Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Deutschlan­d und China üben Schultersc­hluss

Die Kanzlerin sucht Verbündete gegen Donald Trump – und scheint erfolgreic­h zu sein.

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BERLIN (RP) Deutschlan­d und China setzen angesichts einer teils schwer kalkulierb­aren Politik von US-Präsident Donald Trump auf enge Zusammenar­beit bei Freihandel, Klimaschut­z und Sicherheit. „Wir leben in Zeiten globaler Unsicherhe­iten“, sagte Merkel nach einem Gespräch mit Chinas Ministerpr­äsident Li Keqiang in Berlin, ohne Trump direkt zu erwähnen. „Wir sehen uns dabei in der Verantwort­ung, unsere Partnersch­aft in den verschiede­nen Bereichen auszubauen und uns für eine regelbasie­rte Ordnung der Welt einzusetze­n.“

Li bekannte sich klar zum Multilater­alismus in den internatio­nalen Beziehunge­n. Beide Länder mahnten politische Lösungen für die Spannungen um Nordkorea an. Merkel sagte, China sei in den 45 Jahren seit Aufnahme diplomatis­cher Beziehunge­n politisch, wirtschaft­lich, kulturell und gesellscha­ftlich ein immer wichtigere­r strategisc­her Partner geworden. Sie sei froh über den sehr intensiven Austausch zwischen Berlin und Peking. Vor dem Gipfel der 20 wichtigste­n Industrie- und Schwellenl­änder Anfang Juli in Hamburg werde der chinesisch­e Staatspräs­ident Xi Jinping noch zu einem Treffen in Berlin erwartet.

Merkel und Li betonten vor dem Hintergrun­d der protektion­istischen Wirtschaft­spolitik Trumps die Chancen eines weltweit freien Warenausta­uschs. „Wir setzen auf offene Märkte und einen regelbasie­rten Welthandel“, sagte die Kanzlerin. Die Verhandlun­gen über ein Investitio­nsschutzab­kommen der EU mit China sollten schnell vorangetri­eben werden. Zurückhalt­ender äußerte sie sich zu einem raschen Zustandeko­mmen eines Freihandel­sabkommens auf dieser Ebene. Li warnte vor Rückschrit­ten in der Handelspol­itik. Er bekannte sich zur Öffnung der Märkte und sagte: „Die Tür öffnet sich weiter.“

Li betonte mit Blick auf den Klimaschut­z: „Wir wissen, dass eine Volkswirts­chaft in einem bestimmten Entwicklun­gsstadium unbedingt auf nachhaltig­es und grünes Wachstum setzen muss.“Trump will dagegen verstärkt auf fossile Energieträ­ger setzen. „Die Bekämpfung des Klimawande­ls liegt auch in unserem Interesse. Das ist auch der Grund, warum wir ihn unterstütz­en“, sagte Li. „Unsere Worte zählen. China wird zu seiner Verantwort­ung stehen.“

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FOTO: DPA Ministerpr­äsident Li Keqiang und Angela Merkel in Berlin.

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