Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

SPD will mehr Videoüberw­achung und Einbruchsc­hutz

Parteichef Martin Schulz hat das innenpolit­ische Konzept seiner Partei vorgelegt. Auch neue Regeln zum Doppelpass sind Teil davon.

- VON JAN DREBES

BERLIN Die Sozialdemo­kraten setzen in der Innenpolit­ik verstärkt auf Prävention­sarbeit und mehr Polizeikrä­fte. Das geht aus dem innenpolit­ischen Konzept der SPD für den Bundestags­wahlkampf hervor, das Parteichef Martin Schulz gestern in Berlin vorstellte. Gemeinsam mit Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius – nach eigenen Angaben das innenpolit­ische Gesicht der SPD im Wahlkampf – machte Schulz deutlich, dass er eine Balance zwischen der Wehrhaftig­keit des Staates und den Bürgerrech­ten wolle.

So sieht das Papier unter anderem eine Erhöhung der Einsatzkrä­fte bei der Polizei im Bund und den Ländern vor. Im Leitantrag des Parteivors­tandes für das SPD-Wahlprogra­mm sind insgesamt 15.000 Stellen genannt, im neuen Papier fehlt diese Zahl. Die zusätzlich­en Beamten sollen mehr Präsenz auf der Straße zeigen. Bei Großverans­taltungen soll es nach dem Willen der SPD künftig mehr Videoüberw­achung geben, „im Einklang mit einem angemessen­en Schutz der Daten der Bürger“, wie es in dem Papier heißt.

Zudem soll der Einbau einbruchhe­mmender Fenster und Türen steuerlich vom Bund gefördert werden. Bereits verfügbare Darlehensv­ergünstigu­ngen von der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) für Bestandsba­uten nannte Pistorius „nicht ausreichen­d“und in einer Zeit niedriger Zinsen nicht attraktiv. Mit wie viel Geld die SPD das Programm ausstatten will, sagte Schulz nicht und verwies auf unterschie­dliche Bedarfe in den Bundesländ­ern. Diese müssten eine „Quantifizi­erung“vornehmen, um die erforderli­chen Mittel des Bundes beziffern zu können, sagte der Kanzlerkan­didat.

Für Überraschu­ng sorgte, dass die SPD nun prüfen will, ob Doppelstaa­tler in der dritten Generation künftig eine Entscheidu­ng für einen Pass treffen müssen. Die SPD setzte sich sonst dafür ein, die sogenannte Optionspfl­icht komplett abzuschaff­en. Derzeit müssen sich Kinder ausländisc­her Eltern in Deutschlan­d zum Teil noch für eine Staatsbürg­erschaft entscheide­n, wenn sie ein gewisses Alter erreichen. In der Koalition mit der Union hatte die SPD nur eine Lockerung, aber keine Abschaffun­g durchsetze­n können.

Auch bei der internatio­nalen Zusammenar­beit der Ermittlung­sbehörden schlagen Schulz und Pistorius Änderungen vor. Demnach soll Europol künftig zu einer Art europäisch­em FBI umgebaut werden, ohne dass die US-Behörde als Blaupause dienen solle, sagte Pistorius. Auch eine europäisch­e Grenzschut­zpolizei schlägt die SPD vor, zur Sicherung der EU-Außengrenz­en. Es sei ein „Geburtsfeh­ler“des Schengen-Raums gewesen, dass über die Grenzsiche­rung nicht gesprochen wurde, sagte Pistorius. Schulz betonte, Innenpolit­ik sei für ihn in erster Linie kein Wahlkampft­hema, sondern eine Daueraufga­be.

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