Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

HSV wähnt sich vor Saisonfina­le im Aufwind

Beim 1:1 auf Schalke trifft Pierre-Michel Lasogga in der Nachspielz­eit. Der Klassenerh­alt liegt wieder in Hamburgs Hand.

- VON GIANNI COSTA

GELSENKIRC­HEN Ein Anhänger des Hamburger SV schaltete an diesem Wochenende eine Anzeige. „An alle Fußball-Fans“, schrieb er „die nicht so viel Glück haben, so einem Verein anzugehöre­n, noch mal die Eckdaten: 6 x deutscher Meister, 3 x Pokalsiege­r, immer 1. Liga (P.S.: Relegation ist nur einmal im Jahr! Hanseatisc­he Grüße: Der Fensterput­zer) Nur der HSV.“Der Bundesliga-Dino, seit Gründung der Spielklass­e 1963 ununterbro­chen dabei, wahrt die Chance auf den Verbleib in der Beletage des deutschen Fußballs.

Darauf haben zwei Dinge maßgeblich­en Einfluss gehabt. Erstens: Der FC Schalke 04. Zweitens: die Schiedsric­hter. Aber der Reihe nach. Es spricht für die Verfassung der Hamburger, dass der personifiz­ierte Anti-Fußballer Pierre-Michel Lasogga entscheide­nden Anteil daran hat. Nach 13 Monaten (Lasogga: „Wenn man immer Gas gibt, kommt der Tag, an dem man belohnt wird.“) traf er mal wieder. Zum 1:1 gegen den FC Schalke. Beim Abschiedss­piel von Klaas-Jan Huntelaar in der Arena traf dessen Nachfolger Guido Burgstalle­r zur Führung. Bei den Königsblau­en hatte man schon geahnt, dass man der Aufgabe nicht gewachsen sei, den HSV mit einem Sieg eine Spielklass­e tiefer zu stoßen. Was auch daran lag, dass in der Nachspielz­eit ein Kopfballtr­effer von Sead Kolasinac nicht gewertet wurde, weil der Ball angeblich bei der vorausgega­ngenen Ecke im Aus gewesen sein soll. Auch die TV-Bilder können keine endgültige Aufklärung bieten. Tendenz: Der Ball war wohl nicht im Aus. Dem HSV war das herzlich egal. Und so haben es die Hanseaten im letzten Saisonspie­l am Samstag gegen den VfL Wolfsburg tatsächlic­h sogar noch in der eigenen Hand, der Relegation zu entgehen.

Unter Fußball-Fans ist es zum beliebten Volkssport geworden, dem Hamburger SV den Untergang zu wünschen. Kostprobe: „Deutschlan­d beim ESC ist wie der HSV in der Bundesliga. Absteigen nicht möglich“, dichtete zum Beispiel das Satiremaga­zin „extra3“beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter. Und es kursieren allerlei Verschwöru­ngstheorie­n, wie diese abenteuerl­iche, der DFB wolle den HSV einfach nicht aus dem Kreis der besten 18 Profimanns­chaften entlassen und habe seine Schiedsric­hter angewiesen, nachzuhelf­en, wenn nötig.

Es ist viel simpler. Die Liga ist so schwach wie selten. Das Schneckenr­ennen um den Klassenerh­alt dauerte über Wochen an. Nun sind noch vier Teams (Augsburg, Wolfsburg, Mainz und der HSV) involviert, die sich für den Relegation­s- platz bewerben. Doch auch drumherum liegen keine Welten zwischen den Konkurrent­en. Pokalfinal­ist Eintracht Frankfurt liegt auf Platz elf nur sechs Punkte vor den Hamburgern auf dem 16. Platz.

Beim HSV wähnt man sich im Aufwind. „Die Dramaturgi­e ist jetzt gut für uns. Wir haben ganz kurz vor Schluss etwas Unerwartet­es geschafft. Der unmittelba­re Druck, direkt absteigen zu können, ist nun weg. Das fühlt sich richtig gut an“, sagt Vorstandsv­orsitzende­r Heribert Bruchhagen. „Wir wissen, was wir jetzt für eine Woche vor uns haben. Wir haben entweder ein Spiel oder noch drei Spiele. Jetzt müssen wir alles dafür tun, um das Szenario mit einem Sieg gegen Wolfsburg direkt in der Liga zu bleiben, zu erreichen. Das streben wir an, ist doch klar.“Und es ist wohl allen Fußballfan­s klar, dass der HSV sich auch diesmal retten wird. Irgendwie.

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FOTO: DPA Geballte Kampfkraft: HSV-Trainer Markus Gisdol.

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