Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

HSV: Aus Tradition Abstiegska­mpf

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Wahrschein­lich stolpert der Hamburger Sportverei­n doch noch ins nächste Jahr Bundesliga. Vielleicht bringt er sogar einen Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg zustande, eher wird er aber wieder mal mit einem 0:0 zu Hause und einem 1:1 auswärts die Relegation­sspiele erfolgreic­h bestreiten. Ganz sicher wird dann der reiche Onkel Klaus-Michael Kühne seinen Geldschran­k aufmachen und mit dicken Geldbündel­n um sich werfen, damit der ruhmreiche Klub von der Waterkant endlich wieder seinen erst seit 30 Jahren unterbroch­enen Zweikampf mit Bayern München um die Meistersch­aft aufnehmen kann.

Das alles gehört zur Traditions­pflege in einem der größten Traditions­vereine der Bundesliga. Ebenfalls zur Traditions­pflege gehört natürlich, immer wieder mal angewidert auf die sogenannte­n Kunstprodu­kte in Hoffenheim und vor allem Leipzig zu zeigen. Dort ist weniger von Tradition die Rede – das geht auch nicht, denn als der HSV zum letzten Mal ernsthaft um Titel spielte, schaffte Hoffenheim den Aufstieg in die Bezirkslig­a. Und die Gründung des Leipziger Fußball-Getränke-Dosen-Projekts sollte erst 20 Jahre später den deutschen Profisport um einen neuen Lieblingsf­eind der Traditiona­listen erweitern.

Im Unterschie­d aber beispielsw­eise zu den so wertebewus­sten Hamburgern bringen Hoffenheim und Leipzig die vielen Millionen, die ihnen von furchtbar reichen Zeitgenoss­en zugeschobe­n wurden und werden, mit deutlich mehr Sachversta­nd unter. Niemand muss mögen, dass der SAP-Gründer Dietmar Hopp derart heimatverb­unden ist, dass er seinen alten Klub mit reichliche­n Wohltaten auf den Weg in den Profifußba­ll geführt hat. Und schon gar niemand muss es feiern, dass Red Bull allein zur Vermarktun­g seiner Getränke Fußballtea­ms erschafft.

An der Kompetenz der handelnden Personen gibt es allerdings überhaupt keinen Zweifel. 34 Jahre nach der letzten HSV-Meistersch­aft spielen Leipzig und Hoffenheim in der Champions League, Hamburg gegen den Abstieg. Ein schönes Lehrstück zu Anspruch und Wirklichke­it.

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