Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schwarz-Weiß trotzt Olympiasiegern aus Hamburg
Hockey-Zweitligist HTC SW Neuss bringt prominent besetzte Hanseaten beim 3:3 an den Rand einer Niederlage.
NEUSS Nach 21 Minuten hatte Matthias Witthaus die Faxen dicke. In einer Auszeit nahm sich der beim Feldhockey-Zweitligisten Hamburger Polo Club als Spielertrainer tätige Rekordinternationale (356 Länderspiele für Deutschland) seine Jungs lautstark zur Brust. „Spielt einfach – Ball annehmen, abspielen. Aber nicht diese Scheiße! Das kotzt mich an!“Zu diesem Zeitpunkt lag der im Fernduell mit Spitzenreiter Düsseldorfer HC auf jeden Punkt angewiesene Tabellenzweite beim HTC SW Neuss mit 1:2 zurück. Am Ende stand es an der Jahnstraße 3:3Unentschieden (Halbzeit 2:1), ein Ergebnis, das den DHC mit einem Sechs-Punkte-Vorsprung in die letzten vier Saisonspiele gehen lässt.
So richtig glücklich mit dem einen Zähler waren indes auch die Gastgeber nicht. „Dieses 3:3 fühlt sich im Moment wie eine Niederlage an“, sagte Trainer Matthias Gräber, „immerhin haben wir bis knapp zehn Minuten vor Schluss mit 3:1 geführt.“Allerdings mochte er auch dem Fazit seines routinierten Abwehrchefs Christoph Martial nicht widersprechen. Der fand: „Das Ergebnis geht schon in Ordnung.“
Stark trumpften die Gastgeber vor allem in der ersten Hälfte auf. Für allerbeste Stimmung sorgte etwa der erste Bundesliga-Treffer von Julian Dettmer. Der 18 Jahre alte Stürmer traf in der 18. Minute mit einem abgefälschten Schuss, der sich als Bogenlampe über Polos Torhüter Leif Nechwatal ins Gehäuse senkte. Diese glückliche Fügung kommentierte der Youngster verlegen lächelnd: „Das ist echt peinlich.“Zwar gelang Matthias Witthaus nur zwei Minuten später der Ausgleich, doch die Hausherren schlugen postwendend zurück: Der bärenstarke Se- bastian Draguhn krönte einen tollen Sololauf, bei dem er Hamburgs zentralen Verteidiger Hagen Streit klassisch austanzte, mit einem trockenen Abschluss ins linke Toreck (21.).
Natürlich erspielten sich auch die Gäste ihre Chancen, brachten die Kugel jedoch nicht an Jonas Radeke vorbei. Der Neusser Torhüter entwickelte sich nach dem Seitenwechsel zum Alptraum der Hanseaten. Die machten durch Olympiasieger Carlos Nevado – trotz seiner bereits 34 Jahre immer noch teuflisch schnell unterwegs –, den Ex-Krefelder Tim Witthaus und das österreichische Toptalent Leon Thörnblom ordentlich Druck. „Wir haben kein Mittel mehr gefunden“, räumte Gräber ein. Und Draguhn meinte selbstkritisch: „Wir haben auch nicht mehr genug getan.“Trotzdem langte es bei der dritten Neusser Ecke nach Ablage Draguhns durch Abbas Haider sogar noch zum 3:1 (50.). Auf der anderen Seite vernagelte Jonas Radeke seinen Kasten, entschärfte zum Beispiel fünf der insgesamt sieben Hamburger Strafecken. Darum musste der zweimalige Olympiasieger Matthias Witthaus ran: Er verkürzte mit dem sechsten Versuch auf 2:3 (58.), sein nächster Anlauf bescherte Polo einen höchst umstrittenen Siebenmeter, den Jendrik Sielaff zum 3:3 (61.) verwandelte. Kurz vor Schluss verpasste Cedric Heimbach alleine vor Nechwatal den Siegtreffer für Schwarz-Weiß.