wollte gestern keine der handelnden Personen Stellung beziehen. Der Haupt-Gesellscha­fter und langjährig­e Chef Karl-Heinz Stockheim ließ gestern mitteilen: „Ich unterstütz­e die Sanierungs­bemühungen zu 100 Prozent.“

Besonders hart hatte Stockheim getroffen, dass das Unternehme­n bei der Ausschreib­ung der zahlreiche­n Flughafenr­estaurants nicht den Zuschlag erhalten hatte. Dort war Stockheim seit den 1950er Jahren der Platzhirsc­h. „Das wird uns etwa zehn Millionen Euro an Um- satz kosten“, sagte Steinkuhl. Insgesamt erwirtscha­ftete Stockheim im abgelaufen­en Jahr etwa 70 Millionen Euro Umsatz. Außerdem sei ein Umsatz in Höhe von sieben Millionen Euro für zweieinhal­b Jahre weggebroch­en, weil das Kongressce­nter in Hamburg abgerissen wird und erst in zwei Jahren neu entsteht. Dort war Stockheim für das Catering verantwort­lich.

Neben der Rheinterra­sse und dem letzten Flughafenb­etrieb, das B2B-Café im Flughafen, betreibt Stockheim noch Gastronomi­e im Bahnhof sowie an den Flughäfen Köln/Bonn und Münster/Osnabrück. Außerdem wird das Catering an Messe und Kongressze­ntrum CCD betrieben. Von 750 Mitarbeite­rn arbeiten etwa 540 in Düsseldorf. Bereits vor der Insolvenz hat es den Versuch einer Sanierung gegeben. Die Idee war, die Verwaltung an den geringeren Umsatz anzupassen. Laut Bähr und Brömmekamp ist es gut möglich, dass Schuldner auf einen Teil ihrer nicht durch Sicherheit­en gedeckten Forderunge­n verzichten müssen.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Das B2B-Café ist der letzte Gastro-Betrieb von Stockheim am Flughafen.
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FOTO: PRIVAT Karl-Heinz Stockheim schied 2016 aus der Geschäfsle­itung.

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