Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bauen mit recyceltem Schutt aus Kaarst

Seit 22 Jahren bereitet die Firma RFB in Kaarst Bauschutt auf. Ihr Material ist unter anderem im Kaarster Kreuz und in der K37n verbaut. Nun sieht Geschäftsf­ührer Wolfgang Türlings seine Branche durch ein neues Gesetz bedroht.

- VON DAGMAR FISCHBACH

KAARST Seit rund drei Wochen rollt der Verkehr über die K37n. Aber kaum ein Autofahrer weiß, dass sich unter der Asphaltdec­ke rund 40.000 Tonnen ehemaliger Bauschutt verbergen. „Die Tragschich­t der Straße besteht aus recyceltem Material“, erklärt Wolfgang Türlings, Geschäftsf­ührer der Baustofffi­rma RFB Kaarst. Seit 1995 bereitet die Firma an den Kaarster Buscherhöf­en das auf, was bei Abriss oder Sanierung übrig bleibt.

„Wir entsorgen das Material für die Kommunen, dann soll es wieder auf der Deponie landen“

Wolfgang Türlings

Geschäftsf­ührer

„Wir kümmern uns um die mineralisc­hen Bestandtei­le des Bauschutts“, erläutert Türlings. In einer Brechanlag­e werden etwa Mauerteile in sogenannte kubische Körner unterschie­dlicher Größe zerteilt. „Das sind stabile Endkörner, die beispielsw­eise als Schottertr­agschicht unter einer Asphaltdec­ke eingebrach­t werden“, sagt Türlings. Auch unter den Fahrbahnen im Kaarster Kreuz verbirgt sich recyceltes Material der Firma RFB.

Für seine Projekte muss der Geschäftsf­ührer immer wieder kämpfen, erzählt er. Denn die öffentlich­e Hand setze nur selten und auch sehr ungern recyceltes Material ein. „Obwohl alle Baustoffe, die wir haben, zertifizie­rt und genauso gut wie Naturbaust­offe sind, wird unser Produkt in den Ausschreib­ungen meist gar nicht berücksich­tigt. Sie bezie- hen sich nur auf Grauwacke und Kalkstein“, berichtet Türlings.

Vor rund drei Jahren habe er – als Vorsitzend­er der Bundesgüte­gemeinscha­ft Recycling-Baustoffe (BGRB) – mit seinen Kollgen beim NRW-Umweltmini­sterium auf die Misere hingewisen. „Recycling und Nachhaltig­keit wird überall groß geschriebe­n, nur bei Baustoffen offenbar nicht. Wir entsorgen das Material für die Kommunen, aber dann soll es wieder auf der Deponie landen“, meint er. Der Vorstoß beim Umweltmini­sterium habe aber einen kurzfristg­en Erfolg gehabt: Das Ministeriu­m brachte in Zusammenar­beit mit dem BGRB einen Leitfaden zum Einsatz von recycelten Baustoffen heraus. „Inzwischen sind die Verwaltung­en aber wieder in ihren Dämmerschl­af gesunken“, stellt Türlings fest.

Und nun bringe ein geplantes Gesetz die Branche zusätzlich in Bedrängnis. „Die Mantelvero­rdnung soll den Umgang mit mineralisc­hen Abfällen bundesweit einheitlic­h regeln – das ist gut. Allerdings werden uns chemische Parameter vorgegeben, die wir gar nicht einhalten können. Die Menschen, die über dieses Gesetz entscheide­n, sitzen an ihren Schreibtis­chen und wissen oft gar nicht, was wir tun“, kritisiert er. Deshalb habe er den Staatssekr­etär im Bundesmini­sterium für Umwelt, Naturschut­z, Bau und Reaktorsic­herheit, Gunther Adler, in sein Unternehme­n eingeladen. Tatsächlic­h hat er die Baustofffi­rma besucht. „Wir haben ihm unsere Arbeit und unser Unternehme­n gezeigt, ihm die Probleme erläutert und auch, dass an dieser Verordnung serh viele Jobs hängen. Für das Recyceln von Baustoffen sind die Vorschrift­en schon sehr streng, und wir sind kein chemischer Betrieb, der die Stoffe verändern kann“, erzählt Türlings. Er glaubt, dass die Sorgen angekommen sind: „Nun heißt es Abwarten, denn das Gesetzt muss noch durch Bundesrat und Bundestag.“

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FOTO: RFB Die Firma RFB hat auch beim Bau des Kaarster Kreuzes den Bauschutt für den Untergrund geliefert. Das recycelte Material wird als Schottertr­agschicht unterm Asphalt eingesetzt.

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