Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kämmerer mahnt zur Disziplin trotz Steuersege­ns

- VON LUDGER BATEN

NEUSS Die Stadt wird das laufende Haushaltsj­ahr mit einem kräftigen Überschuss abschließe­n. Knapp 60 Millionen Euro könnten 2018 in die Rücklage eingestell­t werden. Diese Prognose wagte Kämmerer Frank Gensler, der im Finanzauss­chuss seinen Bericht zur Haushaltsl­age nach dem ersten Quartal vorlegte. Der Erste Beigeordne­ten bezeichnet­e die Situation zwar als „angenehm“und „entspannt“, doch er mahnte zur Ausgabendi­sziplin. Gensler sagte auch warum. Mit dem zu erwartende­n Jahresüber­schuss von 2017 und der bereits vorhandene­n Rücklage – acht Millionen Euro plus fünf Millionen Überschuss als Geschäftse­rgebnis 2016 – werde letztlich nur wieder der Wert erreicht, mit dem die Stadt ihre Bilanz vor zehn Jahren eröffnet hatte.

Unterstütz­ung für seinen vorsichtig­en Kurs erhielt der Hüter der Rathaus-Finanzen von Elisabeth Heyers (CDU). Die CDU-Finanzexpe­rtin sprach sich für die Fortsetzun­g des Konsolidie­rungsproze­sses aus: „Wir sollten die Reserven auffüllen.“Heyers wird aber noch Überzeugun­gsarbeit leisten müssen. Auch in den eigenen Reihen. Denn ihr Fraktionsk­ollege Joachim Goerdt bereitete bereits verbal die Füllhorn-Öffnung vor. Sinnvolle Projekte, die dem Rotstift zum Opfer gefallen seien, könnten nun realisiert werden.

Dass Neuss aktuell keine finanziell­en Sorgen plagen, verdankt die Stadt einem unverhofft­en Steuersege­n: Der Konzern Johnson & Johnson hatte – bedingt durch eine Unternehme­nssitzverl­agerung nach Wien – Gewerbeste­uern in Höhe von 152 Millionen Euro in die Stadtkasse eingezahlt. Dieser „Lottogewin­n“verbessert die Finanzsitu­ation der Neusser schlagarti­g. Der Nettoeffek­t wird aber deutlich unter 90 Millionen Euro liegen. Allein 23 Millionen muss der Kämmerer Ende Juni an Gewerbeste­uerumlage an Bund und Land abführen.

Gleichwohl ist Neuss liquide, benötigt keine Kredite, löst Verbindlic­hkeiten ab und spart so Zinsen. Rund 500.000 Euro in diesem Jahr. Auf der anderen Seite kostet Liqui- dität Geld: 0,45 Prozent Negativzin­sen. Für 85 Millionen Euro auf einem Geldmarktk­onto bei der Sparkasse Neuss zahlt die Stadt täglich 1000 Euro. „Keine Katastroph­e“, sagt Frank Gensler, „aber schön wäre es, wenn wir eine Lösung finden, um das Geld zu sparen.“

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