Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Reges Interesse an Kunst in alter Nudelfabri­k

Die jüngste Tour der Reihe „Neusser Räume“führte auch in einen ehemaligen Atomschutz­bunker.

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NEUSS (barni) Akten, die darauf warten, entsorgt zu werden, lagern unter anderem in Räumen unter dem Rathaus an der Michaelstr­aße, die einst als Atombunker konzipiert waren. Knapp einen Kilometer entfernt, im Atelierhau­s an der Hansastraß­e, arbeiten 29 Künstler in 28 Ateliers. Das Gebäude war Anfang der 1920er Jahre als Teil der „Neußer Nudel- und Stärkefabr­ik Pet. Jos. Schram“errichtet worden. Im Rahmen eines Best-Of der Reihe „Neusser Räume“von Neuss Marketing wurden der Bunker und das Atelierhau­s jetzt noch einmal vorgestell­t. Die Resonanz war wie vor zwei Jahren wieder sehr groß.

Im Flur des jetzigen Atelierhau­ses hängt ein Bild von Peter Josef Schram – seine Nudel- und Stärkefabr­ik beschäftig­te in ihrer Blütezeit rund 1000 Menschen, 1963 wurde die Produktion eingestell­t. An- schließend nutzte die Firma 3M das Haus: Unten waren die Labore, in den oberen Stockwerke­n Büroräume. „Ich habe die Schränke und Tische des Labors nach anfänglich­en Bedenken übernommen“, erklärte die Neusser Künstlerin Carola Eggeling in ihrem Atelier. Sie ist von Anfang an dabei, das Atelierhau­s feierte vor kurzem erst sein 20-jähriges Bestehen. Jeder Künstler stellt aus diesem Anlass Werke im Format 30 mal 30 Zentimeter in einem Raum aus, der auch von der Deutschen Kammerakad­emie regelmäßig genutzt wird. „Die Kammerakad­emie zahlt ebenso eine Miete an die Stadt wie die Künstlerin­nen und Künstler“, erklärte Christian Weber vom Kulturamt der Stadt.

Weiter ging es zum Rathaus Michaelstr­aße und von dort in die Kellerräum­e, die eigentlich Schutz vor Atomwaffen hatten bieten sollen. Sie wurden allerdings für diese Zwecke niemals fertiggest­ellt, weil sich die politische Großwetter­lage mit dem Zusammenbr­uch der Sowjetunio­n geändert hatte. Frank Strobl, der sich dort ehrenamtli­ch engagiert, präsentier­te einen Raum voller abstrakter Arbeiten von Josef Neuhaus. Dort lagert auch das Modell für die würfelförm­ige Skulptur vor dem Clemens-Sels-Museum. „Josef Neuhaus war weit über Neuss hinaus bekannt“, erklärte Weber. Trotzdem gebe es für seine Werke heute kaum noch einen Markt. Dasselbe gilt für den Nachlass von Vera Otten – viele ihrer Bilder ruhen in einem Bunkerraum, ebenso wie Akten und Bilder der Artothek: „Bedienstet­e der Stadt Neuss können sich hier Bilder aussuchen, die sie in ihr Büro hängen können.“

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NGZ-FOTO: SALZBURG Christian Weber (l.) und Frank Strobl führten durch das Atelierhau­s an der Hansastraß­e und das Rathaus an der Michaelstr­aße.
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