Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Linke zittert um den Einzug

- VON LAURA IHME

DÜSSELDORF Bei jeder Hochrechnu­ng wird es gestern Abend still bei der Linken im Kulturzent­rum Zakk. Hat es gereicht für den Wiedereinz­ug in den Landtag? Nach kurzer Spannung dann: Aufatmen, gefolgt von Jubelrufen. Mit fünf Prozent hat es die Partei um die Spitzenkan­didaten Özlem Demirel und Christian Leye knapp ins Landesparl­ament geschafft – so scheint es lange. Sie werden umjubelt und gefeiert, als seien die fünf Prozent sicher.

Dass sie das nicht sind, zeigt sich erstmals gegen 19.30 Uhr: In den Hochrechnu­ngen rutscht die Linke plötzlich auf 4,9, später auf 4,8 Prozent, dann wieder auf 4,9 – der Einzug in den Landtag scheint nun nicht mehr wahrschein­lich. „Wir werden abwarten und hoffen, bis das Endergebni­s feststeht. Bis morgen früh“, kommentier­t Özlem Demirel die Zahlen. Egal, ob die Linke ins Parlament einziehe oder nicht: Eine lautstarke Opposition werde sie mit ihrer Partei auf jeden Fall in den kommenden fünf Jahren bilden.

Mit Tränen in den Augen lässt sie sich noch wenige Stunden vorher gemeinsam mit Christian Leye feiern. „Ich liebe diese Partei, die Linke“, brüllt sie ins Mikrofon. Leye schaut dagegen auch auf die Konkurrenz: Der Schulz-Zug sei in NRW entgleist, bemerkt er mit Blick auf die SPD.

Unzufriede­n mit dem Ergebnis sei man auf keinen Fall – das betonen sowohl Demirel als auch der Linken-Bundeschef Bernd Riexinger sowie der Landesgesc­häftsführe­r Sascha Wagner immer wieder. „Wir können aufgrund der gestiegene­n Wahlbeteil­igung sagen, dass wir unsere Stimmen mehr als verdoppelt haben“, so Riexinger. Bei der Landtagswa­hl 2012 waren die Linken mit 2,5 Prozent der Stimmen deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde gescheiter­t.

Der Abend im Zakk bleibt eine Zitterpart­ie. Mit Altbier und Frikadelle­n blicken die Parteimitg­lieder nervös auf die Leinwand, warten auf neue Hochrechnu­ngen, hoffen, dass aus 4,9 plötzlich doch noch 5,0 wird. Irgendwann siegt der Verstand über die Hoffnung: Nach und nach leert sich die Party. Nur die Hartgesott­enen hoffen weiter.

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