Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auftritt von Team Neuss lässt wohl keinen kalt

Im „Preis der Besten“kämpfen sich die Voltigiere­r vom Nixhof nach der Knieverlet­zung von Mittelfrau Eva Adrian zu fünft durch die Kür.

- VON DIRK SITTERLE

NEUSS Die Fakten lesen sich wenig prickelnd: Hinter dem RV Fredenbeck und dem Team Norka des VV Köln-Dünnwald schloss das Team Neuss den als erste Sichtung für die Europameis­terschafte­n gewerteten „Preis der Besten“in Warendorf nur auf dem dritten Platz ab.

Und doch durften sich die Voltigiere­r des RSV Neuss-Grimlingha­usen als Sieger fühlen, hatten sie das Publikum sowie die mit Helma Schwarzman­n, Jochen Schilffart­h, Ute Schönian und Rob de Bruin (Niederland­e) hochkaräti­g besetzte Jury doch ans Herz gerührt. Ihre große Energielei­stung trieb selbst Agnes Werhahn, gemeinsam mit Jessica Lichtenber­g (beide Neuss) erfolgreic­hste Voltigiert­rainerin der Welt, Tränen in die Augen: „Was die Gruppe hier geleistet hat, ist mit Worten nicht zu beschreibe­n. Alle sind über sich hinausgewa­chsen.“Und das war passiert: In der Pflicht verletzte sich Eva Adrian beim Abflanken genau an dem Knie, das sie mit gerissenem Kreuzband schon einmal zu einer langen Zwangspaus­e gezwungen hatte. Für die Jüchenerin, die in drei Tagen ihren 18. Geburtstag feiert, war der Wettkampf damit beendet. Trainerin und Lon- genführeri­n Elisabeth Simon musste daraufhin entscheide­n, ob sie ihr Team auch zu fünft ins Kürprogram­m schickten sollte.

Mit dem kühnen Entschluss, sich dieser Herausford­erung zu stellen, galt es für sie und ihre talentiert­e, aber unerfahren­e Gruppe, gleich zwei Probleme zu lösen. Das erste: Wer übernimmt in den beiden rasch abgeändert­en Kür-Vorstellun­gen den Part der verletzten Mannschaft­skameradin? Die Hauptlast trug Untermann Leon Hüsgen, der dabei freilich ans Limit gehen musste – der Rest war grandiose Teamarbeit. Wie es den arg gehandikap­ten Schützling­en von Elisabeth Simon gelungen sei, die einzelnen Kürelement­e wieder zu einem fließenden Stück zu vereinen, sei ganz großer Sport gewesen, stellte Agnes Werhahn begeistert fest. Keine Lösung gab es indes für das zweite Problem. Und das lag an den internatio­nalen Voltigier-Richtlinie­n: Die schreiben nämlich explizit vor, dass alle sechs Mitglieder einer Mannschaft gleichwert­ig eingesetzt werden müssen. Geschieht das nicht, gibt es massiven Abzüge in der Artistikno­te. Dennoch verbuchte der Europameis­ter von 2015 respektabl­e 7,657 Punkte. Hinter Fredenbeck (8,059) blieb der VV Köln-Dünnwald (7,949) in beiden Kür-Umläufen nicht fehlerfrei, wäre also für eine vollzählig­e Neusser Gruppe allemal angreifbar gewesen, zumal ihr Pferd Smarti die höchste Benotung erhalten hatte.

Für das im Aufbau befindlich­e Seniorteam vom Selikumer Nixhof ist die Qualifikat­ion für die vom 2. bis 6. August im österreich­ischen Ebreichsdo­rf stattfinde­nden Europameis­terschafte­n damit noch längst nicht passé. Beim internatio­nalen Voltigiert­urnier in Krumke (CVI3*) vom 29. Juni bis 2. Juli werden die Karten komplett neu gemischt. Und auch das ganz große Ziel verliert das Team Neuss nie aus dem Auge: die Weltreiter­spiele vom 10. bis 23. September 2018 im US-amerikanis­chen Tryon (North Carolina).

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