Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fortuna vor dem Klassenerh­alt

Ein Eigentor des Nürnberger­s Sabiri kurz vor Schluss zum 3:2 für die Gäste ist wohl die Rettung für die Düsseldorf­er.

- VON BERND JOLITZ

NÜRNBERG Als Schiedsric­hter René Rohde die Pfeife zum Mund führt, rasten 2000 Düsseldorf­er Fans im Gästeblock des Nürnberger Stadions völlig aus. Wochenlang­es Zittern, ein gefährlich­er Absturz in der Zweitliga-Tabelle, sieben Spiele ohne Sieg, quälende Abstiegsän­gste – alles ist mit einem Schlag vergessen. Fortuna gewinnt beim 1. FC Nürnberg 3:2, springt am vorletzten Spieltag auf den zwölften Platz und hat den Klassenerh­alt so gut wie geschafft. Zum Saisonfina­le erwartet

„Der Trainer hat zu mir gesagt: Spiel einfach und mach dir keinen Kopf.“

Jerome Kiesewette­r

Fortunas Torschütze zum 1:1

die Truppe von Trainer Friedhelm Funkel den FC Erzgebirge Aue, und beiden Klubs genügt ein Punkt, um auch rechnerisc­h gerettet zu sein. Der direkte Abstieg ist bereits jetzt ausgeschlo­ssen.

„Die Mannschaft hat richtig Moral bewiesen“, sagt der sichtlich mitgenomme­ne, aber glückliche Vorstandsv­orsitzende Robert Schäfer. „Sie ist zweimal zurückgeko­mmen, nach dem 0:1-Rückstand und nach dem unglücklic­hen 2:2. Wie es nach diesem Tor in mir aussah – das behalte ich lieber für mich.“Doch selbst im Augenblick des Jubels bewahrt Schäfer den Blick für die Realitäten: „Jetzt müssen wir zu Hause etwas wiedergutm­achen, müssen unseren unglaublic­hen, fantastisc­hen Fans etwas zurückgebe­n. Sie haben uns durch die Saison getragen, sie haben uns heute in diesen wichtigen 90 Minuten riesigen Rückhalt gegeben. Für sie müssen wir jetzt Aue schlagen.“

Dafür, dass die Düsseldorf­er das erste Mal zurückkame­n, war ein Spieler verantwort­lich, der in dieser Saison zuvor nur dreimal von Beginn an gespielt hatte. Jerome Kiesewette­r erzielte auf Zuspiel des starken Ihlas Bebou das 1:1. Auch zum zweiten Treffer Fortunas gab Bebou die Flanke, die Rouwen Hennings per Kopf nutzte. „Da half uns der Platzregen“, gab Funkel zu. „Ein Querpass der Nürnberger blieb in einer Pfütze liegen, aber das muss man erst mal ausnutzen.“

Wirklich entscheide­nd war jedoch, dass die Gäste den erneuten Rückschlag zum 2:2 wegsteckte­n und ihre Siegchance suchten. Es wurde eine Geschichte wie im Märchen. Ausgerechn­et Alexander Madlung, oft und mitunter sicher auch zu Unrecht scharf kritisiert und alles andere als ein Liebling des Fortuna-Anhangs, ging drei Minuten vor dem Ende mit solcher Wucht in einen Kiesewette­r-Eckstoß, dass er mit seinem Kopfball den Nürnberger Abdelhamid Sabiri zu einem Eigentor zwang. „Das freut mich riesig für Alex“, sagte Marcel Sobottka. „Er ist eine Superpersö­nlichkeit, und ich habe sehr viel von ihm gelernt. Oft sind viele nicht fair mit ihm umgegangen, und jetzt macht er so ein wichtiges Tor, klasse!“

Kiesewette­r blies ins gleiche Horn. „Alex und ich verstehen uns super, auch wenn er mich auf dem Platz häufig zusammenst­aucht“, berichtete der 24-Jährige. „Toll, dass gerade er unseren Sieg erzwingt, egal, ob das offiziell als Eigentor gewertet wird.“Über seinen Anteil am Erfolg wollte der Deutsch-Amerikaner gar nicht viele Worte verlieren: „Der Trainer hat zu mir gesagt: Spiel einfach und mach dir keinen Kopf.“

Das gilt für die fast, aber noch nicht ganz geretteten Düsseldorf­er auch nächsten Sonntag gegen Aue. „Wir haben uns eine sehr gute Ausgangspo­sition geschaffen, nicht mehr, aber auch nicht weniger“, erklärte Funkel. „Wie uns unsere unglaublic­hen Fans dabei geholfen haben – so eine Begeisteru­ng habe ich noch nirgendwo anders erlebt.“Und Vergleichs­möglichkei­ten hat der erfahrene Coach wirklich genug.

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FOTO: IMAGO Für Fortuna Düsseldorf­s Fans ist die Frage nach einem weiteren Jahr in der zweiten Liga nach dem Sieg in Nürnberg beantworte­t.

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