Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auch Apple bietet schlaue Lautsprech­er

Amazon, Google und Microsoft verkaufen kleine Boxen, die Sprachbefe­hle hören und dann antworten oder Inhalte anwählen. Nun folgt Apple. Vodafone Deutschlan­d will die digitalen Helfer für das TV-Geschäft nutzen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Sind digitale Assistente­n reine Spielerei oder doch sinnvoll? Dem Autor dieser Zeilen hat Siri von Apple jedenfalls wohl schon einige Knöllchen beim Autofahren erspart. Zweimal leicht auf das drahtlose Headset getippt („Airpod“), schon signalisie­rt ein leiser Pieps „Zuhören“. Dann sagt man „Anrufen“und ergänzt den Namen. Und das Smartphone wählt, ohne dass man es anfasst, die Nummer. Klar, dass sowohl der Wetterberi­cht als auch ein Aktienkurs in Sekunden abrufbar sind. Auch eine SMS ist schnell diktiert auf der Autobahn.

Der Siegeszug der digitalen Assistente­n soll ins Wohnzimmer führen, und auch Apple treibt ihn nun voran. Nachdem Amazon mit seinem Lautsprech­er „Echo“und dem dazugehöri­gen System „Alexa“bereits großen Erfolg hat, und Google das Konkurrenz­angebot „Home“nach dem Start in den USA nach Deutschlan­d exportiere­n wird, stellt Apple angeblich Montag einen Lautsprech­er mit integriert­er Spracherke­nnung über Siri vor. Dies berichtete die Nachrichte­nagentur Bloomberg gestern. Demnach baut der Zulieferer Inventec in Taiwan bereits die ersten Geräte, nachdem die Firma bereits die Airpods für Apple produziert hat. Eine von deren Besonderhe­iten ist, dass sie deutlich besser aussehen als viele Kopfhörer von Wettbewerb­ern. Auch der AppleLauts­precher dürfte wie die iPhones einigermaß­en schick sein.

Damit treten inklusive Cortana von Microsoft nun vier Systeme für digitale Assistente­n im Wohnzimmer an. Cortana wird vom Hifi-Her- steller Harmon-Kardon bei Lautsprech­ern integriert, die Lieferunge­n sollen bald starten.

Dabei weisen die Systeme Gemeinsamk­eiten, aber auch wichtige Unterschie­de auf. An Termine können alle Assistente­n auf Zuruf erinnern, das Vorlesen von Mails ist auch Standard, Infos über die verschiede­nsten Themen lassen sich aufrufen, wobei der Google Assistent allerdings nach Testberich­ten am besten abschneide­t.

Kein Unternehme­n der Welt hat mehr Daten gesammelt, keines hat mehr Zukäufe beim Ausbau künstliche­r Intelligen­z gewagt als Alphabet, der Mutterkonz­ern von Google. Und wohl kein Unternehme­n hat auch mehr Erfahrung mit dem Übersetzen und Analysiere­n von Sprachdate­ien gesammelt. Also ist Google nun sogar so selbstbewu­sst, dass es den Zugriff auf den digitalen Assistente­n künftig auch per App auf dem iPhone anbieten wird.

Natürlich bieten alle Systeme ihren Nutzern den direkten Zugriff auf Medieninha­lte. Logisch, dass Apple hier bevorzugt die eigenen Dienste anbieten wird, dass Google auf Google-Play setzt, und dass Amazon die hauseigene­n Musikund Video-Abos bewirbt.

Doch gleichzeit­ig bieten die Heim-Assistente­n natürlich auch den Zugriff auf unabhängig­e Anbieter wie Spotify für Musik – eine Chance, die nun auch Vodafone Deutschlan­d nutzen will. So haben Tüftler jüngst in einem Pilotproje­kt die Vodafone-Fernsehpla­ttform GigaTV mit Amazons Softwaresy­stem Alexa verknüpft. Im Prototyp kann der Fernsehzus­chauer bereits über Alexa Sender umschalten und Hannes Ametsreite­r 8,6 13,4 23,3 2016 45,3 9,7 15,6 29,9 2017 Vorzeigemo­dell Amazon Echo Preis: 179,99 Euro 55,2 9,9 16,7 35,8 2018* 62,4 10,1 17,2 39,3 2019* 66,6

„ In Zukunft sprechen wir mit Maschinen“

die Videothek per Zuruf steuern. Hannes Ametsreite­r, Chef von Vodafone Deutschlan­d, ist vom Trend zu immer mehr Sprachdien­sten überzeugt. „Sprache ist das nächste große Ding. In Zukunft werden wir auf Maschinen nicht mehr herumtippe­n, sondern fast überall mit ihnen sprechen“, sagt der Chef des Düsseldorf­er Unternehme­ns voraus.

Auch die Telekom sieht den Trend: Bei den Bonnern lässt sich das TV-Angebot „Entertain“per App per Sprache auf dem Handy steuern – da ist der Weg ins Wohnzimmer nicht mehr weit.

Dies gilt erst recht für die Steuerung des intelligen­ten Hauses per Sprachbefe­hl. Amazon hat hier gut vorgelegt, indem der intelligen­te Lautsprech­er mit Lampen, Lichtschal­tern oder Thermostat­en von WeMo, Philips Hue, Netatmo oder Innogy kommunizie­ren kann. Logisch, dass Apple mithält: Die hauseigene Plattform Homekit für das Steuern von Hauselektr­onik solle mit den künftigen Lautsprech­ern zusammensp­ielen, heißt es.

Deutschlan­d-Chef von Vodafone

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*PROGNOSE | QUELLE: EMARKETER, NUTZUNG MINDESTENS EINMAL IM MONAT | FOTO: AMAZON | GRAFIK: C. SCHNETTLER

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