Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Union geht auf Nummer sicher

Der Staat soll nach dem Willen der Länder-Fraktionsc­hefs deutlich mehr Härte gegenüber Terroriste­n und Kriminelle­n zeigen. Der Streitpunk­t Flüchtling­s-Obergrenze zwischen CDU und CSU bleibt beim Münchner Treffen ausgeklamm­ert.

- VON BIRGIT MARSCHALL

MÜNCHEN/BERLIN Die Union will die innere Sicherheit im Wahlkampf zu ihrem Schwerpunk­tthema machen und nimmt dafür weitere Abstriche beim Datenschut­z hin. „Datenschut­z darf kein Täterschut­z sein“, heißt es in einem sieben Seiten langen Entwurf für eine gemeinsame Resolution, die morgen auf der Konferenz der Chefs der Unionsfrak­tionen aus Bund und Ländern in München beschlosse­n werden soll. Um das größtmögli­che Maß an Sicherheit zu gewährleis­ten, müssten die Behörden künftig auch E-Mails und sonstige elektronis­che Kommunikat­ionsmittel wie Whatsapp überwachen können. „Wir fordern insbesonde­re, dass die Rechtsgrun­dlagen für die Überwachun­g von verschlüss­elter Kommunikat­ion via Mobiltelef­on bzw. Internet geschaffen werden.“

Die Wahlanalys­en der Meinungsfo­rscher nach den drei Landtagswa­hlen im Saarland, in SchleswigH­olstein und in Nordrhein-Westfalen hatten ergeben, dass vor allem die innere und äußere Sicherheit für viele Bürger zu den drängendst­en aktuellen Themen gehören. Hier hat die Mehrheit der Union mehr Kompetenz zugeordnet als der SPD. Für Polizei und Justiz sind die Bundesländ­er zuständig, für die äußere Sicherheit der Bund. Hier fühlen sich viele Bürger derzeit offenbar von der Bundeskanz­lerin gut vertreten.

CDU und CSU wollen daher im Wahlkampf ihren Vorsprung bei Sicherheit­sthemen weiter ausbauen. Der Auftakt der Münchner Fraktionsv­orsitzende­n-Konferenz gestern war denn auch geprägt von massiver Kritik an der SPD-Sicherheit­spolitik in den Ländern. Heute wollen auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Horst Seehofer an der Konferenz teilnehmen.

Die SPD habe die drei Landtagswa­hlen vor allem mit der inneren Sicherheit verloren, sagte der Vorsit- zende der Konferenz, Thüringens CDU-Fraktionsc­hef Mike Mohring. Der SPD fehle die Erkenntnis, dass sie hier selbst viele Weichenste­llungen zusammen mit Linken und Grünen verhindert habe. In der Resolution wolle die Union eine härtere Gangart bei der inneren Sicherheit in allen Bundesländ­ern fordern: mehr Befugnisse für Behörden, härtere Strafen gegen Gefährder und Terroriste­n sowie deutlich mehr Überwachun­g. „Wir wollen, dass die Sicherheit­sbehörden besser sind als die Gefährder“, betonte Mohring.

Um Terroriste­n besser bekämpfen zu können, sollten künftig auch „Onlinedurc­hsuchungen“möglich werden. Darüber hinaus sollen leichter DNA-Analysen sowie genetische Fingerabdr­ücke angeordnet und genutzt werden, „denn jeder zusätzlich­e Datensatz kann entscheide­nd dazu beitragen, ein schweres Verbrechen aufzukläre­n“.

Der Staat müsse im Kampf gegen den Terror mehr Stärke zeigen. „Daher fordern wir den Verlust der deutschen Staatsange­hörigkeit für Mehrstaatl­er, die für eine Terrormili­z an Kampfhandl­ungen im Ausland teilnehmen, sich ausbilden lassen oder dafür werben“, heißt es im Unionspapi­er. Die Länder müssten den Einsatz von elektronis­chen Fußfesseln über die geltende Höchstdaue­r von fünf Jahren hinaus ausweiten. Die Union setzt sich auch für ein Burka- oder Gesichtsve­rhüllungsv­erbot ein.

Mit Blick auf die geplanten Strafversc­härfungen bei Einbruchsd­elik- ten fordern die Fraktionsc­hefs „eine zügige Umsetzung der Gesetzesän­derungen in den verbleiben­den Wochen der aktuellen Wahlperiod­e“. Bei der Strafzumes­sung dürften ferner kulturelle und religiöse Prägungen des Täters, „die in fundamenta­lem Widerspruc­h zu unserer Rechtsordn­ung stehen, kein Anlass für eine Strafmilde­rung sein“. Zur besseren Prävention von Straftaten müsse es neben der Einführung einer Abschiebeh­aft für Gefährder auch mehr Polizeiprä­senz und moderne Überwachun­gstechnik im öffentlich­en Raum geben. Damit Mieter und Hauseigent­ümer sich besser vor Einbrecher­n schützen können, müssten entspreche­nde Maßnahmen finanziell unterstütz­t werden, etwa durch Kredite oder Zuschüsse.

Dem Treffen ging eine CSU-Vorstandsk­lausur voraus, auf der die Bayern ihre Marschrout­e für den Bundestags­wahlkampf festgelegt haben. Auch die CSU zielt schwerpunk­tmäßig auf mehr Sicherheit. Parteichef Seehofer forderte zudem eine „große, wuchtige Steuerrefo­rm“mit hohen Entlastung­en. Die CSU möchte durchsetze­n, dass sich die CDU auf Entlastung­en von mindestens 15 Milliarden Euro jährlich – und zusätzlich den Abbau des Solidaritä­tszuschlag­s ab 2020 – einlässt. Kein Konsens zeichnete sich beim Thema Obergrenze für Flüchtling­e ab: Auf die Forderung der CSU, die Zahl der Migranten jährlich auf 200.000 zu begrenzen, will sich die CDU weiterhin nicht einlassen, weil sie das für schwer steuerbar hält.

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FOTO: IMAGO Polizisten begleiten in Berlin am 1. Mai einen Demonstrat­ionszug.

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