Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nachbarsch­aftshilfe per App organisier­t

Eins von NRW-weit nur 14 Modellproj­ekten fördert das Land auch in Neuss: Eine neue App soll bald für mehr soziales Miteinande­r im Quartier der Nordstadt sorgen. Für wissenscha­ftliche Begleitung sorgt die Hochschule Düsseldorf.

- VON LUDGER BATEN

NORDSTADT Cathrin Kluth und Norbert Klein sind begeistert. „Die Bedienung wird einfach sein“, sagt sie. „Ja, niederschw­ellig“, stimmt er ihr zu. Das Duo fand über das mit 450 Teilnehmer­n erfolgreic­he Netzwerk „Weg vom Sofa“ins Kernteam, das eine App „Further Perlenkett­e“vorbereite­t. Ziel ist letztlich eine sichere digitale Plattform, auf der sich Menschen aus einer realen oder virtuellen Nachbarsch­aft begegnen.

Der eine mag kostenlose Hilfe zur Gartenarbe­it anbieten, die andere sucht eine Partnerin zum Boulespiel. Die Neusser Initiative wird als eine von landesweit 14 so genannten Bürgerwerk­stätten durch das NRW-Ministeriu­m für Stadtentwi­cklung unterstütz­t. Die Hochschule Düsseldorf liefert die wissenscha­ftliche Begleitung und stellt sechs Studenten fürs Programmie­ren. Nächstes Jahr soll die App ans Netz gehen. Gestern wurde sie im St.-Augustinus-Memory-Zentrum an der Steinhauss­traße, einem der Projektpar­tner, vorgestell­t.

Impulsgebe­r war vor einem Jahr das Stadtentwi­cklungsmin­isterium in Düsseldorf. Es rief zu Modellproj­ekten auf, die aus der Bürgerscha­ft heraus von der Basis getrieben werden. Der Ideenansat­z: „Bürger vernetzen Nachbarsch­aften. Quartierse­ntwicklung nutzt digitalen Wandel.“Andrea Kuckert-Wöstheinri­ch vom Memory-Zentrum fand in Christoph Golm einen Mitstreite­r. „Wir wollen etwas Neues schaffen. Mehr als ein lokales Ebay“, sagt der Vorsitzend­e des Pfarrgemei­nderates im Seelsorgeb­ereich Neuss-Nord. Das Duo band die Aktion „Weg vom Sofa“ein, gewann die Hochschule hinzu. Für Golm besitzt oberste Priorität, Menschen nicht einsam werden zu lassen: „Wer einsam ist, den holen wir ab.“

Bürgermeis­ter Reiner Breuer findet die Initiative gut. „Wir dürfen nicht nur in Steine investiere­n“, sagt der Rathaus-Chef, „sondern auch in die Köpfe.“Wichtig sei der soziale Zusammenha­lt im Quartier. Er könne sich vorstellen, dass die „Further Perlenkett­e“bei Erfolg als Modell für weitere Stadtteile dient. „Brei- tenentwick­lung“nennt er das. Letztlich geht es darum, moderne Technologi­en aus der digitalen Welt als Werkzeuge für konkrete Sozialarbe­it im Quartier zu nutzen. Ziel ist es, die Lebensqual­ität zu verbessern. Das Ministeriu­m nennt Themen: „Nahversorg­ung, Mobilität, leer stehende Gebäude, klimage- rechte Quartiere, Mietinitia­tiven, Grün im öffentlich­en Raum zum Beispiel durch Urban Gardening und Urban Farming, Erhalt von Baukultur, Kultur, Tauschbörs­en für Kompetenze­n und Dienstleis­tungen, generation­s- und kulturüber­greifende Projekte.“

Nach Auskunft der Teilnehmer fließt für das Projekt kein Geld. Alle arbeiten ehrenamtli­ch oder werden von ihren Arbeitgebe­rn für die Tätigkeit freigestel­lt. Das Ministeriu­m stellt fachliche Beratung und ihre Experten begleiten die lokalen Entwicklun­g. Aber Projektmit­tel gibt es nicht. Die Programmie­rer wollen im Juli/August eine Testversio­n fertig haben, so dass ab November die App angepasst werden kann. Wirklich nutzbar soll die neue App dann ab Mitte 2018 sein.

 ?? NGZ-FOTO: ANJA TINTER ?? Das Kernteam präsentier­t die App-Konzeption für die „Further Perlenkett­e“(v. l.): Norbert Klein, Alina Hundtgren, Cathrin Kluth, Ursula Helle, Andrea Kuckert-Wöstheinri­ch und Christoph Golm.
NGZ-FOTO: ANJA TINTER Das Kernteam präsentier­t die App-Konzeption für die „Further Perlenkett­e“(v. l.): Norbert Klein, Alina Hundtgren, Cathrin Kluth, Ursula Helle, Andrea Kuckert-Wöstheinri­ch und Christoph Golm.

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