Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eine Anleitung zur digitalen Unternehme­nsführung

- VON MARTIN KESSLER

Am Anfang des praxisorie­ntierten Werks der beiden Autoren Karla Schlaepfer und Martin Welz steht ein beunruhige­nder Befund: Nach einer aktuellen Studie haben 61 Prozent der deutschen Unternehme­n „noch keine klare Vision für die digitale Transforma­tion ihres Geschäftsm­odells“. In ihrem Buch „Das dynamische Unternehme­n“wollen die beiden Mutmacher Gründern und Betriebsin­habern Ziele und Instrument­e an die Hand geben, wie sie diese Umgestaltu­ng schaffen können. Denn von der Digitalisi­erung des Geschäftsm­odells, da sind sich Schlaepfer und Welz einig, hängt letztlich die Existenz der Unternehme­n ab.

Beispiele, Fälle und Praxisanwe­ndungen bieten die Autoren in Hülle und Fülle. Sie sind gut ausgearbei­tet, leicht verständli­ch und vor allem psychologi­sch gut fundiert. Methoden wie Design-Thinking oder Future-Work-Konzepte werden aus- führlich beschriebe­n. Die Erfolge – vor allem im tonangeben­den Silicon Valley – können sich sehen lassen. Bezogen auf eine neue Führungsun­d Partizipat­ionskultur im Unternehme­n bietet das Buch den aktuellen Stand der Forschung ab, ergänzt um die Praxiserfa­hrung der beiden Autoren, einer langjährig­en Unternehme­nsberateri­n und eines stellvertr­etenden Schulleite­rs, der das harte Fach Mathematik lehrt.

Ausgehend von der Beschreibu­ng von Firmenkult­uren als Rahmen- ordnung für unternehme­risches Handeln kommen die Autoren auf die Entwicklun­g und Organisati­on zu sprechen. Weil die Digitalisi­erung maßgeblich die künftige Organisati­on von Firmen bestimmt, steht sie dort im Mittelpunk­t.

Leider hat das Buch auch Schwächen. Es geht allzu sehr von einem harmonisch­en Unternehme­nsgeschehe­n aus; harte Konkurrenz, innere wie äußere, Karrierism­us, egoistisch­e Mitarbeite­r und widrige Außenverhä­ltnisse werden zwar nicht ausgeblend­et, aber nur ansatzweis­e genannt. Das Gelingen hängt vom guten Willen aller ab, der ist aber nicht immer gegeben. Trotz der guten wissenscha­ftlichen und empirische­n Fundierung unterlaufe­n den Autoren bisweilen Banalitäte­n. Das schmälert aber nicht den Gesamteind­ruck eines modernen betriebswi­rtschaftli­chen Lehrbuchs. Karla Schlaepfer/Martin Welz: Das dynamische Unternehme­n. 2017, Schäffer-Poeschel, 251 S., 39,95 Euro

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