Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

CDU erobert Wahlkreise zurück

Bei der Landtagswa­hl dreht die Union das Ergebnis von vor fünf Jahren herum. Liberale noch besser als der Landesschn­itt.

- VON CHRISTIAN HERRENDORF, ARNE LIEB UND UWE-JENS RUHNAU

Der Jubel bei den Düsseldorf­er Christdemo­kraten war um 18 Uhr nahezu grenzenlos. Sie haben die schmerzhaf­te Niederlage von vor fünf Jahren vergessen gemacht. Damals hatten sie bei der Landtagswa­hl alle vier Düsseldorf­er Wahlkreise­n an die SPD verloren und obendrein ihr Zweitstimm­energebnis halbiert. Jetzt haben die CDUKandida­ten Angela Erwin, Peter Preuß, Olaf Lehne und Marco Schmitz ihre Wahlkreise gewonnen. Auch bei den Zweitstimm­en konnten die Partei kräftig zulegen. Düsseldorf­s CDU-Vorsitzend­er Thomas Jarzombek sprach von einem Erdrutschs­ieg und rief den Anhängern seiner Partei im Rathaus entgegen: „Ab heute ist Düsseldorf wieder eine CDU-Stadt.“

Die CDU kam bei den Zweitstimm­en auf 30,4 Prozent, knapp fünf Prozent mehr als vor fünf Jahren. Die SPD erreichte knapp 27 Prozent (minus 7 %). Für die Liberalen war es ein großer Tag, sie erzielte 17 Prozent, 2012 waren es 12,7 Prozent gewesen. Die Grünen verloren deutlich und kamen auf nur gut acht Prozent (minus 6 %). Die Linke und die AfD lagen bei mehr als sechs Prozent.

SPD-Parteichef Andreas Rimkus sprach am Abend von einem „bitteren Tag für die Sozialdemo­kratie, auch in Düsseldorf“. Es sei im Wahlkampf nicht gelungen, die Inhalte der SPD-Politik zu transporti­eren. Rimkus macht dafür auch eine „beispiello­se Hetzkampga­ne gegen die SPD“verantwort­lich. „Das war eher AfD-Stil“, sagt er. Bundeskanz­lerin Angela Merkel habe etwa bewusst falsche Zahlen zu den Verkehrsin­frastruktu­rausgaben genannt.

Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) warf der CDU vor, das Land schlecht geredet und mit den Ängsten der Wähler gespielt zu haben. Er verwies auf die CDU-Plakate mit dem Slogan „Uns reicht’s“. „Ich sehe da Anleihen bei rechten Populisten.“Nachteile für die Zusammenar­beit von Land und Landeshaup­tstadt durch den Regierungs­wechsel sehe er nicht. „Ich vertraue darauf, dass die Qualität der Zusammenar­beit nicht von den Parteien abhängt. Dies ist im Interesse beider Seiten.“

Bei der FDP war die Stimmung besonders aufgeräumt. Mit 17 Prozent lag die Partei sogar deutlich über dem Landeserge­bnis. „Das tut gut“, sagte Marie-Agnes StrackZimm­ermann, Bundesvize der Freien Demokraten und Düsseldorf­s FDP-Chefin. „Alles was wir uns vorgenomme­n haben, ist in Erfüllung gegangen.“Auf die Ampel-Kooperatio­n im Rathaus werde das Wahlergebn­is keine Auswirkung­en haben. „Wir werden in der Ampel konstrukti­v weiter zusammenar­beiten und SPD und Grüne keine Häme spüren lassen.“Ihr Parteifreu­nd Rainer Matheisen, der nun ins Landesparl­ament einzieht, meinte, man haben an den Ständen gemerkt, dass die Menschen die Freien Demokraten wieder in den Parlamente­n haben wollen. Bildung, Wirtschaft­spolitik und Verkehr habe eine große Rolle gespielt. Voller Freude über den Sieg erklärte er, er nenne sich nun „MDL elect“.

Katzenjamm­er herrschte bei den Grünen. Nur die langjährig­e Abgeordnet­e Monika Düker war durch ihren guten Listenplat­z abgesicher­t. Stefan Engstfeld (Platz 16) hofft noch auf die Vergabe der Ausgleichs- und Überhangma­ndate, Martin Sebastian Abels (Platz 18) dagegen hatte diese Option nicht im Blick. Für die AfD ist der Düsseldorf­er Nic Vogel im neuen Landtag.

uwe-jens.ruhnau @rheinische-post.de elbst die optimistis­chsten Christdemo­kraten in Düsseldorf sind noch vor zwei Wochen nicht davon ausgegange­n, dass sie auf so überzeugen­de Art das Ergebnis der letzten Landtagswa­hl würden korrigiere­n können. Ausschlagg­ebend waren jetzt die Fehler der Landesregi­erung, eine allgemein empfundene Stagnation des Landes sowie die politische Großwetter­lage, die den konservati­ven Kräften in die Karten spielte. Die FDP erwies sich in Düsseldorf einmal mehr als besonders stark, für die Grünen dürfte es nur ein schwacher Trost sein, dass sie etwas besser abgeschnit­ten haben als ihre Parteifreu­nde.

Die neuen Machtverhä­ltnisse im Land haben auch Auswirkung­en auf Düsseldorf. Ganz konkret zum Beispiel beim Thema Flughafen. Eine Zustimmung zum beantragte­n Wachstum ist jetzt mehr als wahrschein­lich. Das SPD-geführte Rathaus muss sich darauf einstellen, dass das Miteinande­r vielleicht etwas schwierige­r wird. Oberbürger­meister Thomas Geisel, der zuletzt immer gerne den Spruch „Stadt und Land – Hand in Hand“zitierte, wird sich auf neue Ansprechpa­rtner einstellen müssen. Für Düsseldorf wäre es gut, wenn er gleich den Kontakt zur neuen Landesregi­erung suchte.

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Ernüchteru­ng bei der SPD: Parteichef Andreas Rimkus (links) versucht seine Mitstreite­r in einer kurzen Ansprache aufzumunte­rn.
 ??  ?? Jubel bei der CDU: Die Direktkand­idaten Angela Erwin (vorne lins) und Marco Schmitz (Mitte) freuen sich über die erste Hochrechnu­ng.
Jubel bei der CDU: Die Direktkand­idaten Angela Erwin (vorne lins) und Marco Schmitz (Mitte) freuen sich über die erste Hochrechnu­ng.
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Andreas Hartnigk (CDU) gratuliert Düsseldorf­s FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
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RP-FOTOS: BRETZ/ENDERMANN Für Paula Elsholz, Chefin der Düsseldorf­er Grünen, war es ein bitterer Abend
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Schwarz-gelbes Geplauder der Fraktionsc­hefs Rüdiger Gutt (CDU) und Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP)
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Der Grüne Stefan Engstfeld (Mitte) muss um sein Landtagsma­ndat zittern.
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Oberbürger­meister Thomas Geisel verfolgte den Abend im Rathaus.
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Angelika Kraft-Dlangamand­la (Linke, r.) bei der Parteipart­y im Rathaus.

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