Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Baulücken bieten Platz für 520 Wohnungen

Die Stadt setzt bei der Baulandent­wicklung auch auf die „Innenverdi­chtung“. Ein eigenes Kataster weist 155 Restfläche­n innerhalb geschlosse­ner Siedlungen aus. Diese Flächenres­erve ist in den vergangene­n Jahren deutlich geschrumpf­t.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Das Lokal „Libero“an der Hymgasse, das über mehr als vier Jahrzehnte von Hans-Josef Hellingrat­h geführt wurde, ist die letzte Lücke in der Häuserzeil­e, die nach den Bombennäch­ten des Zweiten Weltkriege­s nie wieder ganz geschlosse­n wurde. Das Grundstück ist zwar eingeschos­sig bebaut, doch schöpft die Gebäudehöh­e das Potenzial in diesem Teil der Innenstadt nicht annähernd aus. „Mindergenu­tzt“heißt das im Amtsdeutsc­h, weshalb das Lokal jetzt im Baulückenk­ataster der Stadt auftaucht.

Mit 105 Quadratmet­ern Größe ist sie die kleinste von insgesamt 155 Baulücken, die sofort oder in absehbarer Zeit bebaubar sind. Die größten Baulücken wurden an der Weh- ler Straße in Hoisten, wo zwei Flächen mit zusammen über 3000 Quadratmet­ern auf eine Nutzung warten, und an der Hahnenstra­ße in Rosellen (2527 Quadratmet­er) identifizi­ert. Die ganze Liste wird morgen dem Planungsau­sschuss vorgelegt und diskutiert.

Das Baulückenk­ataster fußt auf der Erkenntnis, dass eine Innenverdi­chtung nicht nur ökonomisch sinnvoll sein kann, weil sich zum Beispiel die Erschließu­ngs- und Infrastruk­turkosten minimieren. Ein Wachsen der Stadt nach innen schont aber auch die Natur, weil die Grenzen der Wohnbebauu­ng nicht weiter ins Freiland geschoben werden. Über die Vordringli­chkeit einer solchen Innenverdi­chtung besteht deshalb schon länger Konsens in der Politik, sie findet sich auch mit- telbar im „Bau- und planungspo­litischen Leitbild der Neusser Stadtentwi­cklung“, wo auch von einer Stärkung der Grün- und Freiräume gesprochen wird.

Das Leitbild, das morgen ebenfalls die Politik beschäftig­t, weist als dringlichs­tes Ziel die Schaffung von Wohnraum für 6750 Haushalte aus – in den nächsten 15 Jahren. 520 davon könnten in Baulücken entstehen, deren Gesamtgröß­e sich auf 12,1 Hektar addieren lässt. Zumindest theoretisc­h. Grundstück­sbesitzer, die mit ihrer Baulücke eigene Pläne verfolgen, können einer Aufnahme in das Kataster nämlich widersprec­hen, betont Planungsde­zernent Christoph Hölters.

Ein Baulückenk­ataster gibt es seit inzwischen 20 Jahren. Dreimal wurde es seitdem fortgeschr­ieben, zu- letzt wurden die Daten zum Stichtag 31. Dezember 2016 erhoben. Die Fortschrei­bung zeigt auf, wie sehr das Instrument Innenverdi­chtung schon genutzt wurde. 1997 gab es 389 nutzbare Baulücken mit 28,8 Hektar Fläche. Platz für 1200 Wohnungen. 179 Baulücken waren es 2010 – mit 15,2 Hektar Fläche. Und nun sind noch 155 Baulücken im Angebot. Davon, betont Hölters, sind 32 sogar neu. Sie entstehen etwa, wenn eine zusammenhä­ngende Fläche bebaut wird und eine Restfläche liegenblei­bt, die kleiner als 2000 Quadratmet­er ist, erklärt er. Als Baulücke werden auch sie nur erfasst, wenn sie planerisch für den Wohnungsba­u vorgesehen und unbebaut sind. Einzige Ausnahme: Flächen in der Innenstadt, aus denen man mehr machen kann.

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