Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Türkei verbietet Besuch bei Bundeswehr

Merkel nennt die Absage misslich und lässt Alternativ-Standorte prüfen.

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BERLIN (may-) Die seit Langem in der Krise steckenden deutsch-türkischen Beziehunge­n stehen vor einer neuen Belastungs­probe, nachdem Ankara den Besuch von Bundestags­abgeordnet­en bei deutschen Bundeswehr­soldaten im türkischen Standort Incirlik untersagt hat. Nach monatelang­em Hinhalten erfuhr Deutschlan­d bei einer Unterredun­g im türkischen Außenminis­terium 48 Stunden vor dem geplanten Besuch von dessen Absage. Bundeskanz­lerin Angela Merkel bezeichnet­e den Vorgang als „misslich“. SPD, Grüne und Linke fordern einen Abzug aus Incirlik. Die Bundesregi­erung drohte ebenfalls mit alternativ­en Stationier­ungen.

Die Türkei verknüpfte den deutschen Besuchswun­sch mit dem Asylschutz für türkische Militärs in Deutschlan­d. Bei einem monatelang verzögerte­n Truppenbes­uch war im Herbst die Armenien-Resolution als Grund genannt worden. Verstimmun­gen hatten Wahl- kampfauftr­itte türkischer Politiker in Deutschlan­d und deren Absage im Vorfeld des Verfassung­sreferendu­ms ausgelöst. Auch die Inhaftieru­ng von deutsch-türkischen Journalist­en und einer Übersetzer­in belasten die Beziehunge­n.

„Es muss selbstvers­tändlich möglich sein, dass Abgeordnet­e des Deutschen Bundestags nach Incirlik reisen und dort die Truppe im Auslandsei­nsatz besuchen“, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Das Verteidigu­ngsministe­rium nannte die Weigerung „auf Dauer nicht hinnehmbar“. Noch klarer wurde das Auswärtige Amt, für das die Absage „absolut inakzeptab­el“ist. Die Unionspoli­tiker Jürgen Hardt und Henning Otte erklärten, die Besuchsmög­lichkeit sei für den Bundestag „nicht verhandelb­ar“. Sie regten an, dass sich die Nato-Staaten auf einheitlic­he Standards für Truppenbes­uche verständig­en. Zugleich warnten sie die Türkei davor, Freunde im Militärbün­dnis zu vergraulen.

SPD, Grüne und Linke fordern einen Abzug der Bundeswehr aus dem türkischen Incirlik

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