Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sattelschl­epper donnern durch Wohnstraße

Seit der Sperrung der Gümpgesbrü­cke nutzen viele Lkw-Fahrer die schmale Königstraß­e als Schleichwe­g ins Gewerbegeb­iet.

- VON DAGMAR FISCHBACH

HOLZBÜTTGE­N Wenn Melanie Adams aus dem Fenster ihres Arbeitszim­mers schaut, traut sie oftmals ihren Augen nicht. „Da rollen riesige Sattelschl­epper über die kleine Königstraß­e, manchmal mit Aufliegern voller großer Rohre oder Tankwagen “, erzählt sie.

Seit der Sperrung der Gümpgesbrü­cke vor rund zwei Wochen scheinen die Lastwagen die Wohnstraße als Schleichwe­g zu benutzen. „Offensicht­lich ist ihnen der Weg über die Umgehungss­traße zu weit. Wo sie herkommen oder hinwollen, weiß ich natürlich nicht. Aber unsere Straße ist für solchen Schwerlast­verkehr gar nicht ausgelegt“, stellt sie fest. Schon des öfteren habe sie von ihrem Fenster aus „haarige Situatione­n“beobachtet. „Wir wohnen direkt in einer Kurve, und ich arbeite zu Hause. Deshalb habe ich vor allem im Berufsverk­ehr so manche brenzlige Situation bemerkt. Dann fahren die Sattelschl­epper zeitweise Stoßstange an Stoßstange bei uns vorbei“, erzählt die Kaufmännis­che Angestellt­e.

So müssten etwa die großen Lastwagen wegen parkender Autos oftmals auf die Gegenfahrb­ahn ausweichen. „Dann ist die Straße praktisch komplett zu. Entgegenko­mmende Autos können die Lastwagen durch die Kurve allerdings erst sehen, wenn sie quasi direkt davor stehen – und müssen auf den Bürgerstei­g ausweichen“, berichtet sie. Auch wisse sie, dass es an der rund 500 Meter weiter gelegenen Verkehrsin­sel kaum Durchkomme­n für die Sattelschl­epper gibt. „Die Straße ist dort einfach zu eng. Und so mancher von ihnen hat die Querungshi­l- fe schon ,mitgenomme­n’“, erzählt die Mutter von zwei Kindern. Melanie Adams macht die Verkehrssi­tuation vor allem Sorge , weil die Königstraß­e von vielen Kindern als Schulweg genutzt wird. „Mein Sohn und meine Tochter fahren jeden Tag mit dem Fahrrad oder Roller dort entlang. Ich habe oft ein mulmiges Gefühl“, stellt die 46-Jährige fest.

Und die Lastwagen seien nicht das einzige Ärgernis. „Viele Autofahrer rasen mit überhöhter Geschwindi­gkeit durch unsere schmale Straße“, erzählt sie. Das habe sie der Stadt bereits gemeldet. „Bisher ist zum Glück noch nichts passiert – aber so soll es ja auch bleiben“, so Adams. Bei der Stadt liegen Beschwerde­n vieler Anwohner der Kö- nigstraße zum Thema überhöhte Geschwindi­gkeit vor. Sprecher Peter Böttner weist zunächst darauf hin, dass für den fließenden Verkehr die Polizei zuständig ist. Er erläutert aber, dass es auf der Königstraß­e mehrfach Tempo-Kontrollen gegeben habe. „Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en sind objektiv nicht festgestel­lt worden“, so Böttner. Deshalb sehe die Stadt keinen Handlungsb­edarf.

Anders bei den Sattelschl­eppern: Böttner weist darauf hin, dass die Umleitunge­n eindeutig ausgeschil­dert sind. „Nachdem uns die Situation aber nun bekannt ist, werden wir ein Durchfahrt­verbot für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen verhängen. Ausgenomme­n Anlieger und Lieferverk­ehr“, sagt er. Dazu werde die Stadt die Polizei bitten, punktuell zu kontrollie­ren. „Außerdem werden wir die Gewerbetre­ibenden nochmals auf die Vollsperru­ng im Juni hinweisen und darauf, dass die Königstraß­e kein Schleichwe­g ins Gewerbegeb­iet ist“, so Böttner.

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FOTO: MELANIE ADAMS Immer wieder quälen sich die Sattelschl­epper durch die enge Königstraß­e Richtung Gewerbegeb­iet. Anwohnerin Adams beobachtet dabei häufig brenzlige Situatione­n.
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NGZ-FOTO: ATI Melanie Adams sorgt sich um die Sicherheit der Schulkinde­r.

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