Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

CDU ist die stärkste Kraft im Kreis

Die Christdemo­kraten holen alle drei Direktmand­ate. Für die SPD war es ein bitterer Abend. Die FDP steht vor der Koalitions­frage.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

RHEIN-KREIS Kurz vor dem Triumph ist es am schwersten, nicht zu früh zu jubeln. Doch Heike Troles hält durch. „Wie viele Stimmbezir­ke noch?“, fragt die 48-Jährige immer wieder, während die jüngsten Zahlen auf einer Leinwand im Kreishaus Grevenbroi­ch präsentier­t werden. Bloß nicht zu viel Euphorie. Bloß nichts übersehen. Bloß nicht kurz vor dem Ziel noch abstürzen. Aber dann ist es gewiss: Die Christdemo­kratin aus Grevenbroi­ch holt den Wahlkreis 45 (Dormagen, Grevenbroi­ch, Rommerskir­chen) für die CDU zurück. 2012 hatte dort der Sozialdemo­krat Rainer Thiel (65) triumphier­t. Aber selbst in seiner Heimatstad­t Dormagen kann er sich jetzt nicht gegen Troles durchsetze­n. Vor der eigenen Haustür holt Thiel 35 Prozent, Troles 39,7.

Der Jubel der Christdemo­kraten ist bei der Wahl-Präsentati­on im Grevenbroi­cher Kreishaus groß. Auch weil die Landtagswa­hl 2012 bittere Erinnerung­en hinterlass­en hat. Zwei der drei Wahlkreise gingen damals an die SPD, hinzu kamen später verlorene Bürgermeis­terwahlen in Neuss, Dormagen und Grevenbroi­ch. Gestern Abend aber herrscht Siegesstim­mung bei der CDU.

Als klar wird, dass die Christdemo­kraten die Direktmand­ate in allen drei Wahlkreise­n holen und auch bei den Zweitstimm­en vorn liegen, herrscht Partystimm­ung. Dieter Welsink, Fraktionsc­hef der KreisCDU, spricht von einem guten Abend für das Land. Aber er mahnt zur Bodenhaftu­ng. Die CDU komme „in einigen Städten und Gemeinden im Rhein-Kreis aus einer schwierige­n Situation“. Man habe „eine starke Mannschaft­sleistung gezeigt, das haben die Wähler honoriert“. Welsink stellt klar, dass dies einen Auftrag mit sich bringt: „Wir müssen jetzt auch liefern.“

Neben Heike Troles ziehen ihre Parteikoll­egen Jörg Geerlings und Lutz Lienenkämp­er in den Landtag ein. Geerlings (44) hat damit seine Ankündigun­g wahr gemacht und sich das Direktmand­at in Neuss zurückgeho­lt. Schon von 2010 bis 2012 gehörte er dem Landtag an, bei der Wahl 2012 holte er jedoch 274 Stimmen weniger als Reiner Breuer (SPD), der 2015 schließlic­h als Chef ins Neusser Rathaus einzog. Jetzt ist Geerlings die Revanche gegen die Sozialdemo­kraten, für die Arno Jansen (43) antrat, geglückt.

Im Wahlkreis 46 (Jüchen, Kaarst, Korschenbr­oich, Meerbusch) setzte sich Lutz Lienenkämp­er (47) durch. Der erfahrene Landespoli­tiker zählt zudem zum Kompetenzt­eam des künftigen Ministerpr­äsidenten und CDU-Spitzenkan­didaten Armin La- schet. Auch in ihrem dritten Anlauf nach 2010 und 2012 gelang es Nicole Niederdell­mann-Siemes (SPD) nicht, das Direktmand­at gegen Lienenkämp­er zu erringen.

Die Sozialdemo­kraten im RheinKreis sprachen von einem „bitteren Abend“. Rainer Thiel (SPD) zeigte sich als fairer Verlierer. Mit Blick auf das Landeserge­bnis stellte er klar: „Ich gratuliere der CDU zum Wahlsieg.“Und er betonte: „Ich finde, es wäre konsequent, wenn CDU und FDP jetzt gemeinsam regieren.“ Eine Wunsch-Koalition – daraus machten Dieter Welsink und Daniela Leyhausen, stellvertr­etende Vorsitzend­e der Kreis-CDU, keinen Hehl. Nur: Ob dies bei den Liberalen, die rund 16,6 Prozent der Zweitstimm­en im Kreis holten und auch bei den Direktkand­idaten respektabl­e Ergebnisse einfuhren, auf viel Gegenliebe stößt, bleibt abzuwarten. FDP-Kreisvorsi­tzender Bijan Djir-Sarai äußerte sich zurückhalt­end. „Da wird es auf Landeseben­e noch viel Gesprächsb­edarf geben.“

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FOTOS: L. BERNS/A. BUCHBAUER Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe gratuliert Heike Troles im Kreishaus.
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Bijan Djir-Sarai (FDP) mit Kreiskämme­rer Ingolf Graul
 ??  ?? Rainer Thiel verliert sein Landtagsma­ndat.
Rainer Thiel verliert sein Landtagsma­ndat.
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Dieter Welsink (CDU): „Wir müssen jetzt auch liefern.“

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