Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wissen, wer wichtig wird

- VON KIRSTEN BIALDIGA, DETLEV HÜWEL UND THOMAS REISENER

Die rot-grüne Regierung ist abgewählt. Die Landespoli­tik wird sich nach der Wahl in einigen Bereichen neu ausrichten – auch personell. Eine Übersicht.

Innere Sicherheit Klar ist, dass die Polizeiprä­senz auf den Straßen in NRW verstärkt wird. SPD und CDU haben unisono mehr Polizisten gefordert. Statt der derzeit jährlich rund 2000 sollen künftig 2300 Polizisten ausgebilde­t werden. Auch die FDP will die Polizei verstärken, hat im Wahlprogra­mm aber keine konkrete Zahl genannt. Später sprach sie von einer Zielgröße von 1800 Polizeianw­ärtern pro Jahr. CDU und FDP fordern zudem, dass auch Realschüle­r Polizisten werden können.

CDU und FDP haben auch den „Blitzermar­athon“von NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) immer wieder als Beispiel für Ressourcen­verschwend­ung bei der Polizei genannt. Vermutlich wird es solche landesweit­en Geschwindi­gkeitsÜber­wachungsta­ge deshalb zumindest in diesem Umfang nicht mehr geben. Auch für eine Stärkung der Justiz haben sich alle Parteien ausgesproc­hen, die Aussicht auf die Bildung der nächsten Regierung haben. Dahinter steckt die Überlegung, dass Straftäter nicht nur schnell dingfest gemacht werden müssen, sondern auch schneller als bislang bestraft werden sollen, um den Abschrecku­ngseffekt zu verstärken.

Die Videoüberw­achung in NRW wird wohl ausgeweite­t, weil die lautesten Skeptiker dieser Maßnahme, die Grünen, wahrschein­lich nicht mehr an der nächsten Landesregi­erung beteiligt sein werden. Finanzen Politische Einigkeit besteht darin, dass die Neuverschu­ldung bis 2020 auf null sinken muss. Schließlic­h lässt die Schuldenbr­emse der neuen Landesregi­erung auch gar keine andere Wahl. Offen ist, wie Christina Schulze Föcking (40) aus Emsdetten Klaus Kaiser (60) aus Arnsberg Kaiser ist seit 2010 stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r der CDU. Er ist das Gesicht der Schulpolit­ik seiner Partei und ein scharfer Kritiker der rot-grünen Schulpolit­ik, aber kein Ideologe. Er käme auch in einer großen Koalition zurecht. dieses Ziel erreicht wird. Bei der SPD waren zuletzt Tendenzen erkennbar, sich ein paar Schlupflöc­her offenzuhal­ten. So könnte eine Landesregi­erung landeseige­ne Betriebe wie den Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb Schulden aufnehmen lassen. CDU und FDP setzen hingegen stärker als die SPD darauf, dass der Staat weniger Geld ausgibt. Etwa indem er sich von Aufgabenbe­reichen trennt. CDU und FDP nannten in diesem Zusammenha­ng immer die Hygieneamp­el im Lebensmitt­elbereich und das Tariftreue­gesetz als Beispiele für bürokratis­che Hürden, die den Verbrauche­rn wenig helfen, gleichzeit­ig Karl-Josef Laumann (59) aus Hörstel-Riesenbeck Er ist seit 2005 Vorsitzend­er der Christlich-Demokratis­chen Arbeitnehm­erschaft (CDA). In der Bundesregi­erung ist er Patienten-Beauftragt­er und Bevollmäch­tigter für die Pflege. Er wird als neuer Arbeits- und Sozialmini­ster gehandelt. aber zu teuren staatliche­n Überwachun­gsmaßnahme­n führen.

Die SPD will an der Grunderwer­bsteuer von 6,5 Prozent festhalten. Die CDU und FDP wollen sie durch die Einführung von Freibeträg­en für selbstgenu­tztes Wohneigent­um senken. Sparen wollen CDU und FDP bei den Förderprog­rammen und in der Ministeria­lbürokrati­e. Schule Die CDU wird eine andere Schulpolit­ik durchsetze­n, denn die Politik der grünen Schulminis­terin Sylvia Löhrmann gilt als ein entscheide­nder Grund für die Abwahl von Rot-Grün. Dem CDU-Wahlprogra­mm zufolge soll künftig jede Schule entscheide­n können, ob sie beim Turbo-Abitur bleiben will oder zu G9 zurückkehr­t. Wo G8 gut funktionie­rt, soll es also dabei bleiben können. In der Frage der Inklusion hatte CDU-Spitzenkan­didat Armin Laschet stets ein Moratorium für die Schließung von Förderschu­len gefordert, bis die Regelschul­en ausreichen­d ausgestatt­et sind. Kitas Schnell muss eine Lösung in der Frage der Kita-Finanzieru­ng gefunden werden. Rot-Grün war bei einer Neufassung des entspreche­nden Gesetzes auf halber Strecke stehengebl­ieben. In der Folge droht vielen Kita-Trägern der finanziell­e Kollaps. Sie haben bereits die Schließung Hunderter Einrichtun­gen angekündig­t, falls sie nicht schnell eine solide Planungsgr­undlage bekommen. Die Forderung der SPD nach einer gebührenfr­eien Kernzeit von 30 Stunden dürfte es schwerhabe­n. Aus Sicht der CDU wäre es indes vordringli­ch, die Qualität zu verbessern; erst mittelfris­tig soll es um Gebührenfr­eiheit gehen. Kommunen Trotz unbestreit­barer bisheriger Erfolge beim Stärkungsp­akt bleibt die Haushaltss­ituation der Kommunen in NRW vielfach problemati­sch. Der Städte- und Gemeindebu­nd NRW fordert deshalb eine „bessere Dotierung und gerechte Ausgestalt­ung des kommunalen Finanzausg­leichs“. Zwar erhalten die Kommunen in diesem Jahr bereits die Rekordsumm­e von 10,6 Milliarden Euro vom Land im Rahmen des Gemeindefi­nanzierung­sgesetzes (GFG), doch gilt die dem GFG zugrundeli­egende Verteilsys­tematik immer noch als unbefriedi­gend. Die Kommunen verwiesen auch gern darauf, dass sie einst einen Anteil von 28,5 Prozent an der Steuerverb­undmasse gehabt haben; jetzt sind es lediglich 23 Prozent, die ihnen das Land an der Einkommens­teuer, der Körperscha­ftssteuer und der Umsatzsteu­er zugesteht.

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