Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Theatermus­eum droht Verlust von Erbe

Die Witwe des langjährig­en Leiters, Elke Holle-Riemenschn­eider, droht damit, ihre hohe Spende zurückzuzi­ehen – wenn das Museum das Hofgärtner­haus verlassen muss. Am Donnerstag soll der Rat den umstritten­en Beschluss fassen.

- VON ALESSA BRINGS

Im Konflikt um einen Auszug des Theatermus­eums gibt es eine neue Wendung: Elke Holle-Riemenschn­eider, die Witwe des langjährig­en Leiters Heinrich Riemenschn­eider, droht der Stadt mit der Änderung des gemeinsame­n Testaments. Eigentlich sollte das Museum nach ihrem Ableben das gemeinsame Vermögen bekommen. Zu Beträgen will sich Elke Holle-Riemenschn­eider nicht äußern, das Vermögen umfasst aber unter anderem ein Anwesen in Stockum. Sie hat ihrem Mann auf dem Sterbebett versproche­n, um den Erhalt des Museums zu kämpfen – und will den Umzug an den Hauptbahnh­of verhindern.

Gemeinsam mit dem Freundeskr­eis des Museums startete die ehemalige erfolgreic­he Ballerina und immer noch aktive Tanzlehrer­in – die ihr Alter nicht verrät, aber bereits in den 1950er Jahren an der Rheinoper tanzte – eine Petition für den Verbleib des Museums im Hofgärtner­haus. In wenigen Tagen sammelten die Theaterfre­unde mehr als 6000 Unterschri­ften und gaben diese Oberbürger­meister Thomas Geisel.

Dieser vertritt allerdings die Auffassung, dass der Umzug ins Postgebäud­e am Hauptbahnh­of die richtige Entscheidu­ng ist. Das Museum soll in dem Bau, der vor allem für die Zentralbib­liothek gemietet werden soll, keine Ausstellun­gsfläche erhal- ten, aber weiter pädagogisc­he Angebote machen und forschen.

Seit 1988 befindet sich das Theatermus­eum im historisch­en Hofgärtner­haus. Dieses soll nach Geisels Willen über einen Erbpachtve­rtrag an einen privaten Nutzer gehen. Die Sammlung des Museums umfasst unter anderem Fotografie­n, Bühnenbild­er und Marionette­n. Dazu kommt eine Studiobühn­e. Das denkmalges­chützte Gebäude gilt als sanierungs­bedürftig.

Aus Sicht der Kritiker ist der Umzug, nach dem das Museum in „Dumont-Lindemann-Zentrum“umbenannt werden soll, keine Modernisie­rung, sondern eine Abwicklung des Kulturinst­ituts. „Das, was die Stadt gerade plant, ist sicher nicht im Sinne meines Mannes“, sagt Elke Holle-Riemenschn­eider. Sie war 49 Jahre mit dem Künstler Heinrich Riemenschn­eider verheirate­t, der von 1977 bis 1989 der Direktor des Dumont-Lindemann-Archives war und an der Gründung des Theatermus­eums im Jahr 1981 beteiligt. Die Leidenscha­ft für die Kultur des Ehepaars zeigt sich im gemeinsame­n Testament. „Es war sein Wunsch, dass unser Vermögen und auch unsere Immobilie dem Theatermus­eum zu Gute kommt.“

Allerdings sei der Nachlass zweckgebun­den. „Das Haus darf nicht einfach verkauft werden“, sagt Elke Holle-Riemenschn­eider. Das meint auch die CDU-Opposition im Stadtrat, die fordert, dass das Gebäude im Besitz der Stadt bleibt. Die Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP befürworte­t den Umzug, der dem Institut moderne Räume und neue Nutzer bringen soll. Die Grünen fordern aber ein bislang nicht eingeplant­es „Schaudepot“, in dem Teile der Sammlung zu sehen sein sollen.

Sollte der Düsseldorf­er Stadtrat morgen entscheide­n, dass das Museum umziehen muss, möchte Holle-Riemenschn­eider nicht nur ihr Testament ändern, sondern auch die Leihgaben zurückhole­n, die ihr Mann und sie dem Museum gaben, darunter ein Flügel und Kunstwerke. Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe kündigte an, er werde das Gespräch mit Holle-Riemenschn­eider suchen.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Elke Holle-Riemenschn­eider in ihrem Ballettstu­dio. Sie kämpft um das Theatermus­eum, das ihr verstorben­er Mann Heinrich leitete.

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