Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Europatag: Brexit hat Folgen für Region

Zum Europatag veranstalt­ete das Berufskoll­eg Weingartst­raße gestern eine Podiumsdis­kussion mit Experten aus Politik und Wirtschaft. Im Fokus standen die Auswirkung­en des britischen EU-Austritts und von Trumps Politik auf die Region.

- VON MERLIN BARTEL

NEUSS Trump und Brexit – große Themen, die nicht nur die Mächtigen dieser Welt bewegen, sondern auch auf lokaler Ebene wichtig sind: Schüler des Berufskoll­egs Weingartst­raße diskutiert­en darüber gestern am Europatag mit Gästen aus Politik und Wirtschaft.

„Wir finden es selbstvers­tändlich, in der EU zu wohnen und überall mit dem Euro zu bezahlen“, eröffnete Schulleite­r Dieter Bullmann die Veranstalt­ung. „Dabei wird die EU heute immer mehr infrage gestellt.“Dirk Brügge, Kreisdirek­tor des Rhein-Kreises Neuss, bezeichnet­e die Europäisch­e Union als „Erfolgspro­jekt“und „Inbegriff für Frieden und Wohlstand“. Man könne nicht früh genug damit beginnen, junge Menschen an die Thematik heranzufüh­ren. „Sie sind die Europäer von morgen“, sagte er zu den rund 200 anwesenden Schülern.

In zwei Vorträgen präsentier­ten die Schüler Sadda Pasha und Sebastian Franz die wichtigste­n Fakten zum Brexit, dem Austritt Großbritan­niens aus der EU, sowie den politische­n Positionen von US-Präsident Donald Trump, der etwa das Handelsabk­ommen TTIP ablehnt. Zu den Referaten gab es noch ein Online-Quiz für die Schüler, um das Gelernte zu vertiefen – einer der seltenen Momente, in denen Handys ausdrückli­ch erwünscht sind.

Anschließe­nd fragte Moderator Martin Kessler, Leiter der Politikred­aktion unserer Zeitung, die Runde nach ihrer Einschätzu­ng zum Brexit. „Nach Abwägung aller Konsequenz­en überwiegen die Nachteile eines Austritts“, erklärte Jürgen Steinmetz, Hauptgesch­äftsführer der IHK Mittlerer Niederrhei­n. Auch Ulrich Gross hat als Geschäftsf­ührer der Neuss-Düsseldorf­er Häfen GmbH & Co. KG viel internatio­nalen Kontakt. „Schlechte Karten hat durch den Austritt nicht die Europäisch­e Union, sondern Großbritan­nien.“Düsseldorf schaffe zum Beispiel durch die Sprinter-Produktion viele Arbeitsplä­tze und exportiere die Fahrzeuge in die USA und nach Kanada.

Im Rhein-Kreis Neuss haben sich zahlreiche amerikanis­che Firmen, wie 3M, Johnson & Johnson oder UPS, angesiedel­t. „Ich bin sicher, dass Trump nicht alle seine Wahlverspr­echen einlöst. Und selbst wenn, bleiben die Unternehme­n bei uns – Europa ist ein spannender Markt“, war sich Dirk Brügge sicher.

Auf die Frage, ob Englisch durch den Brexit an Bedeutung verliert, antwortete Ludwig Hecke, Staatssekr­etär im Landesmini­sterium für Schule und Weiterbild­ung in NRW: „Ich rechne damit, dass Kooperatio­nen von Schulen und Universitä­ten schwierige­r werden und Abschlüsse nicht mehr so leicht anerkannt werden.“

Kritische Töne schlug auch Kreisdirek­tor Brügge an: „Von der Kom- mune bis zum Bund schieben alle der EU die Schuld zu, doch alle tragen Verantwort­ung“, sagte er. „Der Handel verbindet alle Länder, doch durch Nationalis­ten ist das Konstrukt in Gefahr“, fügte Ulrich Gross hinzu. „Als Tourist sind Sie in den USA weiter willkommen, einen Arbeitspla­tz erhalten Sie jedoch nicht ohne weiteres“, antwortete er auf die Frage eines Schülers nach eingeschrä­nkter Mobilität.

Zum Abschluss richtete Martin Kessler einen Appell an die Schüler: „Lernen Sie Englisch und weitere Fremdsprac­hen und bewegen Sie sich in Europa als Ihre Heimat.“

 ?? NGZ-FOTO: LOTHAR BERNS ?? Beim Europatag (v.l.): Felizitas SchuhTerha­rdt, Ulrich Gross, Dirk Brügge, Ludwig Hecke, Dieter Bullmann, Christiane Gerhards, Jürgen Steinmetz, Gabi van Bebber und Martin Kessler.
NGZ-FOTO: LOTHAR BERNS Beim Europatag (v.l.): Felizitas SchuhTerha­rdt, Ulrich Gross, Dirk Brügge, Ludwig Hecke, Dieter Bullmann, Christiane Gerhards, Jürgen Steinmetz, Gabi van Bebber und Martin Kessler.

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