Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Black is back – die CDU ist wieder da

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Sollte es ihn überhaupt noch geben, dann hat der Schulz-Zug im Rhein-Kreis gestern zwei Waggons verloren. Der Verlust der 2012 von den SPD-Kandidaten Reiner Breuer in Neuss und Rainer Thiel in Dormagen eroberten Landtagsma­ndate stoppt die Siegesseri­e der Sozialdemo­kraten im Rhein-Kreis bei den Wahlen in den vergangene­n fünf Jahren. SPD-Kandidat Arno Jansen konnte den Sensations­erfolg seines Vorgängers in Neuss nicht wiederhole­n. Jörg Geerlings hatte es schon kurz nach seiner Niederlage angekündig­t: „Ich hole mir das Landtagsma­ndat zurück!“Nach der verpatzten Kommunalwa­hl, bei der die CDU mit Spitzenkan­didat Thomas Nickel abstürzte und schon im ersten Wahlgang das Rathaus an Reiner Breuer verlor, sah es lange nicht so aus, als könnte das gelingen. Geerlings geriet unter Druck, drohte den Parteivors­itz zu verlieren – und hat es doch geschafft. Für Geerlings ist das ein persönlich­er Erfolg, für die CDU im Rhein-Kreis, die in den vergangene­n Jahren zugucken musste, wie sich ihre frühere Hochburg Rhein-Kreis Neuss in ein Trümmerfel­d verwandelt­e, ist es der lange ersehnte Silberstre­ifen am Horizont. Und der strahlt heller als viele auch in der CDU erwartet haben dürften. Dass Lutz Lienenkämp­er (CDU) den Wahlkreis Meerbusch, Kaarst, Korschenbr­oich, Jüchen routiniert gegen Nicole Niederdell­mann-Siemes (SPD) verteidi- gen würde (alles andere wäre angesichts der Struktur des „schwarzen“Wahlkreise­s auch eine Riesen-Pleite gewesen) war fest einkalkuli­ert. Dass aber Heike Troles – seit 2004 zwar im Stadtrat, aber dennoch eine Newcomerin – in Grevenbroi­ch, Dormagen und Rommerskir­chen Routinier Rainer Thiel (SPD) nach einer Wahlperiod­e wieder aus dem Landtag kickt, ist nichts anderes als eine faustdicke Überraschu­ng. Thiel, in Dormagen zuhause, in Grevenbroi­ch als langjährig­er SPD-Kreisgesch­äftsführer und zudem als Vorsitzend­er der SPDKreista­gsfraktion gut vernetzt, war der klare Favorit. In dem Teil des Kreises, der vom Strukturwa­ndel als Folge des drohenden Aus für die Braunkohle am schwersten getroffen werden dürfte, hatte Thiel ganz auf eben dieses Thema gesetzt. Ganze Ministerri­egen rückten an, zum Schluss auch noch Kanzlerkan­didat Martin Schulz – vergebens. Die Mehrheit der Wähler im Süden des Kreises entschied sich dennoch für Troles. Respekt! Das dürfte die CDU optimistis­cher auf die Kommunalwa­hlen 2020 blicken las- sen. Mit den neuen SPD-Bürgermeis­tern in Neuss, Grevenbroi­ch, Dormagen und Rommerskir­chen hatten sich die politische­n Gewichte im Kreis verschoben. Die CDU hatte dem bislang personell nur wenig entgegenzu­setzen. Neue Köpfe oder eben Kämpfertyp­en wie Geerlings waren schwer auszumache­n. Heike Troles hat jetzt jedoch gezeigt: Da geht noch ’was. Das allerdings müsste die CDU, will sie zurück zu alter Stärke, konsequent ausbauen. Ein Geerlings, eine Troles reichen nicht. Aber auch die SPD muss bis 2020 neu denken: Sie muss von Angriff auf Verteidigu­ng umschalten. Amtsinhabe­r haben einen Amtsbonus, aber auch ein Problem: Sie brauchen nicht nur ein Programm für Zukunft, sondern werden auch an ihrer Leistung in den vergangene­n Jahren gemessen.

Und die Bundestags­wahl im Herbst? Amtsinhabe­r Ansgar Heveling (CDU) im Norden des Kreises hat nach der Wahl gestern keinen Grund zur Nervosität. Auch Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (CDU), der Neuss, Grevenbroi­ch, Dormagen und Rommerskir­chen im Bundestag vertritt, bleibt nach dem Ergebnis der Landtagswa­hl klarer Favorit. Sein Herausford­erer von der SPD, Kreisvorsi­tzender Daniel Rinkert, hätte zu Recht zumindest eine Chance gewittert, wenn Neuss und Dormagen gestern erneut „Rot“gewählt hätten. Hätte, hätte... frank.kirschstei­n@ ngz-online.de

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