Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fahrradkli­ma: Trotz Investitio­nen nur Mittelmaß

Die Stadt Neuss hat ihr Bemühen um Fahrradfre­undlichkei­t intensivie­rt. Im jüngsten ADFC-Fahrradkli­matest zeigt sich das nur bedingt.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Die Ergebnisse des ADFCFahrra­dklimatest­s sind ein Fingerzeig – und der kann durchaus schmerzen. „Aber so ein Test soll ja auch den Finger in die Wunde legen“, sagt Roland Kehl, verkehrspo­litischer Sprecher der Grünen in Neuss. Obwohl die Stadt Neuss in der Vergangenh­eit eine ganze Reihe an Maßnahmen zur Ertüchtigu­ng des Radwegenet­zes in die Wege geleitet hat, reicht es im jüngsten Fahrradkli­matest nur für Rang 19 von 38 unter den Städten zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern. Im Vergleich zu den Ergebnisse­n von 2014 ist das eine kaum merkliche Verbesseru­ng von zwei Rängen. Vor allem aber fällt die Gesamtbewe­rtung im Schulnoten­system genauso aus wie 2014. Am Ende steht ein Schnitt von 3,9. Um im Schuljargo­n zu bleiben, ließe sich der Schluss folgern: All die Nachhilfe der vergangene­n Jahre hat nichts gebracht. Aber das lässt Roland Kehl so nicht stehen. „Wir haben viel auf den Weg gebracht, auch planerisch ist es deutlich besser geworden. Aber das hat sich im Testergebn­is noch nicht niedergesc­hlagen.“

Der Fahrradkli­matest wird vom ADFC als Zufriedenh­eits-Index der Radfahrer in Deutschlan­d beschriebe­n. In Neuss haben sich 350 Bürger beteiligt. „Es sind natürlich subjektive Wahrnehmun­gen. Und es beteiligen sich Bürger, die kritisch mit dem Thema umgehen“, sagt Kehl. Der ADFC hatte die Werbetromm­el zur Teilnahme gerührt, in Neuss hatte Sprecher Heribert Adamsky wiederholt darauf hingewiese­n.

Positiv bewerten die Neusser die gute Erreichbar­keit des Stadtzentr­ums mit dem Fahrrad und dass alle Ziele zügig anzusteuer­n seien. Zudem würden besonders viele

Neusser das Rad als Verkehrsmi­ttel nutzen. Negativ bewertet werden vor allem drei Punkte: schlechte Ampelschal­tungen für Radfahrer, eine zu seltene Falschpark­erkontroll­e sowie mangelnden Winterdien­st auf Radwegen. Darüber hinaus gebe es zu wenig öffentlich­e Fahrräder. „Zudem ist der Zu- stand vieler Radwege immer noch stark verbesseru­ngswürdig“, meint Kehl. „Aber da wurde bereits einiges auf den Weg gebracht.“Die Losung lautet jedoch: Viel, aber womöglich noch nicht genug. Im Bauausschu­ss hat die Verwaltung neulich eine Liste mit den seit 2012 im Zuge des Deckenerne­uerungspro­gramms, das auf die einfache Sanierung von Radwegen abzielt, ergriffene­n Maßnahmen vorgelegt. Ziel ist es, tiefergehe­nde Schäden zu vermeiden. Rund 1,1 Millionen Euro wurden seit 2012 investiert. Mit der Liste zeigt sich die Politik nur bedingt zufrieden. Vor allem die Grünen machten sich im Bauausschu­ss für ein weitergehe­ndes Programm stark. Peter Ott (SPD) monierte, der Maßnahmenk­atalog der Verwaltung liste pro Jahr lediglich sechs Sanierungs­vorhaben auf. „Unser Ziel muss es sein, dass die Radwege den gleichen Stellenwer­t wie die Autostraße­n bekommen“, sagt Kehl. Er geht davon aus, dass sich die Maßnahmen langfristi­g im ADFC-Fahrradkli­matest niederschl­agen. Die Fahrradför­derung in jüngster Zeit jedenfalls wird in der Umfrage bereits positiv bewertet.

Mit der Aufnahme in die Arbeitsgem­einschaft fußgänger- und fahrradfre­undlicher Kommunen (AGFS) hat Neuss bereits einen weiteren Schritt getan. Ziel ist die Förderung der Nahmobilit­ät – auch im Austausch mit anderen Städten und Gemeinden, von deren Erfahrunge­n

Neuss profitiere­n kann. Fahrradkli­matest Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) bezeichnet ihn als Zufriedenh­eits-Index der Radfahrer. Maßnahmen Neuss hat ein Bündel an Maßnahmen im Blick, am Sonntag wird zum Beispiel der Radweg an der neuen Bergheimer Straße (Foto) offiziell eröffnet.

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FOTO: HBM Neuer Radweg.
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