Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

SPD schließt große Koalition aus

Armin Laschet hat die NRW-Wahl klar gewonnen. Doch sein Weg in die Düsseldorf­er Staatskanz­lei könnte steinig werden. Die SPD will nicht mitregiere­n und die FDP gibt sich betont distanzier­t.

- VON K. BIALDIGA, E. QUADBECK UND T. REISENER

DÜSSELDORF Die SPD in NordrheinW­estfalen will nach ihrer schweren Niederlage bei der Landtagswa­hl keine Koalition mit dem Wahlsieger CDU bilden. Das habe der SPD-Landesvors­tand angesichts der Mehrheit von CDU und FDP im neuen Landtag beschlosse­n, sagte SPDFraktio­nschef Norbert Römer gestern Abend in Düsseldorf. In einer Pressemitt­eilung machte die Partei erste Hinweise für die Ursachen des schlechten Wahlergebn­isses aus. So seien vor allem die Verluste im Ruhrgebiet dramatisch gewesen. Dort habe man die Menschen nicht erreichen können. Zudem sei es ein Fehler gewesen, „die großen bundespoli­tischen Fragestell­ungen aus der Wahlausein­andersetzu­ng auszuklamm­ern“.

Ein Bündnis aus CDU und FDP erscheint nun als das einzig realistisc­he. Doch FDP-Chef Christian Lindner gab sich nach der Wahl bei mehreren Gelegenhei­ten betont distanzier­t gegenüber der CDU und will erkennbar den Preis hochtreibe­n. Er trat dem Eindruck entgegen, die FDP sei der natürliche Juniorpart­ner der CDU in schwarz-gelben Bündnissen. „Selbstvers­tändlich ist die FDP bereit, in NRW in die Verantwort­ung zu gehen“, sagte er. Bedingung sei aber ein Politikwec­hsel. Auch FDP-Fraktionsv­ize Joachim Stamp betonte, es gebe keinen Automatism­us für eine schwarz-gelbe Koalition. Differenze­n gibt es etwa bei der Kriminalit­ätsbekämpf­ung und in der Schulpolit­ik. Für den Abend vereinbart­en CDU und FDP ein erstes Sondierung­sgespräch.

Schwarz-Gelb hätte nur eine knappe Mehrheit, doch nach dem überrasche­nd frühen SPD-Beschluss spricht eigentlich alles dafür, dass der künftige Koalitions­partner der CDU zum dritten Mal im Land FDP heißt.

Konfliktst­off birgt allerdings die Ressortver­teilung. „Mehr als drei Ministerie­n werden wir der FDP nicht geben“, sagte ein CDU-Vorstandsm­itglied. Zudem betonte auch NRW-CDU-Chef Armin Laschet Unterschie­de zur FDP beim Thema innere Sicherheit. Er kritisiert­e, die FDP sei gegen verdachtsu­nabhängige Personenko­ntrollen bei der Schleierfa­hndung, gegen die Vorratsdat­enspeicher­ung und auch bei der Videoüberw­achung sehr skeptisch. Mehr Sicherheit sei aber ein Kernthema der CDU im Wahlkampf gewesen. Der Präsident der Landesvere­inigung der NRW-Unternehme­nsverbände, Arndt Kirchhoff, forderte eine schnelle Regierungs­bildung.

Vorläufige­s amtliches Endergebni­s der NRW-Landtagswa­hl

Die NRW-SPD sucht nach dem Rücktritt von Hannelore Kraft derweil weiterhin eine neue Führungssp­itze. Er gehe davon aus, dass sich die Partei bis zum Sommer neu aufstellen werde, sagte SPD-Fraktionsc­hef Norbert Römer. In Berlin nahm Kraft die Schuld für die Niederlage erneut auf sich: „Die Verantwort­ung für das, was in den letzten Wochen und Monaten in NRW geschehen ist, die trage ich – und die trage ich auch mit erhobenem Haupt.“In der Berliner SPD-Zentrale herrschte Fassungslo­sigkeit. Kraft wurde dennoch mit warmem Applaus empfangen. Die Wahlschlap­pe setzt SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz zunehmend unter Druck. „Manchmal kriegt ein Boxer einen Leberhaken, aber das heißt noch nicht, dass die nächste Runde schon an den Gegner geht“, sagte er und kündigte konkrete Vorschläge an.

Die Kanzlerin betonte, Schwerpunk­te des CDU-Wahlkampfe­s würden Innovation, innere, äußere und soziale Sicherheit sowie der Zusammenha­lt der Gesellscha­ft. „Last not least: Europa“, fügte sie hinzu. Leitartike­l Sonderseit­en

Newspapers in German

Newspapers from Germany