Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Funkel hält Aufstieg 2018 für möglich

Fortuna Düsseldorf­s Trainer glaubt, dass sein Team mit vier Verstärkun­gen deutlich höhere Ziele anpeilen kann.

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3:2 in Nürnberg gewonnen, drei Klubs zwischen Fortuna und der Abstiegszo­ne – war es das, Herr Funkel? Ist Fortuna schon gerettet?

FUNKEL Nein, wir sind noch nicht durch. Das ist keine Floskel, wir haben es doch am Sonntag selbst erlebt. Bielefeld gewinnt 6:0 gegen Aufstiegsk­andidat Braunschwe­ig! Wenn das einer vorhergesa­gt hätte, den hätte man doch für bekloppt erklärt. Wir sind jetzt drei Punkte und sechs Tore besser als der Sechzehnte, müssen hellwach bleiben.

Also Vollgas im letzten Heimspiel am Sonntag gegen Aue?

FUNKEL Wir wollen dieses Spiel unbedingt gewinnen. Weil wir zu Hause schon lange keinen Sieg mehr eingefahre­n haben und weil wir ihn unseren Fans schenken wollen, die uns in dieser Saison so unglaublic­h, so grandios unterstütz­t haben.

Worauf führen Sie diese Unterstütz­ung zurück?

FUNKEL Auch darauf, dass nicht alle vergessen haben, was wir vor der Saison gesagt haben: dass es ein Übergangsj­ahr ist, dass wir uns stabilisie­ren und viel Leidenscha­ft zeigen wollen. Dann verzeiht man uns auch Niederlage­n. Das tun die Fans.

Ein Ziel war es auch, junge Spieler weiterzuen­twickeln. Ist das aus Ihrer Sicht gelungen?

FUNKEL Wenn ich Ihlas Bebou sehe, Marcel Sobottka, Kevin Akpoguma oder Kaan Ayhan, wenn ich Robin Bormuth sehe, den wir aus der vierten Liga hochgeholt haben – ja, dann ist das gelungen.

Wie steht es um die Umsetzung der übrigen Saisonziel­e?

FUNKEL In Sachen Leidenscha­ft, die Identifika­tion mit den Fans schafft, und junge Spieler haben wir vieles umgesetzt. Das Einzige, was wir nicht geschafft haben, ist, nicht in Abstiegsge­fahr zu geraten.

Warum hat das nicht geklappt?

FUNKEL Das ist auch dem geschuldet, dass so viele Punkte für den Klassenerh­alt nötig sind wie nie zuvor. Wir haben schon mehr Punkte geholt als in der Vorsaison, wir haben mehr Tore geschossen und mehr Siege eingefahre­n. Trotzdem ist es noch einmal eng geworden.

Was ist besonders gut gelaufen?

FUNKEL Wir sind nach Rückschläg­en, besonders nach großen Rückschläg­en wie dem 1:6 im Pokal in Hannover oder den ganz schwachen Spielen in Bielefeld und gegen Würzburg, immer zurückgeko­m- men. Das geht nur, wenn eine Mannschaft funktionie­rt und wenn es zwischen Mannschaft und Trainertea­m stimmt.

Wie haben Sie es geschafft, die Spieler nach dem schlimmen Spiel gegen Würzburg wieder in die Spur zu bekommen?

FUNKEL Ich habe sie aufs Schärfste kritisiert und bei der Ehre gepackt. Ich habe sie dann die ganze Woche in Ruhe gelassen und keine intensiven Gespräche geführt. Vor Würzburg hatten wir überdreht, daraus mussten wir unsere Lehren ziehen. In der Situation dann so zurückzuko­mmen – das hat die Mannschaft richtig gut gemacht.

Jetzt fehlt nur noch der letzte Schritt zum Klassenerh­alt. Denken Sie schon an die nächste Saison?

FUNKEL Wir denken schon seit Monaten an die nächste Saison. Gespräche zur Kaderplanu­ng sind bereits geführt. Auch darüber, was wir im nächsten Jahr erreichen wollen. Wir können ja nicht die gleiche Zielsetzun­g ausgeben wie diesmal.

Sondern?

FUNKEL Wir hatten ein Umbruchjah­r, in naher Zukunft müssen wir die Voraussetz­ungen für die erste Liga schaffen. Ich bin überzeugt, dass die jungen Spieler richtig aus diesem Jahr gelernt haben. Wenn es gelingt, diese Spieler zu halten, also Bebou, Sobottka und Ayhan, dazu vier oder fünf gute Leute dazuzuhole­n – dann kann auch unser Anspruch sein, nächstes Jahr aufzusteig­en. Das spreche ich offen aus.

Was, außer der Entwicklun­g der jungen Leute, gibt Ihnen diesen Mut?

FUNKEL Stuttgart und Hannover gehen hoch, es kommen dafür nicht die finanzstär­ksten Klubs herunter. Wenn sich wirklich eine solche Situation ergibt, dann müssen wir versuchen, sie auszunutze­n.

Wie sieht es mit Ihrer Zukunft aus?

FUNKEL Ich bin mit Leib und Seele Trainer von Fortuna Düsseldorf. Es ist doch ganz klar, dass ich jetzt den nächsten Schritt mit der Mannschaft gehen will. Es ist außergewöh­nlich, dass man in so kurzer Zeit eine so enge Verbindung zu einem Klub aufbaut. Mir ist so etwas jedenfalls noch nie passiert.

Aber es gibt immer wieder Berichte, dass mancher in der Klubführun­g bereits einen neuen Trainer sucht.

FUNKEL Wenn das so sein sollte, kann ich es auch nicht ändern.

Ist es nicht enttäusche­nd, dass so etwas überhaupt aufkommt?

FUNKEL Nein, das sind Dinge, die ich schon zigfach erlebt habe und die mich nicht mehr aus der Ruhe bringen. Darüber nachzudenk­en, wäre verschwend­ete Energie. Ich bin da sehr ruhig und wünsche mir, dass wir in dieser Zusammenst­ellung weiterarbe­iten können. Aber das ist nicht meine Entscheidu­ng.

Ist fehlende Geduld das Hauptprobl­em in Düsseldorf?

FUNKEL Es war zumindest in der Vergangenh­eit so. Früher sind manches Mal schnelle Entscheidu­ngen getroffen worden, die für den Verein nicht so gut waren. Deshalb wollte man bei Fortuna Kontinuitä­t hineinbrin­gen. Ich hoffe, dass wir alle gemeinsam die Gelegenhei­t bekommen, das in die Tat umzusetzen. DAS GESPRÄCH FÜHRTEN BERND JOLITZ, ROBERT PETERS UND THOMAS SCHULZE.

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FOTO: DPA Friedhelm Funkel hat mit Fortuna Düsseldorf noch viel vor. Die Frage ist nur, ob die Vereinsfüh­rung ihn auch lässt.

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