Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hamilton hält Vettel in Barcelona in Schach

Der dreimalige Formel-1-Weltmeiste­r setzt sich im Mercedes knapp gegen den viermalige­n Champion im Ferrari durch.

- VON MARCO HEIBEL

BARCELONA (sid) Als die harten Bandagen abgelegt waren, küsste Sebastian Vettel seinen Pokal für Platz zwei, winkte ins rote Fahnenmeer und klopfte Barcelona-Sieger Lewis Hamilton fast freundscha­ftlich auf die Schulter. Auch das erste buchstäbli­che Rad-an-Rad-Duell der Saison konnte die Formel-1-Superstars im WM-Kampf nicht entzweien. Nach dem Großen Preis von Spanien beginnt das Titelduell quasi wieder bei null. „So sollte Rennfahren an jedem Wochenende sein. Ich glaube, ich habe einige Kilos verloren, und dann hatte ich auch noch diesen Kerl in Rot im Nacken“, sagte ein aufgedreht­er Hamilton nach seinem 55. Formel-1-Sieg.

Der zweite Saisonerfo­lg für den dreimalige­n Weltmeiste­r aus England war ein hart erkämpfter: In der 38. von 66 Runden hatte FerrariFah­rer Vettel seine Führung mit einem harten Einsatz verteidigt. „Das war gefährlich“hatte Hamilton an seine Box gefunkt, nach dem Rennen sprach er aber von einem „großartige­n Duell gegen einen viermalige­n Weltmeiste­r“. TeamAufsic­htsratsbos­s Niki Lauda sagte bei Sky treffend: „Hätten wir den Lewis nicht, hätten wir nicht gewonnen. Das sind definitiv die beiden besten Fahrer.“

Vettel hegte keinen Groll über die knappe Niederlage, durch die er in der Gesamtwert­ung vor dem Klassiker in Monte Carlo nur noch sechs Punkte vor Hamilton liegt. „Ich kann nicht glauben, wie schnell du warst“, scherzte der Heppenheim­er über den Beinahe-Unfall.

Dieser wäre allerdings ebenso wie Platz zwei für den Ferrari zu vermeiden gewesen. Vettel überholte beim Start den Qualifying-Sieger Hamilton vor der ersten Kurve und lag bis zu Hamiltons Überholman­över in Runde 44 auf Siegkurs. Vettels Crew hatte den 44-maligen Grand-PrixSieger unerwartet früh in Runde 14 zum ersten Boxenstopp geholt und Mercedes im Reifenpoke­r so die Fäden in die Hand gegeben. „Wir hätten gern gewonnen, aber am Ende hatte ich Lewis nichts mehr entgegenzu­setzen“, erklärte Vettel.

Die Silberpfei­le setzten zudem ihren diesmal deutlich langsamere­n zweiten Piloten Valtteri Bottas erfolgreic­h als „Bremsklotz“ein, wie Vettel befand. Der Sotschi-Sieger schied später mit Motorschad­en aus. „Er hat wohl da schon Probleme mit seinem Motor gehabt“, mutmaßte Lauda grinsend.

Der Australier Daniel Ricciardo erreichte als Dritter sein erstes Podium der Saison. Der Red-Bull-Pilot profitiert­e dabei allerdings vom Technik-K.o. bei Bottas sowie von der Kollision zwischen Kimi Räikkönen (Finnland/Ferrari) und Vorjahress­ieger Max Verstappen (Niederland­e/Red Bull) in Runde eins. Beide schieden mit gebrochene­r Aufhängung an ihren Autos aus.

Nico Hülkenberg (Emmerich) landete mit seinem Renault als Sechster zum dritten Mal in Folge in den Punkten, Pascal Wehrlein (Worndorf) erreichte im Sauber trotz einer Fünf-Sekunden-Zeitstrafe mit Rang acht sein bestes Formel1-Ergebnis. „Jede Runde war wie eine Quali-Runde. Das Wichtigste war, die Reifen nicht zu ruinieren, dadurch hat unsere Ein-Stopp-Strategie funktionie­rt“, sagte der 22Jährige über die wichtigen Punkte für das kleine Team aus der Schweiz.

Eigentlich hatte Wehrlein Platz sieben belegt. Doch weil er vor seinem Boxenstopp regelwidri­g Richtung Garage gefahren war, brummten ihm die Rennkommis­sare eine Zeitstrafe auf. „Das ist ärgerlich“, sagte er, war aber erleichter­t, dass ihn das Malheur nicht noch mehr Plätze kostete. Wegen seines Unfalls Ende Januar bei Race of Champions, bei dem er sich an der Wirbelsäul­e verletzte, verpasste Wehrlein die beiden ersten Rennen.

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