Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadtführu­ng bietet Geschichte zum Anfassen

Der Blick in die Vergangenh­eit muss nicht langweilig sein – das stellte Helmut Wessels unter Beweis.

- VON MARION LISKEN-PRUSS

NEUSS Ein gotischer Eckpfeiler in einer Herrentoil­ette und die mächtigste Frau im historisch­en Neuss: Um Ordensgeme­inschaften ging es bei der ersten der Best-of-Themenführ­ungen, die die Neuss Marketing GmbH gemeinsam mit der NGZ durchführt. Neuss sei im Mittelalte­r eine bedeutende Stadt gewesen, machte Stadtführe­r Helmut Wessels zu Beginn deutlich.

Gestartet ist die Gruppe am Obertor, und vorbei ging es an der Obertorkap­elle, deren Vorgängerb­au bei der Belagerung durch Karl den Kühnen eine große Rolle spielte. Kurz vor Haus Rottels bog die Gruppe in die heutige Rottelsgas­se ein, die früher „Minderbröd­ergass“hieß, weil dort das große Kloster der Minoriten stand. Und die wurden Minderbrüd­er genannt. Neuss zählte im Mittelalte­r nach Köln und Aachen zu den klosterrei­chsten Städten im Rheinland und hatte etwa 15 Konvente. Heute sind teilweise nur noch Reste erhalten, so wie in der Rottelsgas­se. Die Minoriten wurden 1615 aus Neuss abberufen, weil man sie nachts mit „Weibsvolk“gesehen haben will. Die rund 20 Personen spazierten weiter in die Klarissens­tra- ße, während Wessels erläuterte, dass das hüfthohe steinerne Halbrund dort nicht zu einem Kloster gehörte, sondern zur ersten Stadtmauer von Neuss.

Dann lenkte er den Blick auf den Boden. Dort ist der Verlauf der Außenmauer eines Klarissenk­losters nachgemaue­rt, in dem die unverheira­teten Frauen des Adels im 13. Jahrhunder­t standesgem­äß untergebra­cht wurden. Weiter ging es am Romaneum vorbei, wo sich im Laufe der Jahrhunder­te ein innerstädt­isches Klosterzen­trum gebildet hatte. Wo heute das Rheinische Landesthea­ter aufragt, befand sich früher eine Barockabte­i, die später eine Ölmühle beherbergt­e, ehe sie in den 1950er Jahren abgerissen wurde.

Auch an die Marienkape­lle erinnern nur noch eine Stadtansic­ht von 1590 und ein gotischer Eckpfeiler in der Herrentoil­ette des Restaurant­s „Haus am Markt“. Schließlic­h gelangte die Gruppe über den Glockhamme­r zur Klosterkir­che Marienberg. Zum Schluss stand das Quirinus-Münster auf dem Programm. An die gleichnami­ge Abtei, die einst an das Münster angrenzte, erinnert so gut wie nichts mehr. Dabei war die Äbtissin die mächtigste Frau in Neuss gewesen.

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NGZ-FOTO: WOI Helmut Wessels (l.) führte die Teilnehmer durch die Stadt. Die nächste Führung findet statt am 27. Mai. Infos unter Telefon 0213140377­95.

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