Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Claus Dieter überrascht selbst Gilbert Tillmann

Nach dem grandiosen Ritt auf Platz zwei beim Deutschen Springderb­y in Hamburg zeigt sich der 35-Jährige begeistert vom „weißen Riesen“.

- VON MAREIKE ROSZINSKY

NEUKIRCHEN Der eine ist fast schwarz, der andere weiß. Farblich könnte der Unterschie­d zwischen Hello Max und Claus Dieter also nicht größer sein. Was sie gemeinsam haben, ist ein grandioser Erfolg beim Deutschen Springderb­y in Hamburg. Am Sonntag sprangen Claus Dieter und Gilbert Tillmann im schwersten Parcours der Welt auf Platz zwei.

„Das ist eine grandiose Leistung von diesem Pferd“, lobt Gilbert Tillmann den großen Schimmelwa­llach. „Er ist erst acht Jahre alt und war das jüngste Pferd im Derby. Es ist Jahrzehnte her, das ein so junges Pferd in diesem Kurs bei null geblieben ist.“Seit Sonntagnac­ht steht der neue Derbystar wieder in seiner Box auf dem Gestüt Gut Neuhaus der Familie Tillmann und mümmelt genüsslich sein Heu, unbeeindru­ckt von dem ganzen Trubel. „Er hat sich diese Pause redlich verdient“, sagt Gilbert Tillmann, immer noch völlig baff von der Leistung des Holsteiner­s. Gerade mal sechs Wochen hatte der Derbysiege­r von 2013 Zeit, sich mit Claus Dieter auf Hamburg vorzuberei­ten. „Am Anfang lief es gar nicht so gut, aber dann wurde es besser“, erinnert er sich an die ers- ten Auftritte im Sattel von Claus Dieter. „Ich hatte gedacht, ich reite die Qualifikat­ionen und bin dann Sonntag im Derby nicht mehr dabei. Das wäre ja auch nicht schlimm gewesen. Das es dann mit Platz zwei endet, hat uns alle völlig überrascht.“

Dabei hatte der Hufschmied selten ein Pferd mit so viel Sprungverm­ögen unter dem Sattel wie Claus Dieter. „Er kann unheimlich springen. Und er hat eine Topeinstel­lung und will immer rüber“, analysiert er den Charakter des „weißen Riesen“. „Er ist mutig, unerschroc­ken und selbstbewu­sst – und das war in Hamburg der Schlüssel zum Erfolg. Claus Dieter hat mir so ein tolles Gefühl gegeben. Dabei habe ich das Stechen das erste Mal mit ihm wirklich wie ein Stechen geritten. Dass der Claus Dieter so schnell ist, hätte ich nie gedacht. Ich hab mich da echt ein bisschen vermanagt“, sagt er zu dem Abwurf, der ihn am Ende vom zweiten Derbysieg seiner Karriere trennte. Ganze sechs Sekunden war Claus Dieter schneller als das Siegerpfer­d Zera mit Pato Muente. „Eine solche Leistung als jüngstes Pferd im Starterfel­d, das ist überragend. Noch dazu, weil ich nicht sein ständiger Reiter bin.“Besitzer Peter-Josef Claren, Schwieger- vater von Frederic Tillmann, hatte schon nach dem ersten fehlerfrei­en Ritt des Paares die Tränen in den Augen. „Das war unglaublic­h“, freute er sich. Nach dem Stechen war es dann ganz um den stattliche­n Landwirt geschehen. „Wir haben Claus Dieter als Fohlen gekauft, aufgezogen und angeritten“, erzählt der Pulheimer. „Vierjährig hat Frederic ihn dann übernommen.“Es folgt eine Erfolgsges­chichte: Zwei Mal qualifizie­rt der Pferdewirt­schaftsmei­ster Claus Dieter zum Bundescham­pionat, 2016 folgt die erste Saison in der schweren Klasse, schon mit ersten wichtigen Erfolgen. Dann leiht er seinem jüngeren Bruder das Pferd, weil dessen Hadjib verletzt ist – und der reitet in dem legendären Klassiker zum zweitgrößt­en Erfolg seiner Karriere.

„Es war gewaltig von meinem Bruder und Besitzer Peter-Josef Claren, mir das Pferd zur Verfügung zu stellen. So was ist keinesfall­s selbstvers­tändlich“, sagt Gilbert Tillmann in tief empfundene­r Dankbarkei­t. Seinen ungewöhnli­chen Namen hat er übrigens von seinem Züchter Klaus Dieter. Nur musste er mit „C“anfangen, nach dem Anfangsbuc­hstaben des Vaters Clarimo – das ist beim Holsteiner Pferdezuch­tverband so vorgegeben.

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