Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„NRW ist Wechsellan­d geworden“

Der Düsseldorf­er Politikwis­senschaftl­er sieht die Landtagswa­hl als Zäsur und lobt Hannelore Krafts Abgang.

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Herr Professor von Alemann, muss die SPD die Herzkammer der Sozialdemo­kratie nun dauerhaft abschreibe­n?

ALEMANN Nein, NRW ist Wechsellan­d geworden. Vor zwölf Jahren wurde die SPD durch eine CDU-FDP-Koalition abgelöst, nach fünf Jahren wurde wieder gewechselt, jetzt haben CDU und FDP einen Triumph errungen. In fünf Jahren kann das wieder anders aussehen.

Was bedeutet die Schwäche der SPD für die Zukunft der Volksparte­ien?

ALEMANN CDU und SPD haben vor fünf Jahren zusammen rund 65 Prozent der Stimmen erhalten, jetzt auch. Das bestätigt, dass die zwei Volksparte­ien in Deutschlan­d weiter die führende Rolle spielen. Aber wir haben viele Wechselwäh­ler zwischen ihnen. Und wir haben eine große Nähe: Die meisten CDUWähler würden ja eine Koalition mit der SPD bevorzugen.

Die AfD ist sicher im Landtag.

ALEMANN Das ist eine Zäsur für NRW. Wir haben noch nie eine Partei rechts von der CDU im Landtag gehabt. NRW war immun gegen solche Kräfte, wogegen NPD und Republikan­er es ja schon in Landtage vieler anderer Länder geschafft hatten. Nun müssen wir abwarten, wohin diese völlig zerstritte­ne Partei sich entwickelt: ganz nach radikal rechts oder eher nationalko­nservativ. Das Schicksal der Piraten zeigt, dass Neulinge aus dem Landtag auch schnell wieder verschwind­en können.

War Hannelore Krafts Rücktritt richtig?.

ALEMANN Für ihr Verhalten habe ich Respekt. Sie hat zuerst dem Wahlsieger gratuliert und erst dann ihren Wählern und Anhängern gedankt. Sie zieht die notwendige­n Konsequenz­en sofort. Die Welt geht also auch für die SPD in NRW nicht unter. Sie muss sich personell und politisch neu aufstellen. R. KOWALEWSKY STELLTE DIE FRAGEN.

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FOTO: END Ulrich von Alemann (72) lehrte Politikwis­senschaft an der Universitä­t Düsseldorf.

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